Ein Jahr am neuen Standort in Kaarst Ikea wertet seine Energiebilanz aus

Kaarst · Nach einem Jahr am neuen Standort zieht Store-Manager Stephan Laufenberg ein positives Fazit. Kritik kommt hingegen von den Grünen.

 Das neue Ikea-Haus wurde im Oktober vergangenen Jahres eröffnet. Die Bilanz des Unternehmens fällt positiv aus.

Das neue Ikea-Haus wurde im Oktober vergangenen Jahres eröffnet. Die Bilanz des Unternehmens fällt positiv aus.

Foto: Kirschstein, Frank

Während jüngst an der Düsselstraße der Abriss des alten Ikea-Turms eine Art symbolische Endgültigkeit in Sachen Abschied vom ehemaligen Standort vermittelte, zieht die Nachfolge-Filiale des schwedischen Möbelgiganten an der Hans-Dietrich-Genscher-Straße ihre erste Bilanz.

Store-Manager Stephan Laufenberg bezeichnet die vergangenen zwölf Monate als „abwechslungsreich und turbulent“. Als bislang spannendste Zeit in seiner Ikea-Laufbahn. Unterm Strich stehe eine große Zufriedenheit. Vor allem, weil man die vor der Eröffnung angepeilte Besucherzahl von rund zwei Millionen im ersten Jahr erreicht habe.

Laufenberg macht keinen Hehl daraus, dass die Monate unmittelbar vor und nach der Eröffnung intensiv waren für ihn und seine Mitarbeiter. Schließlich galt es im Zuge der Umstellung auf die neuen Begebenheiten (vom kleinsten Ikea Deutschlands zum weltweiten Vorzeigeprojekt), Arbeitsabläufe zu verbessern. „Die Rückmeldungen der Kunden sind positiv“, sagt Laufenberg. Auch das im Vorfeld befürchtete „Verkehrschaos“ sei ausgeblieben, was auch der Kaarster CDU-Chef Lars Christoph bestätigt: „Das Verkehrskonzept geht super auf. Auch an Samstagen ist es nicht überfüllt.“

Anders als der alte Standort ist das neue Haus nicht ans S-Bahn-Netz der Linie 28 angeschlossen. Darum muss Ikea immer noch mit Shuttle-Bussen nachhelfen. Im Zuge der Weiterentwicklung des Gewerbegebietes Kaarster Kreuz spricht sich Laufenberg für die Schaffung einer zusätzlichen ÖPNV-Verbindung aus. Diese würde es laut Lars Christoph schon geben – wenn Ikea sich bereit erklärt hätte, die gut 200.000 Euro jährlich für die zusätzliche Buslinie zu zahlen.

Ikea bewirbt das Projekt in Kaarst als „erstes nachhaltiges Einrichtungshaus in Deutschland“. Geheizt wird mit einem eigenen Blockheizkraftwerk, Strom liefern Solarthermie- und Photovoltaikanlagen. Erste verlässliche Zahlen, welche Einsparungen dadurch tatsächlich erzielt werden konnten, soll es jedoch erst im kommenden Frühjahr geben. „Wir sind im Auswertungsprozess“, sagt Laufenberg. Dabei werde auch beurteilt, wie die einzelnen Komponenten ineinander greifen und wo es Handlungsbedarf gibt. Was der Store-Manager aber jetzt schon sagen kann: Die Verwendung von Regen- und sogenanntem Grauwasser (benutztes Handspülwasser) für die Toilettenspülungen habe eine „große Ersparnis“ eingebracht.

Der Kaarster Grünen-Chef Christian Gaumitz sieht das als hochmodern beworbene Nachhaltigkeitskonzept kritisch. „Ja, man setzt dort unter anderem auf Regenwasser, Tageslicht und LED-Technik, aber wirklich innovativ ist das alles nicht“, sagt Gaumitz. In anderen Häusern sei das, was Ikea als Vorzeigeprojekt verkaufe, bereits Standard. Doch Gaumitz hat noch einen weiteren Kritikpunkt: „Uns wurde erzählt, dass es eine E-Fahrzeug-Flotte für Kunden geben soll, damit Waren nach Hause gefahren werden können. Doch nun gibt es lediglich ganz normale Transporter.“

Das Verkehrskonzept rund um die Ikea-Neueröffnung habe zwar bislang funktioniert. Der Kaarster Grünen-Chef befürchtet jedoch, dass sich das schlagartig ändern könnte, sobald es weitere Ansiedlungen im Gewerbegebiet Kaarster Kreuz geben wird. „Weiterer Ausbau von Straßen wird nötig sein – und das kostet richtig Geld.“

Anneli Palmen, Fraktionsvorsitzende der Kaarster SPD, sieht das unkritischer. Sie hofft, dass das neue Ikea-Haus eine Initialzündung sein wird, um das Gebiet, von dem sich die Stadtverwaltung viele neue Gewerbesteuereinnahmen verspricht, weiter zu entwickeln. Von dem schwedischen Möbelhersteller wünscht sie sich am neuen Kaarster Standort weitere Anpflanzungen im Außenbereich. „Die werden aber sicher noch kommen“, sagt Anneli Palmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort