Kommentar Es hakt bei den Corona-Tests!

Krefeld · Der Zugang zu Corona-Tests ist in Krefeld nicht optimal geregelt; Ärzteschaft und Stadt schieben sich gegenseitig die Hauptverantwortung für einen reibungslosen Ablauf zu. Es muss eine Lösung her. Zeit für Debatten hat nur einer: das Virus.

In Krefeld bahnt sich ein Vakuum an, das Menschenleben kosten kann: Die Frage, wie in dieser Stadt in großem Stil auf Corona getestet wird,  findet keine Antwort. Weder ist eine ausreichend lange Liste mit Ärzten bekannt, die diese Tests nehmen, noch ist das Diagnose-Zentrum der Stadt ausreichend dimensioniert. Das ist unverantwortlich.  Es muss eine Lösung her, sofort.

Die Hausärzte haben erklärt, viele Praxen seien seuchenhygienisch gar nicht in der Lage, Corona-Tests zu nehmen. Sie weisen auf die Gefahr, dass eine Welle von Praxisschließungen droht, wenn sich Mitarbeiter anstecken und ganze Praxis-Teams in Quarantäne müssen. Auf der anderen Seite bleibt das Diagnose-Zentrum der Stadt offensichtlich weiterhin unterdimensioniert. Auch am Mittwoch haben uns in der Redaktion Berichte von frustrierten Bürgern erreicht, die in dem Zentrum stundenlang niemanden erreicht haben. Ein Mann – 68, Corona-Verdachtsfall, mit Vorerkrankung, also akut gefährdet, mit einem Hausarzt, der aus den genannten Gründen keine Tests nimmt – hat es drastisch ausgedrückt: „Wenn ich sterbe, scheint das niemanden zu interessieren.“

Unbestritten ist, dass Oberbürgermeister Frank Meyer in dieser Krise mit hohem persönlichen Einsatz seine Pflicht tut, aber er macht gerade den ersten, wirklich großen Fehler in seiner Amtszeit: Er lässt sich auf eine Zuständigkeitsdebatte ein, anstatt eine große Lösung zu installieren: Tests in Massen in der Regie der Stadt, am besten über mobile Teststationen, weil so die Ansteckungsgefahr am niedrigsten ist. Geld darf jetzt keine Rolle spielen, und Zeit für lange Diskussionen hat nur das Virus.

Unsere Redaktion hat beim Bundesgesundheitsministerium um Klärung gebeten, wer Recht hat: die Ärzteschaft, die im Pandemiefall den Staat für zuständig hält, oder Meyer, der sagt, die Stadt sei zu den Tests nicht verpflichtet. Die Antwort steht aus, sie ist aber eigentlich egal. Krefeld braucht eine Antwort auf die Frage, wie jeder unter Corona-Verdacht stehende Bürger schnell getestet wird. Alles andere ist zweitrangig.

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