Nach Unfällen am Harttor und am Holländer See Polizist erklärt Kreisverkehre in Geldern

Geldern · Zwei Unfälle mit Radfahrern im Kreisverkehr passierten Anfang Juli in Geldern. Ein Polizist erklärt, wieso es immer wieder zu brenzligen Situationen in Kreiseln kommt und wie sich Verkehrsteilnehmer richtig zu verhalten haben.

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Anfang Juli wurde ein 16-jähriger Radfahrer bei einem Unfall am Kreisverkehr am Harttor in Geldern schwer verletzt. Der Radfahrer und ein Lkw fuhren aus Richtung Veert kommend gleichzeitig in den Kreisel. Als der Lkw-Fahrer in Richtung Mühlenweg abbog, befand sich der Jugendliche, der Richtung Innenstadt weiterfahren wollte, im toten Winkel. Nur kurz darauf kam es erneut zu einem Unfall an einem Gelderner Kreisverkehr, diesmal am Holländer See. Ein Autofahrer hatte beim Einfahren in den Kreisverkehr einen von links kommenden 29-jährigen Radfahrer aus Geldern übersehen. Dass in so kurzer Zeit zwei Unfälle an zwei Gelderner Kreisverkehren passieren, ist Zufall. Dass insgesamt nur so wenige Unfälle am Kreisverkehr am Harttor passieren, überraschend.

Das ist jedenfalls der Eindruck vieler Gelderner, die sich nach dem Unfall des 16-jährigen Radfahrers an unsere Redaktion gewandt und ihre Unzufriedenheit über die Verkehrssituation am Kreisverkehr am Harttor geschildert haben. Warum es so oft zu brenzligen Situationen an diesem Kreisverkehr kommt und warum sich viele Verkehrsteilnehmer oftmals in einem Kreisel falsch verhalten, erklärt Polizist Christoph Ploß. Er ist Leiter des Verkehrsdienstes im Südkreis.

 Polizist Christoph Ploß am Kreisverkehr am Harttor in Geldern.

Polizist Christoph Ploß am Kreisverkehr am Harttor in Geldern.

Foto: Adrian Terhorst

Kreisverkehr am Harttor:

Es dauert keine fünf Minuten, da hat Polizist Ploß am Kreisverkehr beim Rewe-Markt schon mehrere Verfehlungen von Verkehrsteilnehmern ausgemacht: Autos, die über den inneren Ring fahren, Radfahrer, die im Kreisel rechts am Fahrbahnrand fahren und andere Radfahrer, die den Fußgängerweg benutzen. „Das große Problem an diesem Kreisverkehr ist, dass die meisten Auto- und Fahrradfahrer im Kreisel nicht wie angedacht hintereinander, sondern nebeneinander fahren“, sagt Ploß. So komme es nämlich immer wieder dazu, dass Autofahrer Radfahrer im Kreisverkehr überholen und dabei rechtswidriger Weise den Innenring überfahren. „Dadurch entsteht regelmäßig die Gefahr, dass sich der Radfahrer beim Abbiegen des Autos im toten Winkel befindet“, sagt Ploß.

Würden sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten, indem sie hintereinander fahren, „gäbe es bei dieser Art Kreisverkehr keinen einzigen Konfliktpunkt“, sagt der Polizist. Das Problem: „Nebeneinander zu fahren, ist nicht verboten“, sagt Ploß. Der Verstoß ist also erst ahndungswürdig, wenn der Unfall bereits passiert ist. Hinzu kommt: Vielen Radfahrern ist gar nicht bewusst, dass sie im Kreisverkehr mitten auf der Fahrbahn und nicht am Rand fahren sollen. Denn es fehlen zum Beispiel Schilder, die die Radfahrer darauf hinweisen. „Ein Hinweisschild würde sicherlich helfen“, sagt Ploß. Verwirrend ist aus seiner Sicht auch die weiß markierte Abgrenzung für die Radfahrer auf der Fahrbahn, kurz bevor sie aus Richtung Veert kommend auf die Straße geführt werden und in den Kreisverkehr einfahren. „Denn so wird Radfahrern fälschlicherweise suggeriert, dass sie sich, kurz bevor sie in den Kreisel fahren, neben den Autofahrern auf der Straße einordnen sollen.“ Bereits diskutiert wird die Idee, die Radfahrer, die aus Veert kommen, schon früher auf die Straße zu führen, damit sie nicht nebeneinander vor der Kreisverkehr-Einfahrt stehen. Ploß würde diese Variante ebenfalls befürworten. „Die Verkehrsteilnehmer würden so früher aufeinandertreffen und sich mischen“, sagt der 42-Jährige.

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Kreisverkehr am Holländer See:

Den Kreisel am Holländer See empfindet Ploß an sich als sehr übersichtlich. Nicht nur, weil er – auch platzbedingt – deutlich breiter ist als der am Harttor, sondern auch, weil die Radfahrer außen herumgeführt werden. „Viele Verkehrsteilnehmer, insbesondere Radfahrer, nehmen diese Kreisverkehr-Variante auch subjektiv als die sicherere wahr“, sagt Ploß. „Dabei gibt es objektiv gesehen mehr Konfliktpunkte als am Harttor.“ Denn: Am Kreisel am Holländer See kreuzen Autofahrer sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausfahrt die Spur der Radfahrer und Fußgänger. Auch Studien würden belegen, dass „Mischkreisverkehre“ wie am Rewe-Markt eigentlich sicherer seien – zumindest, wenn sich alle an die Regeln hielten.

Nicht ganz klar seien vielen Verkehrsteilnehmern bei Kreisverkehren wie dem am Holländer See jedoch die Vorfahrtsregelungen, stellt Ploß immer wieder fest. In Bezug auf die außen herumfahrenden Radfahrer gilt: „Radfahrer haben immer Vorrang, sowohl vor den ein- als auch den aus dem Kreisverkehr herausfahrenden Fahrzeugen“, sagt der Polizist. Anders sei es jedoch bei den Fußgängern: „Beim Ausfahren aus dem Kreisverkehr sind die Fußgänger vorfahrtsberechtigt“, sagt der 42-Jährige. „Beim Einfahren in den Kreisverkehr hat aber der Autofahrer Vorrang vor dem Fußgänger.“

Als etwas problematisch findet Ploß die Regelung für die Radfahrer, die in Richtung Krefelder Straße fahren wollen. Denn der Radweg darf in beide Richtungen befahren werden. „Das führt zu zusätzlichen Gefahrensituationen“, sagt der Polizist. „Autofahrer, die zum Beispiel vom Friedhofsparkplatz fahren, rechnen nicht unbedingt damit, dass die Radfahrer an dieser Stelle auch von rechts kommen dürfen.“

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