Wegen Coronavirus Abenteurer aus Grevenbroich steckt mit Auto in Marokko fest

Grevenbroich · Michael Fletzoreck musste seine Afrika-Reise aufgrund des Coronavirus abbrechen. Nun sucht er nach einem schnellen Weg nach Hause.

 Michael Fletzoreck und seine Frau auf ihrer Rückreise bei einem Zwischenstopp mitten in der Sahara-Wüste. Ihre Rallye durch Afrika mussten sie wegen geschlossener Grenzen unterbrechen.

Michael Fletzoreck und seine Frau auf ihrer Rückreise bei einem Zwischenstopp mitten in der Sahara-Wüste. Ihre Rallye durch Afrika mussten sie wegen geschlossener Grenzen unterbrechen.

Foto: Privat

Eigentlich wollte Michael Fletzoreck ein Abenteuer erleben. Mit dem Auto ist er am 8. März von Gruissem aus in Richtung Afrika aufgebrochen (die NGZ berichtete). Sein Ziel: Banjul, die Hauptstadt von Gambia. Doch sein lang gehegter Traum, mit einer Rallye-Tour die Sahara zu erkunden, platzt wegen der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus. Derzeit sitzt er in Marokko fest – und tut alles, um schnell nach Hause zu kommen.

Schon nach Marokko durfte die Rallye-Truppe nicht gemeinsam einreisen. „Einige hatten das Glück, eine Fähre zu bekommen“, sagt Fletzoreck. Der Betrieb wurde allerdings am nächsten Tag eingestellt. Manche Teilnehmer mussten daher nach anderen Wegen in die Sahara suchen. Kurz vor Mauretanien kam es dann zum abrupten Ende der Reise. Die Anreise wurde verwehrt. Dabei hatte die Truppe alles daran gesetzt, die Grenze rechtzeitig zu überqueren. „Wir sind dreizehn Stunden am Stück durch die Wüste gefahren“, berichtet Fletzoreck.

Die deutsche Botschaft in Mauretanien teilte letztlich mit, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist. Das war auch gut so, finden die Reisenden. „Zwischen Marokko und Mauretanien liegen drei Kilometer Niemandsland“, sagt Fletzoreck. „Dort 14 Tage in Quarantäne zu kommen wäre fatal, da interessiert sich keiner für uns.“ Die Rallye-Fahrer drehten auf der Stelle um  – und sind seitdem auf eigene Faust unterwegs.

Angst ist nun ein treuer Begleiter. „Aus dem Abenteuer ist leider purer Ernst geworden“, sagt Fletzoreck. „Man traut sich kaum, irgendwo auszusteigen.“ Die Einheimischen denken, dass die Gäste das Virus ins Land geschleppt haben. „Kinder zeigen auf uns und rufen ‚Corona, Corona’“, so der 51-Jährige. Viele Straßen sind wie leergefegt. Auf seiner Strecke wird Fletzoreck oft  von der Polizei oder vom Militär kontrolliert. „Das ist ein komisches Gefühl“, sagt er.

Viele Geschäfte und Banken sind geschlossen. Vielerorts haben nur kleine Mini-Märkte auf, die Lebensmittel aus einem Fenster heraus verkaufen. Genug Wasser und Konserven befinden sich im Auto, da geplant war, sechs Tage durch die Wüste zu fahren. „Wir sind zum Glück gut vorbereitet“, sagt Fletzoreck. Die Vorräte müssten dennoch gut eingeteilt werden. Zum Frühstück am Mittwoch gab es daher trocken Brot und etwas Wasser. Auch Kontakt zur Heimat zu halten, ist schwer. Internet gibt es nur in Hotels – wenn überhaupt. Auf der Strecke durch die Wüste gibt es an vielen Stellen keinen guten Handy-Empfang.

Nun gilt es für Michael Fletzoreck schnell nach Hause zu kommen. Am Mittwoch ist Fletzoreck über 600 Kilometer gefahren, es geht schleppend voran. Schneller als 90 km/h kann er nicht fahren, zudem muss er viele Pausen einlegen – zum Beispiel, wenn ein Kamel die Straße blockiert. Sein Ziel: Eine Stadt in Marokko, die zu Spanien gehört. Von dort soll eine Fähre Richtung Europa übersetzen. „Ich kann die Fähre noch buchen“, sagt er. „Aber ob sie dann tatsächlich auch fährt, ist fraglich.“ Ein Evakuierungsflug von der Bundesregierung ist derweil keine Option. Fletzoreck will nicht lange am Flughafen fest sitzen. Und da er mit einem Auto ins Land eingereist ist, muss er auch nachweisen, dass er es wieder mit nimmt. Da macht die marokkanische Bürokratie auch in Zeiten von Corona keine Ausnahme.

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