Grefrath/Kempen Therapeuten fordern bessere Vergütung

Grefrath/KEMPEN · Mit einem Bündel von Problemen konfrontierten drei niedergelassene Therapeutinnen die CDU-Bundespoltiker Uwe Schummer und Stefan Rouenhoff. Die Problematik um die Heilberufe führt zu einem Fachkräftemangel.

 Physiotherapeuten mit eigener Praxis fordern eine angemessene Bezahlung für ihre erbrachten Leistungen.

Physiotherapeuten mit eigener Praxis fordern eine angemessene Bezahlung für ihre erbrachten Leistungen.

Foto: Präha

Die Liste der Probleme ist lang und vielschichtig: zu geringe Bezahlung, hohe Ausbildungs- und Weiterbildungskosten und viele bürokratische Hemmnisse, die teilweise darin gipfeln, dass bei Abrechnungskontrollen zum Beispiel schief sitzende Haken auf dem Rezept dazu führen, dass die Leistung von der Krankenkasse nicht bezahlt wird. Die Grefrather Ergotherapeutin Nadine Wöhler sowie die in Kempen praktizierende Logopädin Sonja Minten und die Physiotherapeutin Renate Erdmann, ebenfalls aus Kempen, haben die Problemlagen, mit denen sie sich als so genannte Heilmittelerbringer konfrontiert sehen, jetzt den beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (Kreis Viersen) und Stefan Rouenhoff (Kreis Kleve) vorgestellt. Hintergrund des Gesprächs ist die Vorstellung eines Sofortprogramms, das den Therapieberufen ein Vergütungsplus von 28 Prozent bescheren soll.

„Die Realität sieht so aus, dass Therapeuten in der ambulanten Versorgung in Vollzeit deutlich weniger verdienen als in stationären Einrichtungen“, sagt Nadine Wöhler, die seit 2004 eine ambulante Ergotherapie-Praxis mit inzwischen acht Mitarbeitern führt. Diese Diskrepanz macht es für ambulante Praxen unter anderem schwer, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Tatsache ist generell, dass das ausbildungsintensive Berufsfeld der Heilberufe aufgrund der geringen Bezahlung und der hohen Kosten der Ausbildung an Fachschulen viele Interessenten abschreckt. Andere wiederum gehen nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung nicht in den erlernten Beruf.

Die Agentur für Arbeit hat erstmals Berufe in diesen Bereich auf die Liste der Mangel-Berufe gesetzt. Durch das seit 2017 geltende Heil- und Hilfsmittelverordnungsgesetz soll es zwar in den nächsten drei Jahren zu besseren Honoraren kommen, aber weder Nadine Wöhler noch Sonja Minten oder Renate Erdmann sehen darin eine wirkliche Lösung, da ihrer Ansicht nach die Bezahlung der jeweils erbrachten Leistungen selbst bei Honoraranpassungen wegen der bisherigen geringen Dotierung noch immer kein entsprechendes Niveau erreicht. „Das Gesetz reicht nicht aus“, sagen sie unisono. Dazu kommt: Die Bindung an die Grundlohnsumme, die es zwar seit 2003 gibt und mit der die an die Reallohnsteigerungen gekoppelten Tarife steigen sollten, wurde erstmals 2015 umgesetzt. Baldige Hilfe tut not, doch das vorliegende Sofortprogramm hat wenig Chancen, schnell umgesetzt zu werden. Immerhin wären dafür 1,8 Milliarden Euro erforderlich.

Die beiden Bundestagsabgeordneten Schummer und Rouenhoff erfuhren bei dem Treffen in Grefrath von einem weiteren Problem, das die niedergelassenen Therapeuten belastet: Es betrifft das Abrechnungssystem. Heilmittelerbringer dürfen nur im Auftrag von Ärzten behandeln und sie dürfen keine Diagnosen stellen. Damit sind sie weisungsgebunden und als Therapeuten überprüfungspflichtig. Das heißt, es erfolgt eine Abrechnungskontrolle der von den Ärzten ausgestellten Rezepte. Diese Kontrolle beinhaltet nach Angaben der drei selbstständigen Therapeutinnen einen erheblichen bürokratischen Aufwand. Ein verrutschtes Kreuzchen in einem Rezept kann dabei schon dazu führen, dass die erbrachten Leistung nicht von der Krankenkasse bezahlt wird. Die Frauen stört auch, dass es für einige Leistungen keine eigenen Abrechnungsnummern gibt. Dazu gehören unter anderem Beratungen von Angehörigen, wie es bei einem Schlaganfallpatient oft der Fall ist. „Die Rahmenbedingungen machen uns das Leben zusätzlich schwer“, sagt Wöhler.

Die Wünsche nach Bürokratieabbau und einem fairen Vergütungssystem nahmen die beiden Bundestagsabgeordneten mit nach Berlin, wo ein Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ansteht.

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