Autobahn führt durch Grevenbroicher „Niemandsland“ Fahrer werden auf neuer A44 durch den Tagebau irritiert

Grevenbroich · Viele Fahrer, die auf der Tagebau-Autobahn 44n unterwegs sind, finden sich plötzlich im „Nichts“ wieder. Ein Aachener fordert Hinweisschilder. Die Polizei appelliert, nicht „blind nach Navi“ zu fahren.

Garzweiler: Die verlassene Autobahn
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Die Geister-Autobahn von Garzweiler

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Foto: Uwe Heldens

Immer wieder soll es auf der neuen Tagebau-Autobahn 44n zwischen den Kreuzen Holz und Jackerath zu gefährlichen Verkehrssituationen kommen. Das berichten mehrere Fahrer und Beobachter unabhängig voneinander, darunter der Aachener Joachim Höfler. Er fährt die Strecke häufig, wie er sagt. „Mir fallen in dem Abschnitt nahezu jedes Mal stark verunsicherte Fahrer auf, die teilweise riskante Manöver vollziehen“, berichtet Höfler. Manche Fahrer würden plötzlich abbremsen oder Fahrstreifen wechseln – und sich umschauen. Er vermutet darin auch Ursachen für die Unfälle, die in den vergangenen Wochen auf der neuen Autobahn passiert sind.

Tatsächlich hat sich die Verkehrsführung mit der Eröffnung des neuen Autobahn-Teilstücks deutlich verändert. Joachim Höfler vermisst Hinweisschilder wie „Navi aus!“ oder „Achtung, Verkehrsführung geändert!“ und spricht diesbezüglich von einem „unprofessionellen Verkehrsmanagement“. In anderen EU-Staaten würde mit solchen Schildern auf veränderte Verkehrsführungen hingewiesen. „Fahrer, die auf der neuen A 44 unterwegs sind, finden sich plötzlich im ,Nichts’ wieder“, sagt Berufspendler Höfler, der sich auch vorstellen könnte, dass der aussichtsreiche Blick in den Tagebau den einen oder anderen ablenkt.

Seit Eröffnung des neuen Teilstücks Anfang August (in Richtung Kreuz Holz) beziehungsweise Anfang September (in Richtung Kreuz Jackerath) ist es nach Angaben der Autobahnpolizei Düsseldorf dort zu acht Verkehrsunfällen gekommen: ein Unfall mit Sachschaden in Richtung Jackerath und sieben Unfälle – zwei mit Personenschaden – in Richtung Holz. „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Unfallverursacher durch den Tagebau abgelenkt waren“, betont Polizeisprecher Marcel Fiebig. Verursacht worden seien die Unfälle durch Geschwindigkeitsüberschreitungen, Nicht-Einhaltung des Sicherheitsabstandes zum vorrausfahrenden Fahrzeug, Fahrstreifenwechsel und in einem Fall wegen des Übersehens eines Stauendes. Gleichwohl appelliert die Polizei, nicht „blind nach Navi“ zu fahren, da dies insbesondere an den neuen Autobahnkreuzen und der geänderten Verkehrsführung dort zu Irritationen führen könnte.

Einige Navigationssysteme sind noch immer nicht aktualisiert und kennen die neue Autobahn schlichtweg nicht. „Die meisten sind mittlerweile aber angepasst“, berichtet Klaus Dahmen vom Landesbetrieb Straßen.NRW. Ihm oblag die Projektleitung für einen großen Teil des Autobahn-Neubaus. Die Karten seien verspätet aktualisiert worden, in den Tagen nach der Eröffnung jedoch hätten viele Anbieter nachgezogen – darunter auch Google. Das mit der geänderten Verkehrsführung sei laut Dahmen eine „Gewöhnungsfrage“. „Das renkt sich allmählich ein“, schildert er seine Beobachtungen. In Bezug auf die von Joachim Höfler angeregten Hinweisschilder berichtet er vom herrschenden Tenor, eine „Überbeschilderung“ zu vermeiden. Konkret wurden sie in einem Verkehrsfreigabe-Audit mit der Begründung abgelehnt, die Wegweisung sei eindeutig. Entschieden hätten das Straßen.NRW, die Autobahnpolizei und die Bezirksregierung. Klaus Dahmen fordert auch Eigenverantwortung der Fahrer, auf der neuen Autobahn auf den Verkehr zu achten, angemessene Geschwindigkeiten zu fahren – und sich nicht vom Tagebau ablenken zu lassen.

Mit der Verkehrsführung im Allgemeinen zeigt sich Klaus Dahmen zufrieden: Alles funktioniere so, wie geplant. „Ich habe die Strecke selbst von allen Richtungen aus kommend befahren. Da läuft alles so, wie es soll“, lautet sein Fazit. Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ville-Eifel weist derweil darauf hin, dass die Anschlussstelle Jackerath noch bis Ende Oktober gesperrt ist und Fahrer in beide Richtungen die Abfahrt Titz wählen sollten.

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