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Planerin im Tagebau Garzweiler Eine Frau kommandiert die Baggerriesen

Grevenbroich · Andrea Neubacher ist Planerin im Tagebau Garzweiler. Ihr größtes Projekt, an dem sie mitwirkte, war die A 44n.

 Andrea Neubacher ist als Ingenieurin in der Tagebauplanung Garzweiler beschäftigt. Die 40-Jährige hat nicht nur heute, sondern quasi das ganze Jahr über ihren „Girls’ Day“.

Andrea Neubacher ist als Ingenieurin in der Tagebauplanung Garzweiler beschäftigt. Die 40-Jährige hat nicht nur heute, sondern quasi das ganze Jahr über ihren „Girls’ Day“.

Foto: Gundhild Tillmanns

Andrea Neubacher hat das ganze Jahr über „Girls’ Day“, nicht nur heute. Denn sie ist Ingenieurin in der Tagebauplanung Garzweiler II. Eine Männerdomäne, in der sich die 40-Jährige aber als Arbeitsgruppenleiterin längst souverän zu behaupten gelernt hat. „Am Anfang war es manchmal hart“, blickt sie auf ihre ersten Ausbildungsjahre „draußen“ im Tagebau als Vermessungstechnikerin zurück.

Hart war es dort, bei Wind und Wetter, vor allem im Winter, „ihre Frau zu stehen“. Hart war aber auch der Umgangston „zumindest bei einigen der männlichen Kollegen“, erinnert sie sich, allerdings ohne sich zu beklagen: „Ich war ja nicht alleine, eine Kollegin hat damals mit mir die Ausbildung angefangen“, sagt sie. Und Frauen seien in der Vermessungstechnik nicht unbedingt eine Besonderheit – im Tagebau aber sehr wohl.

Schon längst hat Andrea Neubacher, die sich über die Jahre bei RWE weiterbildete zunächst als Technikerin und schließlich zur Ingenieurin avancierte, ein gesundes Selbstbewusstsein als Frau in einem sogenannten Männerberuf entwickelt. Sie ist in ihrer Abteilung eine von drei Frauen unter weiteren 22 männlichen Kollegen. Und sie erfährt auch viel Zustimmung: „Uns wird immer gesagt, der Umgangston sei viel besser, wenn auch Frauen zum Beispiel bei den Besprechungen dabei sind“, berichtet die Tagebau-Ingenieurin, die aktuell aber gemeinsam mit ihren Kollegen einen besonders schwierigen „Job“ zu leisten hat: „Es gibt zwar eine Jahresplanung für den Tagebau Garzweiler, an die wir uns auch erst mal halten. Aber eigentlich weiß keiner, ob die nicht nur Makulatur ist, je nachdem, was wir konkret aus den Empfehlungen der Berliner Kohlekommission umsetzen müssen.“ Die Unsicherheit sei groß, gibt sie zu und hofft auf eine schnelle Planungssicherheit.

Denn die Ingenieurin bekommt zwar, wie alle aus ihrem Arbeitsgebiet, die konkrete Tagebauplanung „von oben“, aus der RWE-Zentrale in Köln, vorgeschrieben: „Wir müssen sie aber hier vor Ort realisieren“, sagt sie und spricht damit ein komplexes Organisationskonstrukt an, bei dem jedes „Rädchen“ ineinander passen muss.

Nicht nur die Order an die Mitarbeiter im Tagebau, der „Fahrplan“ für die Absetzer müssen von Andrea Neubacher mit dirigiert werden. Es gebe auch immer wieder Ungeplantes und Unplanbares, gibt sie zu. Vor allem Übergriffe auf den Tagebau durch Kohlegegner hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, die dann auch immer zeitliche Verzögerungen im Abbauplan mit sich brächten. „Aber es gibt auch immer mehr Artenschutzbestimmungen, die wir beachten müssen“, berichtet Neubacher.

Und wie auch alle anderen RWE-Mitarbeiter verspürt die 40-Jährige, dass sich das öffentliche Klima durch die Aktionen der Kohlegegner nicht zu ihren Gunsten entwickelt habe: „In meinem persönlichen Umfeld habe ich zwar keine Probleme“, sagt die Frau, die aus Bedburg stammt, wo ohnehin ein Großteil der Bevölkerung im Tagebau Garzweiler beschäftigt ist. Und auch ihr eigener Vater hat „in der Kohle“, in der Zeche Fortuna, gearbeitet. Aber sie ärgere sich über die „oft einseitige Darstellung der Kohlethemen, vor allem auch im Fernsehen“, sagt sie.

Zukunftssorgen macht sich Andrea Neubacher nicht, obwohl sie weiß, dass die Zeiten des Tagebaus im Revier endlich sind. Sie vertraut auf ihre berufliche Qualifikation, die sie sich in den vergangenen Jahren erworben hat. Besonders gerne denkt sie auch an das bisher anspruchsvollste Planungsprojekt zurück, das sie mit dem Bau der sogenannten Tagebautobahn A44n mitbetreut hat. Bei diesem Projekt musste bekanntlich für den Bau der Autobahn zuerst ein Damm aus Sand und Kies aus dem Tagebauabraum-Material angeschüttet werden. Und alle Bau-Gewerke mussten sich an einen minutiösen, aufeinander abgestimmten Zeitplan halten.

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