Kempen Bauernnachwuchs im Wettstreit

Kempen · In der Landwirtschaftsschule Deula in Kempen fand jetzt wieder ein Wettbewerb für angehende Landwirte statt. 81 Bewerber vom ganzen Niederrhein waren am Start. Der Gesamtsieger kommt aus Kerken.

 Prüfer Tobias Hoster (2.v.l.) kontrolliert, ob sich diese Auszubildenden auch mit der Fahrzeugelektrik für Landmaschinen auskennen.

Prüfer Tobias Hoster (2.v.l.) kontrolliert, ob sich diese Auszubildenden auch mit der Fahrzeugelektrik für Landmaschinen auskennen.

Foto: Wolfgang Kaiser

„ Ich habe mal als Elfjährige beim Kalben einer Kuh zugeschaut und war fasziniert davon“, erzählt in der Mittagspause die heute 18-jährige Paula Lagiewski (Wesel). Sie hat dann etwa fünf Jahre lang auf dem Bauernhof geholfen und dann mit der Ausbildung zur Landwirtin begonnen. „Von der Landwirtschaft und von den Traktoren habe ich schon im Kindergarten geschwärmt“, erzählt Jan-Niclas Sablewski (21), der sich gerade im Anrather Betrieb von Peter Joppen zum Landwirt ausbilden lässt.

Beide Azubis trafen sich jetzt in der Kempener Landwirtschaftsschule Deula mit 81 anderen jungen Leuten aus den Berufsschulen von Willich, Wesel und Kleve. Alle zwei Jahre veranstaltet die Deutsche Landjugend für die angehenden Landwirte, aber auch für die Forst- und Tierwirte oder für die Weinanbauer einen Berufswettbewerb. „Eigentlich hatten sich dafür 113 angemeldet, viele sind leider nicht erschienen“; sagte Christian Deselaers, der bei der Landschaftskammer ein Ausbildungsberater für den Regierungsbezirk Düsseldorf ist. Unterstützt wurde er in Kempen von Delia Büchmann und Simone Lategahn.

Mit dabei waren ferner einige Wertungsrichter, so die Landwirte Bernd Steves (Anrath), Ulrich Kraus (Grefrath) oder Thomas Hannen und Rudolf Platen, die beide ihre Betriebe in Tönisvorst haben. Auf die jungen Leute, die größtenteils von den Berufsschulen aus Kleve und Willich kamen und im ersten, zweiten oder dritten Ausbildungsjahr sind, warteten insgesamt fünf fachliche Prüfungen.

Zuerst einmal ging es um das Ausfüllen von zwei Fragebögen. Es wurde das Allgemeinwissen geprüft, aber auch Fragen zum Beruf gestellt. Dabei mussten beispielsweise auf einer großen Hektar-Fläche die erlaubte Menge von Düngemitteln je nach bestimmter Getreideeinsaat berechnet, die Eigenschaften von Sand- und Tonböden genannt oder beim Rind die Organe, die für die Verdauung oder für die Blutzirkulation sorgen, zugeordnet werden.

Danach ging es auch für den Schiefbahner Niklas Faßbender (20), der irgendwann einmal den Betrieb seines Vaters Werner Faßbender mit dem Hofladen übernehmen möchte, ans Praktische. In einer Deula-Halle mussten 20 Saatkorn-, Dünge- und Futtermischungen erkannt werden – von Sonnenblumenkernen bis zum Senf, vom Getreide bis zum Ölrettich. Gleich nebenan lagen die losen Kabel eines Traktoren-Anhängers herum. Aufgabe war es, die teilweise defekten Kabelstränge zu reparieren und diese dann wieder richtig zuzuordnen.

„Das kann man so oder so sehen“, kommentierte Jan-Niclas Sablewski. Er musste bei der fünften Aufgabe in freier Rede die Vor- und Nachteile für den Fall erläutern, dass die Azubis in der Woche im Ausbildungsbetrieb auch übernachten. „Sicherlich lernt man bei den Übernachtungen den Betrieb besser kennen, aber man trennt sich dann auch von seiner Familie und der Freundin“, meinte der 21-Jährige. Sein Kollege, der Grefrather Domenic Metzer (19), stellte bei seiner Präsentation seinen Ausbildungsbetrieb in Grefrath (den von Peter und Hermann-Josef Thönes) mit der Rinderaufzucht und den Milchkühen vor.

Nach Angaben des Experten Christian Deselaers hat sich die Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft in den vergangenen sechs Jahren nicht groß verändert. Landesweit kämen jährlich rund 1500 Auszubildende für den Bereich Landwirtschaft dazu. Bei etwa 47 Prozent läge die Quote der jungen Leute, die nicht aus einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb stammen, so Deselaers. Die Betriebe wünschten sich mehr weibliche Nachwuchskräfte. Es machten diesmal nur drei junge Damen bei dem Wettbewerb in der Kempener Deula mit. Der nächste findet übrigens erst 2021 statt.

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