Jüchen Die Flüchtlings-Integration fängt erst an

Jüchen · Ute Schwieren organisiert als Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde auch Fortbildungen in Rechtskunde, oder sie warnt vor Schuldenfallen durch Handyverträge. Die großen Themen sind aber die Wohnungs- und Arbeitssuche.

 Integrationsbeauftragte Ute Schwieren (r.) mit Kämmerin und Sozialdezernentin Annette Gratz.

Integrationsbeauftragte Ute Schwieren (r.) mit Kämmerin und Sozialdezernentin Annette Gratz.

Foto: Gundhild Tillmanns

Die Zeiten der akuten Notaufnahmen von Flüchtlingen sind in Jüchen zwar vorbei. Doch jetzt fängt die eigentliche Integration der Neubürger erst richtig an: Das weiß Ute Schwieren, die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Jüchen. Und das bestätigt Kämmerin und Sozialdezernentin Annette Gratz: 

„Wir werden auf absehbare Zeit auf die Integrationsstelle absolut nicht verzichten können“, betont die Sozialdezernentin, obzwar die Stelle mit dem Rückgang der Flüchtlingszuzüge deutlich verkleinert wurde. In der Anfangszeit, als noch fast täglich neue Flüchtlinge nach Jüchen zur Notaufnahme in den ehemaligen Supermarkt an der Odenkirchener Straße kamen, wurde die Integrationsstelle mit zwei Caritas-Sozialarbeiterinnen, einer Dolmetscherin, zwei Hausmeistern und zwei Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung aufgebaut. Dazu kam ein Heer von Ehrenamtlern, die die Notunterkunft mit betreuten, und die auch heute – etwa zwei Jahre später – teilweise noch in der Flüchtlingshilfe aktiv sind.

Geblieben sind Ute Schwieren, eine weitere Verwaltungskraft, die aber nur stundenweise für die Flüchtlingsintegration tätig ist, sowie die Hausmeisterstelle in den Asylbewerberhäusern an der Jülicher Straße. Dort unterhält die Caritas in der als Begegnungsstätte genutzten Unterkunft weiterhin ein mit ihren Sozialarbeiterinnen zu bestimmten Sprechzeiten besetztes Büro. Ute Schwieren ist auch durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe in Hochneukirch sozusagen der Dreh- und Angelpunkt für die Asylbewerber.

Aktuell leben laut Annette Gratz 343 Flüchtlinge in Jüchen, 84 Flüchtlinge befinden sich noch im Asylverfahren, 74 sind bereits abgelehnte Asylbewerber. Das Gros der Flüchtlinge, nämlich 133 Personen, ist in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen. 92 Kinder, 112 Erwachsene zwischen 31 und 65 Jahren sowie fünf Personen, die älter als 65 Jahre sind, gehören zur „Klientel“ der Integrationsbeauftragten.

Hauptaufgabe und gleichzeitig Problem bestehe aktuell darin, Wohnraum auf dem freien Markt für die Flüchtlinge mit Bleiberecht zu finden, berichten Schwieren und Gratz. Das gelinge zwar immer wieder in Einzelfällen, es sei aber bei den örtlichen Vermietern oft sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig. Und: Flüchtlinge mit eigenen Wohnungen sind schwerer für die Fortbildungsangebote der Integrationsbeauftragten zu erreichen. Das zweite große Thema ist die Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung, um die sich die Integrationsbeauftragte nach Kräften für die Flüchtlinge bemüht. Sie bedauert allerdings, dass vor allem die afrikanischen Flüchtlinge zwar arbeiten und Geld verdienen, aber nicht unbedingt auch eine Berufsausbildung machen wollten. In einem Fall sei es aber jetzt gut gelungen, einem Afrikaner einen Ausbildungsplatz zu verschaffen.

Und um den Flüchtlingen Alltagshilfen zu geben, kann sie auf Mittel aus einem Landesprogramm zurückgreifen. Diese wurden etwa für einen Rechtskunde-Workshop eingesetzt, der auch noch fortgesetzt werden soll. Um in Kontakt mit den Flüchtlingsfrauen zu kommen, hat die Integrationsbeauftragte einen Näh- und Gesprächskreis eingerichtet. Themen wie das Asylrecht oder auch eine Schuldnerberatung, um Flüchtlinge etwa vor den Gefahren von Handyverträgen zu warnen, stehen als nächstes auf ihrem Fortbildungsplan für die Flüchtlinge in Jüchen.

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