Katholische Kirche In Arnold Janssen predigen auch Laien

GOCH · Zehn Aktive aus der Pfarrgemeinde werden künftig eigenständig Gottesdienste leiten. Hintergrund ist der Priestermangel und die Aussicht, künftig noch weniger hauptamtliche Kräfte zur Verfügung zu haben.

 Diese Männer und Frauen werden künftig in Goch Gottesdienste leiten. Pfarrer Krause ist dankbar für die Unterstützung, denn schon jetzt ist sein Pensum in der Großgemeinde kaum zu schaffen.

Diese Männer und Frauen werden künftig in Goch Gottesdienste leiten. Pfarrer Krause ist dankbar für die Unterstützung, denn schon jetzt ist sein Pensum in der Großgemeinde kaum zu schaffen.

Foto: Anja Settnik

Er hat es einmal erlebt: Ein Gottesdienst begann, und der Pfarrer erschien nicht. Die Kirche war gut gefüllt, die Gemeinde wartete auf den Einzug des Geistlichen. Was tun? „Wir haben einfach angefangen, sind eingesprungen für den Pfarrer, geweihte Hostien waren ja schon da“, erinnert sich Manuel Opgenoorth. Was er vor Jahren in der Kesseler Kirche erlebte, dürfte sich – weniger spontan – künftig regelmäßiger ereignen. Denn in der katholischen Kirche gibt es immer weniger Priester; wenn Gottesdienste in größerer Anzahl auch künftig noch stattfinden sollen, wird es ohne ehrenamtliches Personal auch am Altar nicht gehen. Doch dafür müssen Laien ausgebildet werden. Nicht, indem sie ein theologisches Studium absolvieren, aber einiges Wissen über die Bibel und über die Liturgie ist unverzichtbar. Darauf reagiert das Bildungsforum im Kreisdekanat Kleve mit einem Qualifizierungsangebot. Andrea Spans schult derzeit zehn Frauen und Männer aus der Gocher Pfarrgemeinde St. Arnold Janssen.

„Wort-Gottes-Feier“ wird das Format genannt, das ohne geweihten Prediger auskommt. Wer dieses Angebot ganz großartig findet, ist Pfarrer Manfred Krause. Denn er schafft sein Pensum schon jetzt kaum mehr. „Hätte ich nicht Pater Hans Peters zur Unterstützung, müssten bereits viele Messen ausfallen.“ Derzeit gibt es keinen Kaplan in St. Arnold Janssen, erst im Herbst wird wieder einer erwartet. Pater Krause, selbst schon jenseits der üblichen Pensionsgrenze, und Pater Peters, noch ein paar Jahre älter, halten die Stellung. Aber wie lange noch, und was wird dann? Strukturüberlegungen, die den „synodalen Raum“ betreffen, lassen die Befürchtung wachsen, dass jeder noch vorhandene Geistliche für mehrere Gemeinden zuständig sein wird. „Ich bin so froh, wenn  mehr Laien mitwirken können. Die Zeit ist dafür längst reif, und ich bin ganz sicher, dass es der katholischen Kirche gut tun wird“, sagt Krause. Als Missionar kennt er schließlich Länder, in denen das Kirchenleben weitgehend von der Basis bestimmt wird, weil der Geistliche Stunden entfernt wohnt und seine Gemeinden nur selten besuchen kann.

Tobias Jaschke leitet den Liturgieausschuss von St. Arnold Janssen. Er ist überzeugt davon, dass die Laien, unter ihnen „Gott sei Dank viele Frauen“, die so wichtige Vielfalt in die Kirche bringen werden. „Durch den akuten Priestermangel wurden wir gezwungen, uns etwas einfallen zu lassen. Alpen ist da schon weit, Kleve macht‘s auch, es war nur ein kleiner Schritt für uns, ebenfalls diesen Weg zu gehen.“ Schon seit 2020 bietet das Bildungsforum des Kreisdekanats die Schulungen an. Gefragt sind nicht studierte Leute, sondern lebenserfahrene Menschen, die das Wort Gottes auf ihre eigene Weise auslegen. Natürlich nicht ganz willkürlich; die Theologin Andrea Spans spricht mit ihnen über Deutungsmöglichkeiten. Und über liturgische Fragen, die nicht so profan sind, wie sie klingen. „Wenn es um den Ablauf der Feier geht, wann man etwa steht oder sitzt, das hat ja auch eine Bedeutung“, sagt die Referentin.

Die Teilnehmer an dem Kursus nennen unterschiedliche Motive. Rita Kowal, Mitglied des Pfarreirats, findet, dass der Glaube wichtig ist und weitergegeben werden muss „für unsere Kinder und Enkelkinder“. Christel Vermeegen  ist wie andere Frauen aus der Gruppe in der kfd aktiv. Die Gruppe hat schon einige Frauenmessen in Eigenregie organisiert und sieht die Notwendigkeit, „unabhängig“ von Priestern zu werden. Petra Dicks hat mit ihrer Effata-Gruppe ebenfalls schon Erfahrungen in selbst gestalteten Gottesdiensten. Sie hat auch schon gepredigt  und damit eigene Impulse gegeben. „Wir dürfen als nicht geweihte Menschen nur die Wandlung nicht vollziehen“, weiß Reiner Weidemann.

Auf die Kommunion verzichten müssen die Kirchenbesucher dennoch nicht, denn die Hostien können auch in einem früheren Gottesdienst vom Priester geweiht und aufbewahrt worden sein. Kommunionhelfer, die die Hostien ausgeben, erlaubt die Deutsche Bischofskonferenz ja schon seit 1968.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort