Hilden Kinder reden Temposündern ins Gewissen

Hilden · Mit der Polizei haben Mitglieder des Kinderparlaments vor dem Abenteuerspielplatz Autofahrer angehalten und Zitronen verteilt.

 Klara (10) und Polizeihauptkommissar Oliver Schult halten an der Richard-Wagner-Straße direkt vor dem Abenteuerspielplatz bei einer Aktions des Kinderparlaments Temposünder an.

Klara (10) und Polizeihauptkommissar Oliver Schult halten an der Richard-Wagner-Straße direkt vor dem Abenteuerspielplatz bei einer Aktions des Kinderparlaments Temposünder an.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Klara (10) nimmt den Autofahrer mit der Laserpistole der Polizei ins Visier und drückt ab: 32 km/h, das sind zwei Kilometer pro Stunde zu viel. Auf der Richard-Wagner-Straße gilt Tempo 30. Polizist Oliver Schult hebt ein paar Meter weiter vorne die Kelle und winkt den Autofahrer raus. Es folgt eine Ansage der Kinder an den Autofahrer, außerdem erhält er eine Zitrone, auf die die Kinder ein wütendes Gesicht gemalt haben. Dem Mann ist es sichtlich unangenehm, dass ihn Kinder auf seine Tempoüberschreitung hinweisen.

Die AG Umwelt, Natur und Verkehr des Kinderparlaments Hilden hat am Dienstagabend eine Stunde lang vor dem Abenteuerspielplatz im Hildener Norden Autofahrer kontrolliert. Jedes Kind durfte einmal mit der Laserpistole das Tempo messen. Eine andere Gruppe überreichte den Autofahrern nach einem kurzen Gespräch entweder eine Orange oder eine Zitrone. „Die Zitrone bekommen Autofahrer, die zu schnell unterwegs waren. Wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hat, erhält eine Orange“, erklärt Kinderparlament-Koordination Susanne Hentschel. Am Ende bleiben nach einer Stunde mehr Zitronen als Orangen übrig.

„Wir haben uns im Vorfeld mehrere Straße ausgeguckt und der Polizei vorgeschlagen“, erklärt Susanne Hentschel weiter. Die Kinder haben von ihren eigenen Erfahrungen berichtet. In Absprache mit der Polizei fiel die Wahl letztlich auf die Richard-Wagner-Straße. „Hier fahren die Autofahrer am schnellsten“, hieß es. Am Dienstagabend aber hält sich der Großteil an das Tempolimit. Das liegt einerseits an dem massiven Aufgebot an Kindern mit Warnweste, das schon von weitem zu sehen ist. Andererseits blockiert ein Rettungswagen im Einsatz viele Minuten eine Straßenseite, sodass die Autofahrer abbremsen müssen. Viele sind irritiert, wenn sie dann trotzdem herausgewunken werden.

„Guten Abend, mein Name ist Schult von der Polizei Hilden. Die Kinder vom Kinderparlament möchten Ihnen etwas sagen“, erklärt der Bezirksbeamte Oliver Schult dann den konsternierten Autofahrern. Die junge Frau mit Kind im Kindersitz auf der Beifahrerseite lächelt, als die Parlamentarier mit ihr reden: „Sie sind vorbildlich gefahren. Das finden wir gut. Deshalb bekommen Sie eine Orange mit lächelndem Smiley von uns. Bitte fahren Sie weiter so langsam.“

„Wir unterstützen diese Aktion gerne“, sagt Oliver Schult. Der Polizist glaubt, dass die Autofahrer die Ansprache der Kinder ganz anders aufnehmen als die eines Erwachsenen. „Vor allem, wenn der Fahrer selber Kinder hat“, sagt er. Die Kinderparlamentarier werden auf diese Weise außerdem an das Thema herangeführt und hätten einen gewissen Vorsprung, wenn sie selbst einen Führerschein machten. Die Teilnehmer der Kontrolle löchern den Polizisten unentwegt mit Fragen. Beispielsweise ob Autos auch aus dem Verkehr gezogen werden, wenn sie kaputt sind. „Das kann passieren, kommt aber auf die Schäden an“, erklärt Schult. Dann kommt schon der nächste Autofahrer, der sich mit 29 km/h ans Tempolimit hält. „Großes Lob“, raunt der Polizist den Kindern zu, als der Wagen anhält. Dann erhält der Mann eine Orange.

Die zehnjährige Klara hat die Lasermessung unterdessen ihren Parlamentskollegen überlassen und ist zur anderen Gruppe gegangen, die die herausgewunkenen Autofahrer anspricht. Ob sie sich denn schon einen Spruch überlegt hat, wenn ein Autofahrer zu schnell unterwegs sei? Nein, sagt sie. Aber ein Problem wird sie damit nicht haben: „Ich habe auch schon Papa gesagt, dass er langsamer fahren soll.“

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