Bußgeldkatalog in Grevenbroich Falschparker zahlen das Doppelte

Grevenbroich. · Der neue Bußgeldkatalog macht die automobile Disziplinlosigkeit zu einer Einnahmequelle für die Stadtkasse. Wer sein Auto an der falschen Stelle parkt, muss ab sofort mit empfindlichen Bußgeldern rechnen. Über 11.000 Falschparker wurden 2019 zur Kasse gebeten.

 28 Falschparker auf kombinierten Fuß-/Radwegen registrierte das Ordnungsamt im Jahr 2019. Ab sofort kostet das 55 Euro.

28 Falschparker auf kombinierten Fuß-/Radwegen registrierte das Ordnungsamt im Jahr 2019. Ab sofort kostet das 55 Euro.

Foto: Dieter Staniek

Statt gut einer Viertelmillion Euro pro Jahr darf die Stadtkasse künftig auf mehr eine halbe Million Euro durch Bußgelder von Falschparkern hoffen. Dabei handelt es sich um Schätzwerte der Redaktion. Denn die Summe der Bußgeld-Einnahmen gilt im Rathaus als Top-Secret. Fest steht: Mit dem neuen Bußgeldkatalog werden Falschparker zur Kasse gebeten.

Von wegen Knöllchen – Preisbeispiele zeigen, dass die Verniedlichungsform nicht mehr gilt: Parken an einer unübersichtlichen Stelle kostet ab sofort 35 statt bislang 15 Euro. Das Parken in einer Feuerwehrzufahrt macht 55 Euro statt bislang 35 Euro. Sollte ein Falschparker Einsatzfahrzeuge behindern, kann das Bußgeld auf 100 Euro steigen; einen Punkt in Flensburg gibt es zusätzlich. Ob Parken auf Radwegen, in zweiter Reihe, widerrechtlich auf einem Behindertenstellplatz oder an einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge – alles kostet jeweils 55 Euro Bußgeld. Die abgelaufene Parkuhr schlägt mit 20 Euro zu Buche.

Auf nichts konnte sich Grevenbroichs Kämmerin in den zurückliegenden beiden Jahren so verlassen wie auf die Disziplinlosigkeit von Autofahrern. Im Jahr 2018 registrierte das Ordnungsamt 10.091 Parkvergehen; 2019 waren es 11.425 Tickets. Nach Angaben einer Stadtsprecherin entfielen davon 1.123 Knollen auf das Zuparken von Gehwegen, zwölf Mal stellten Autofahrer ihr Fahrzeug auf einem Radweg ab, 28 Halter stoppten mitten auf einem kombinierten Geh-/Radweg und 234 Autofahrer waren rücksichtslos genug, Behinderten eigens ausgeschilderte Stellplätze wegzunehmen.

Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Grevenbroich, Wolfgang Pleschka hatte sich im Oktober eine kräftige Anhebung der Bußgelder für Falschparker gewünscht: „Eigentlich setze ich auf die Einsicht der Verkehrsteilnehmer. Aber manche müssen es im Geldbeutel spüren.“ Christopher Köster, Sprecher des Automobilclubs ADAC hingegen sagt: „Die Bußgelder für Halte- und Parkverstöße sind unverhältnismäßig hoch. Die Thematik Falschparken lässt sich auch nicht mit einer einzelnen Maßnahme lösen. Höhere Bußgelder packen das Problem nicht bei der Wurzel, denn wir haben gerade in den großen Städten einen enormen Parkdruck. Deswegen braucht es bessere Verkehrsleitsysteme, mehr Aufklärung über verfügbaren Parkraum und bessere Alternativangebote zum Auto.“

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