Unser Autor erinnert sich Wie ich den Europatag vor 30 Jahren in Kleve in Erinnerung habe
Kleve · Vor genau 30 Jahren fand in Kleve der Europatag statt. Er sollte ein Beitrag zum Stadtjubiläum sein und zugleich das 60-jährige Bestehen des Bezirksverbandes Kleve der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften einschließen. Unser Autor erinnert sich.
„Begeisterung für Europa“, so war vor 30 Jahren der Bericht in der Rheinischen Post überschrieben. Am 17. Mai 1992 fand in Kleve ein großer Europatag statt, der ein Beitrag zum Stadtjubiläum sein sollte und zugleich das 60-jährige Bestehen des Bezirksverbandes Kleve der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften mit einschließen sollte. Der Höhepunkt des Europatages war ein Gottesdienst in der Stiftskirche, wobei zur Eröffnung Boten des europäischen Friedens vorgestellt wurden, so auch die vier mit Kleve verbundenen Märtyrer Titus Brandsma, Wilhelm Frede, Karl Leisner und Johannes Maria Verweyen.
Die Fahnenabordnungen, Königspaare, Jungschützen und Fahnenschwenker der „Historischen“ zogen vom Stiftspfarrheim mit dem Erzbischof von Posen, Jerzy Stroba, mit dem Bischof von s`Hertogenbosch, Jan Gerardus ter Schure, und dem Regionalbischof vom Niederrhein, Heinrich Janssen, in die Stiftskirche, wo Propst Viktor Roeloffs viele Gäste aus ganz Europa willkommen hieß. Er erinnerte an ein Wort Papst Paul VI.: „Indem wir unseren Glauben erneuern und vertiefen, tragen wir bei, der werdenden Völkergemeinschaft ihre Seele zu geben.“ Bürgermeister Karl Thelosen erinnerte in seinem Grußwort an die vielfachen Sorgen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion an der Schwelle zur Einigung Europas. Als Christ könne man jedoch aus der Kraft des Glaubens hoffnungsvoll in die Zukunft gehen.
Hauptzelebrant des Pontifikalamtes war Erzbischof Stroba, in Konzelebration mit den anwesenden Bischöfen und Priestern aus dem In- und Ausland. Der Chor der Stifts -und Propsteipfarre sang eine Messe des Brucknerschülers Wöss für Orgel, Bläser und gemischten Chor. Die Predigt hielt Bischof ter Schure aus den Niederlanden. Er zitierte das Karl-Leisner-Wort von 1938: „Christus, das Geheimnis der Kraft Europas“ und von 1945: „Du armes Europa, zurück zu Deinem Herrn Jesus Christus, dort ist Deine Quelle für das Schönste, was Du trägst.“ Es gäbe viele Zeichen für einen neuen Frühling in der Kirche. Das Kreuz habe für ein christliches Europa einen existenziellen Wert. Nachkommende Generationen dürften später nicht sagen: „Sie waren fleißig und haben viel geschaffen, aber sie haben das Kreuz in die Ecke gestellt.“
Eindringlich rief der Bischof die Anwesenden auf, am Glauben festzuhalten. Dann wurde das Licht von der Osterkerze genommen, und sechs Kommunionkinder zündeten Europakerzen an, stellvertretend für die mit der Stadt Kleve und der Stiftspfarre verbundenen Orte Huissen, Gransee-Brandenburg, Posen, Olinda/Brasilien, Worcester und Ronse. Die Jungen und Mädchen hatten bisher geduldig in den Kirchenbänken der Klever Stiftskirche das Geschehen beim Festamt verfolgt, bis endlich ihr großer Augenblick kam: Propst Viktor Roeloffs forderte sie zur Gabenbereitung auf, und begeistert schwenkten sie die Fähnchen in den Farben der Nationen Europas.
Diese Begeisterung der Kinder erfasste schließlich auch die vielen Kirchenbesucher, die das Gotteshaus füllten. Auch die Fürbitten wurden in verschiedenen Sprachen vorgetragen und die großen europäischen Heiligen um Fürbitte für ein christliches Europa angerufen. Die Kollekte war für Notleidende in Kroatien bestimmt.
Nach dem Festamt spielte die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Kleve, und deutsche und niederländische Fahnenschwenker zeigten ihre Künste. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Werner Kuhnen und Wilhelm Janßen vom Kirchenvorstand der Stiftspfarre begrüßten die Gäste im Pfarrzentrum, die den Europatag mit Kontaktgesprächen und neuen Freundschaften über die Grenzen hinweg besiegelten.