Kreative Idee in Corona-Krise Kirmes in Wipperfürth wird stundenweise vermietet

Wipperfürth · Eine komplette Kirmes für sich allein: Dieser Kindestraum geht in Wipperfürth im Bergischen Land in Erfüllung. Dabei entstand die Idee aus der Not der Folgen der Corona-Pandemie heraus.

Inhaber Patric Bauer (r.) und Mitarbeiterin Jaqueline Schreiber auf der stationären Kirmes in Wipperfürth, die auch Hückeswagener stundenweise mieten können.  foto: weitzdörfer

Inhaber Patric Bauer (r.) und Mitarbeiterin Jaqueline Schreiber auf der stationären Kirmes in Wipperfürth, die auch Hückeswagener stundenweise mieten können. foto: weitzdörfer

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Es ist ein Phänomen, das sich in Zeiten von Corona an den unterschiedlichsten Stellen offenbart: Menschen werden erfinderisch und setzen oft Dinge um, deren Zeit ansonsten noch gar nicht gekommen wäre. So etwa auch bei Patric Bauer, Inhaber von Veranstaltungstechnik Bauer, in Wipperfürth-Kupferberg. „Uns sind mit dem Ausbruch des Coronavirus und den dazugehörigen Einschränkungen sämtliche Veranstaltungen erst einmal weggebrochen“, sagt Bauer. Der Wipperfürther hat ein Schaustellergeschäft und den Bereich der Veranstaltungstechnik – vermutlich noch auf absehbare Zeit wird es weder Jahrmärkte noch größere Veranstaltungen geben.

Dann habe die sogenannte Baubuchverlängerung angestanden, der TÜV für Fahrgeschäfte. „Das ist alle zwei Jahre der Fall und war dann in diesem Jahr wieder dran“, sagt Bauer. Zu diesem Zweck müsse er auf dem Firmengelände alle Fahrgeschäfte aufbauen, die dann überprüft würden. „Und weil die dann ja ohnehin schon standen, habe ich mir gedacht: Da kannst du doch was draus machen“, sagt der Wipperfürther und schmunzelt. Und so steht auf dem Firmengelände an der Dörpinghauser Straße jetzt eine kleine Kirmes mit Autoscooter, Dosenwurfbude, Kinderkarussell, Schießbude, Popcorn und gebrannten Mandeln.

Die kleine Kirmes, die unter dem Namen „Kirmes-Zauber“ läuft, kann stundenweise für 79 Euro (eine Familie/fünf Personen) gebucht werden. „Wir mussten ein Hygienekonzept erstellen und Genehmigungen vom Ordnungsamt einholen – aber pünktlich zu Christi Himmelfahrt waren wir fertig und konnten die ersten Familien begrüßen“, sagt Veranstaltungskauffrau Jaqueline Schreiber. Die Idee sei gar nicht so neu, sie sei vielmehr vorgezogen worden. Auch das eine Entwicklung, die sich während der Corona-Krise immer wieder gezeigt hat. „Ich hatte schon seit einiger Zeit vor, eine solche Art von stationärer Kirmes anzubieten – etwa für Weihnachtsfeiern oder ähnliche Feste“, sagt Bauer.

Jetzt kann der „Kirmes-Zauber“ erst einmal stundenweise gebucht werden. „Das kann nur online gemacht werden, um die Planung so einfach wie möglich zu machen, aber auch um unnötigen Kontakt beim Ticketkauf vor Ort zu vermeiden“, sagt Bauer. Es ist ein Angebot, das sich vor allem an Familien richtet. „Wegen der Einschränkungen dürfen ja nur maximal zwei Familien zu jeweils fünf Personen auf dem Gelände unterwegs sein. Nach dem Kauf im Online-Shop bekommt man ein Online-Ticket aufs Smartphone, das man auch ausdrucken kann“, erklärt Jaqueline Schreiber. Das zeigt man am Einlass vor, so dass auch ein kontaktloser Eintritt möglich ist.

Auch auf dem Gelände gelten einige Hygieneregeln. Damit diese auch direkt jedem klar sind, erklingt beim Eintritt ein fröhlicher Jingle, eine sonore Stimme erklärt zu typischer Kirmes-Musik, was man tun und lassen soll. „Es stehen Spender mit Desinfektionsmittel am Eingang, die Autoscooter sind desinfiziert und dann mit einem Plastiktütchen über dem Lenkrad bereitgestellt. Ansonsten kann man sich frei auf dem Gelände bewegen und die Fahrgeräte nach Lust und Laune benutzen“, sagt Bauer. Zu gewinnen gibt es beim Dosenwerfen und an der Schießbude auch etwas – allerdings nur Trostpreise. „Die üblichen großen Gewinne, etwa Plüschtiere, gibt es nicht“, sagt Jaqueline Schreiber. Es seien schon einige Familien beim „Kirmes-Zauber“ gewesen, erklärt Bauer. „Was man wirklich schön beobachten kann, ist, dass die Familien mit mehreren Generationen da waren: Eltern, Kinder und teilweise auch Großeltern. Das ist toll, wenn die Familien gemeinsam etwas unternehmen und ihren Spaß haben“, ergänzt Jaqueline Schreiber. Zum Abschluss, wenn sich die gebuchte Stunde ihrem Ende zuneigt, bekommen die Familien beim Verlassen des Geländes noch ein „Snackpaket to go“ überreicht. „Da gibt es dann eine Tüte mit Popcorn, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte, um das Kirmes-Flair abzurunden“, sagt Bauer.

Der Wipperfürther Unternehmer ist zufrieden, wie sich seine Idee entwickelt hat. „Wir waren wohl die erste Anlage deutschlandweit, die wieder den Betrieb aufgenommen hat. Das Interesse ist sehr groß – auch bei den Kollegen anderer Schaustellerbetriebe“, sagt Bauer. Bei den Besuchern sei der Autoscooter der Renner, und dabei sei es auch egal, ob sich die großen oder kleinen Besucher hinters Steuer setzten.

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