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Bergbautradition in Kamp-Lintfort Warum Kinder auf dem Schirrhof ein Holzpferd bauen

Kamp-Lintfort · Künstler Andreas Baschek zeigt den Ferienkindern, wie es geht. Der nächste Workshop ist für die Herbstferien geplant. Für das Frühjahr 2023 gibt es Überlegungen, einen Workshop für Niederbergschüler aus Neukirchen-Vluyn anzubieten.

 Künstler Andreas Baschek (rechts) hat die Leitung des Bauworkshops am Schirrhof inne. Gearbeitet wird mit Materialien, die aus dem Bergbau stammen.

Künstler Andreas Baschek (rechts) hat die Leitung des Bauworkshops am Schirrhof inne. Gearbeitet wird mit Materialien, die aus dem Bergbau stammen.

Foto: Norbert Prümen

Seit Montag sägen, schleifen und schrauben sieben Kinder am Schirrhof. Die Zwölf- bis 14-Jährigen bauen ein hölzernes Pferd, das mit einem Stockmaß von gut einem Meter so groß ist wie ein kleines Pony. Am Donnerstag und Freitag wollen sie die Steigbügel aus Stahlketten fertigen, mit denen im ehemaligen Bergwerk „Friedrich Heinrich“ einmal runde Körbe mit Kleidung in den Kauen bis unter die hohe Hallendecke gezogen wurden, damit diese sicher war. Außerdem wollen die Kinder Mähne und Schwanz mit Material herstellen, das einst ebenfalls im Bergbau im Einsatz war.

„Pferde und Schirrhof passen gut zusammen“, berichtet Norbert Ballhaus, Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition, wie die Idee entstand, in einem Bau-Workshop ein hölzernes Pferd herzustellen. „In den 1920er Jahren standen im Schirrhof 20 Pferde, neben den mehreren 100, die unter Tage im Einsatz waren. Sie haben Kippkarren gezogen, einachsige Karren, die auch Schlagkarren hießen, mit denen zum Beispiel Kohle oder Baumaterial befördert wurde. So hatte die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition die Idee, in diesem Ferien-Workshop ein Holzpferd zu bauen, erzählt Ballhaus.

Die Fördergemeinschaft, deren Vorsitzender der einstige Moerser Bürgermeister ist, bietet den Workshop erneut mit der Mobilen Jugendarbeit der Stadt an, die mit Ansprechpartnerin Michelle Zupancic für die pädagogische Betreuung zuständig und immer vor Ort ist. So ist der Workshop Teil des Ferienprogramms „Holiday Fun“.

Eingebunden ist der Künstler Andreas Baschek, wie bei den letzten beiden Workshops, bei denen die Mädchen bereits in leichter Überzahl gegenüber den Jungen waren. In den Sommerferien 2021 und in den Herbstferien 2021 hatte der Moerser Künstler zusammen mit Zwölf- bis 14-Jährigen am Schirrhof aus Euro-Paletten Sitzmöbel hergestellt, die dort einen dauerhaften Platz gefunden haben.

Auch diesmal soll das hölzerne Pferd, das Ergebnis des Workshops ist, am Schirrhof stehen bleiben. „Stabil genug ist es“, sagt Jörg Salobir. „Es ist noch ein kleines Fundament notwendig, damit es nicht umfallen kann.“

Als neues Vorstandsmitglied der Fördergemeinschaft ist er für Projekte zuständig, wie das Ferienprojekt, um jeden Tag dabei sein, genauso wie Lehramtsstudent Domenik Dürr und ein wechselndes Mitglied der Fördergemeinschaft. „Beim Workshop in den Herbstferien sollen wieder Holzpferde gebaut werden. Material für insgesamt drei Pferde ist vorhanden“, berichten sie.

Andreas Baschek, der auch Projektkoordinator für Kunst an der Gesamtschule Niederberg in Neukirchen-Vluyn ist, denkt bereits über ein übernächstes Projekt im Frühjahr 2023 nach. „Es könnten Schüler der Gesamtschule Niederberg kommen, um am Schirrhoff mit dem Handwerk in Kontakt zu kommen“, sagt der 56 Jahre alte Künstler. „Bei den Workshops erfahren sie sich selbst. Sie haben Freude an handwerklichen Tätigkeiten. Sie lernen ganz nebenbei andere Dinge, zum Beispiel das Arbeiten in einer Gruppe oder die Mathematik, weil sie Größen aufzuteilen oder Einheiten umzurechnen haben.“

Der Workshop in den nächsten Sommerferien soll mit dem Projekt „Erdung“ verknüpft sein, zu dem im Frühjahr 2022 am Haus des Bergmanns an der Ebertstraße ein Nutzgarten angelegt wurde. Wie der Workshop genau ausgestaltet sein soll, steht noch nicht fest. „Bergleute vereinigen fast Gewerke“, sagt Norbert Ballhaus und fügt hinzu: „Deshalb sind verschiedene Angebote denkbar.“

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