Wanderfalken-Kasten in Grevenbroich Neuigkeiten aus dem Liebes-Nest

Grevenbroich · Tierfreunde verfolgen das Liebesleben eines Falken-Paares. Bald gibt’s Nachwuchs.

 Wanderfalken in Grevenbroich

Wanderfalken in Grevenbroich

Foto: Tanja Brandt

Ein bisschen von „Spannen“ hat das ja schon, was die Mitarbeiter des Schneckenhauses da betreiben. Mit Hilfe von zwei Kameras, die in einem der höchsten Vogelhäuschen Grevenbroichs installiert wurden, verfolgen sie derzeit gespannt, wie ein Wanderfalken-Paar lebt und liebt. Und weil das auch andere interessieren könnte, verbreitet Norbert Wolf die Neuigkeiten aus dem Liebesnest regelmäßig auf Facebook. „Das kommt recht gut an“, weiß der städtische Umweltbeauftragte.

Mit Unterstützung von RWE Power haben die Tierfreunde auf den Aufzugstürmen der beiden Kraftwerke zwei Wanderfalken-Brutplätze in etwa 90 Metern Höhe installiert. Die Vogelhäuser sind etwa einen Meter hoch, 50 Zentimeter tief und komplett aus Hartholz gezimmert. „Weil jedes gut einen Zentner auf die Waage bringt, mussten sie mit einem Kran an ihre jeweilige Position gebracht werden“, schildert Wolf. Was ihn freut: Beide Kästen wurden ruckzuck von Falken-Pärchen in Beschlag genommen.

 Falken-Cam: Das Weibchen hat bereits drei Eier gelegt.

Falken-Cam: Das Weibchen hat bereits drei Eier gelegt.

Foto: Norbert Wolff

Und im Inneren, das mit einem Gemisch aus Kies und Sand versehen wurde, tut sich einiges. „Wir konnten etwa beobachten, wie das Männchen eine Brutmulde anlegte, was hochinteressant war“, sagt Wolf. „Der Vogel legte sich auf den Bauch und drehte sich wie ein Kreisel.“ Das fertige Konstrukt wurde von der Falken-Dame dankend angenommen: Sie hat bereits drei Eier in der Mulde abgelegt. Das alles geschieht unter den wachsamen Augen einer Kamera, die alle paar Sekunden ein neues Bild schießt und auf Norbert Wolfs Smartphone überträgt.

 Wanderfalken erreichen eine Spannweite von bis zu 114 Zentimetern. Die Tiere bringen es auf ein Maximalalter von mehr als 15 Jahren.

Wanderfalken erreichen eine Spannweite von bis zu 114 Zentimetern. Die Tiere bringen es auf ein Maximalalter von mehr als 15 Jahren.

Foto: Tanja Brandt

„Da ist schon tolles Material zusammengekommen“, berichtet der Umweltbeauftragte, der nun auf einen weiteren Meilenstein wartet. Nach einer Brutzeit von 34 bis 38 Tagen dürfte der Nachwuchs schlüpfen. „Das wird spannend, zumal wir die Jungvögel auch dabei beobachten können, wenn sie später flügge werden“, sagt Norbert Wolf. Dafür wurde eine weitere Kamera außerhalb des Brutplatzes installiert. Ist alles mal vorbei, soll die Falken-Dokumentation im Rahmen der beliebten Vortrags-Reihe des Umweltzentrums präsentiert werden.

 Der Wanderfalke ist die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt.

Der Wanderfalke ist die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt.

Foto: Tanja Brandt

Wanderfalken standen in den 1970er Jahren kurz vor dem Aussterben, was seinerzeit insbesondere mit dem mittlerweile verbotenen Insektizid DDT zusammenhing. „Damals gab es bundesweit nur noch 50 Brutpaare“, sagt Wolf. „Mittlerweile hat sich der Bestand aber wieder toll erholt. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es mehrere hundert Paare.“ Im Heimatgebiet vermehren sich die Felsenbrüter nicht nur im Schatten der Kraftwerkstürme, sondern an ungewöhnlichen Plätzen wie den Großgeräten im Tagebau. „Die Schaufelradbagger sind ein beliebter Brutplatz – obwohl sie sich ständig im Einsatz befinden“, berichtet der Umweltbeauftragte.

Schon seit einiger Zeit beobachtet Norbert Wolf das Verhalten von Wanderfalken im Stadtgebiet – und hat dabei schon so manch kuriose Sache erlebt. „Wir hatten mal ein Weibchen, das mehrere Jahre hintereinander jedes Mal am 15. März sein erstes Ei legte – so als ob es einen inneren Kalender hätte“, sagt Wolf. „Völlig verrückt.“

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