Grevenbroich Ein Multitalent will sich nicht festlegen

Grevenbroich · Die Schriftstellerin Andrea Tillmanns forscht an der Hochschule Niederrhein und schreibt nebenbei Bücher. Ein festes Genre hat sie jedoch nicht: Nach Krimis, Fantasy- und Kinderbüchern ist nun ein Kindersachbuch erschienen.

Die Namen Toni Tausendfüßer und Flora Fliege klingen nicht, als gehörten sie zwangsläufig zum Alltag einer Frau, die Texte über die "Genauigkeit von Dichtemessungen an Maschenwaren" oder den "Einfluss der Haarigkeit auf die Hydrophobie ausgerüsteter Gewebe" verfasst. Und doch sind sie derselben Feder entsprungen, denn Andrea Tillmanns ist ein Multitalent. "Ich brauche die Abwechslung", sagt sie. Tagsüber forscht die promovierte Physikerin an der Hochschule Niederrhein über intelligente Textilien, also beispielsweise Jacken, die beim Joggen gleichzeitig den Puls messen können, abends schreibt sie Fantasy-Romane, Krimis — oder eben Bücher über Toni Tausendfüßer und Flora Fliege.

Die beiden Figuren gehören zu ihrem neuen Buch "Was krabbelt, summt und fliegt denn da?". Andrea Tillmanns hat das Sachbuch speziell für Kindergartenkinder geschrieben, die dadurch unter Anleitung spielerisch die Natur entdecken können. "Ich habe mir überlegt, was ein Kind überhaupt um sich herum sieht", sagt sie: "Dann habe ich versucht, mir dazu Experimente auszudenken."

In einigen Kindergärten gehören die Sachbücher inzwischen fest zum Inventar. 2000 Exemplare wurden bereits gedruckt. Geht man nur nach der Auflage, sind die Kindersachbücher Andrea Tillmanns größter Erfolg. Doch das ist nicht alles, was für die Schriftstellerin zählt. Es seien auch die Rückmeldungen der Menschen, die eines ihrer Bücher gelesen hätten, die zählen: "Wenn mir Leser sagen: Mensch, das ist aber ein tolles Buch, dann macht mich das stolz und froh", sagt die 40-Jährige: "Dafür lohnt es sich."

Daher will sie sich auch nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen lassen. Genau wie im Alltag braucht sie auch beim Schreiben die Abwechslung. "Dabei bin ich eigentlich gar kein sprunghafter Mensch", sagt sie. Eine Grundkonstante gebe es jedoch immer: "Ich kann nur Sachen schreiben, die mir Spaß machen." Als Nächstes plane sie daher auch ein Buch über Musik. "Ich spiele selbst Keyboard, Gitarre und verschiedene Flöten."

Angefangen hat Andrea Tillmanns mit dem Schreiben jedoch bereits während des Studiums. Inspiriert wurde sie damals von der Schriftstellerin Hera Lind, die mit Büchern wie "Das Superweib" die Bestsellerlisten beherrschte. Auch die Physik-Studentin versuchte sich daraufhin an "zwei heiteren Frauenromanen", die jedoch zunächst für lange Zeit in die Schublade wanderten. "Das waren Jugendsünden", sagt sie heute lachend.

Den ersten Romanvertrag bekam sie als Preis bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb. Die drei besten Teilnehmer durften zusammen das Buch "Der eiserne Thron" schreiben, eine Fantasy-Geschichte, die auf einem Rollenspiel basierte und daher festen Vorgaben unterworfen war. "Ich habe damals viel Fantasy geschrieben", sagt Andrea Tillmanns. Dies hätte jedoch auch an den Umständen gelegen. "Damals gab es ja noch keine Autorenforen oder Ähnliches im Internet." Es sei daher schwierig gewesen, sich in der Verlagswelt zurechtzufinden, weshalb sie zunächst auf vertrauten Pfaden wandelte.

Heute veröffentlicht sie ihre Bücher bei verschiedenen Verlagen, Kontakte pflegt sie auch über Schriftstellervereine. Mit dem Begriff "Hobby-Schriftstellerin" kann Andrea Tillmanns nicht viel anfangen. Dieser sei "furchtbar", sagt sie: "Es kommt für mich nicht darauf an, wie viel Geld man mit der Schriftstellerei verdient, sondern mit wie viel Ernst man die Sache betreibt."

(NGZ)
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