Wasserversorgungskonzept in Jüchen Streit um das Trinkwasser geht weiter

FWG fürchtet nach dem Tagebau deutliche Verschlechterung des Trinkwassers und will eine unabhängige Institution anhören. Es gibt Zweifel an dem Wasserversorgungsgutachten, fußend auf eigenen Angaben des RWE-Wasserwerkes.

 Die Kontroverse um das Trinkwasser setzt sich am Montag im Stadtrat fort.

Die Kontroverse um das Trinkwasser setzt sich am Montag im Stadtrat fort.

Foto: dpa, rwe sab rho

Die Kontroverse um das erste Wasserversorgungskonzept, zu dessen Aufstellung die Gemeinde Jüchen wie auch alle anderen Kommunen verpflichtet ist, setzt sich jetzt fort. Nachdem der Hauptausschuss, wie berichtet, das Wasserversorgungskonzept in seiner jetzigen Form nicht an den Rat weiterempfohlen hat, liefert FWG-Fraktionsvositzender Gerolf Hommel zur Ratssitzung am Montag weiteren „Sprengstoff“. Der Tenor der Argumente, die auch zur Ablehnung im Hauptausschuss führten, ist der Zweifel an den Angaben zur Qualität des Trinkwassers, das Jüchen aus dem RWE-Wasserwerk in Fürth bzw. aus denn Brunnen im und am Tagebau stammt.

Der für die Erstellung des Wasserversorgungskonzeptes zuständige Gutachter hatte sich nach eigenen Angaben nur auf die von den Wasserwerken selbst vorgelegten Daten für seine Zusammenstellung verlassen. Nach objektiveren Kriterien hatte auch bereits der Hauptausschuss gefragt und Hommel hatte auch bereits auf Daten des Landesumweltamtes verwiesen, die im Ausschuss vom Sprecher der Kreiswerke Grevenbroich allerdings als eine „persönliche Meinung“ oder Interpretation abgetan wurden.

Deshalb legt der FWG-Chef jetzt noch einmal nach. Aber auch die CDU hat zur Ratssitzung noch Fragen zum Wasserversorgungskonzept nachgeliefert, die Ralf Cremers so formuliert: „Wie liegen die Wasserversorgungskosten im Vergleich zu den anderen Kommunen im Rhein-Kreis Neuss? Wie werden sich die Kosten der Wasserversorgung voraussichtlich nach Ende des Tagebaus entwickeln? Wie ist das sich verändernde Klima im Konzept berücksichtigt?“

Und Hommel verweist erneut auf das Landes-Umweltministerium, das in einigen Teilen Nordrhein-Westfalens sehr wohl durch den Klimawandel mit fallenden Grundwasserständen rechnet. Er sagt: „Klimawandel und Tagebau werden für unsere Stadt Veränderungen zur Folge haben.“ Die neue Landesregierung habe erklärt, dass es nach dem Tagebauende mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer dauerhaften Verschlechterung der Grundwasserqualität kommen werde und halte es für entscheidend, dass ausreichende finanzielle Mittel für mögliche „Ewigkeitskosten“ (seitens RWE) zur Verfügung stehen, schreibt Hommel.

Und für den chemischen Zustand des Trinkwassers „werden Verschlechterungen infolge aktueller Tagebautätigkeiten im Zuge des Grundwasserwiederanstiegs erwartet“, fügt er hinzu und zitiert damit aus Hintergrundpapieren zur Braunkohle, die ihm vorliegen. Auch sei auf auf Nachfrage im Hauptausschuss erklärt worden, dass „unser“ Wasserwerk Fürth nach 2030 schließen wird. Ab 2020 soltlen konkrete Vorbereitungen für die Zeit danach beginnen. Das würde aber laut Hommel bedeuten, dass das Wasserversorgungskonzpt mit seiner Geltungsfrist von sechs Jahren zu kurz greife, zielt er auf die Frage der künftigen Versorgungssicherheit ab, die auch im Ausschuss gestellt wurde. Die FWG habe Informationen, wonach Jüchen künftig aus dem sogenannten Korschenbroicher Feld mit Trinkwasser versorgt werden soll.

Und Hommel erinnert an die Erklärung eines Erftverbvandsprechers am 3. September im Jüchener Betriebsausschuss. Dort habe es geheißen, dass einige der heutigen Trinkwasserbrunnen in absehbarer Zeit wegen hoher Sulfatkonzentrationen geschlossen werden müssten. „Was ist konkret mit absehbarer Zeit gemeint? Was heißt das für uns?“, will Hommel jetzt wissen und verweist auf Pyrit (Eisendisufid), das sich beim Wiederanstieg des Grundwassers nach Tagebauende in der Abraumkippe bilde und in zu hoher Konzentration negative Auswirkungen auf die Darmtätigkeit habe. RWE versuche schon heute, das Pyrit mit Kalk zu minimieren, hat Hommel in einer wissenschaftlichen Studie von Prof. Frank Wisotzky von der Ruhr-Univedrsität Bochum gelesen, den er als „unabhängige Institutionen“ oder auch den BUND in den Gemeinderat einzuladen vorschlägt.

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