Prozess in Köln Katholischer Priester hetzt gegen Homosexuelle – Applaus im Gerichtssaal

Köln · Ein katholischer Priester vergleicht Homosexuelle in einem Artikel mit „Krebsgeschwüren“ und „Parasiten“ – nun stand er wegen Volksverhetzung in Köln vor Gericht. Zusammen mit dem Chefredakteur der theologischen Zeitschrift, in der der Text erschienen ist.

 Der angeklagte katholische Priester Dariusz Oko am Freitag im Kölner Amtsgericht.

Der angeklagte katholische Priester Dariusz Oko am Freitag im Kölner Amtsgericht.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Gebete seiner Anhänger scheinen dem polnischen Priester Dariusz Oko sicher zu sein: In Saal 142 des Kölner Amtsgerichts haben sich am Freitagmorgen etwa zwei Dutzend Katholiken versammelt, unter ihnen viele Frauen, um den Prozess gegen den 61-Jährigen zu verfolgen. Eine Frau in der ersten Zuschauerreihe hält einen Rosenkranz in ihrer Hand.

Die Staatsanwaltschaft wirft Oko Volksverhetzung vor, weil er im vergangenen Jahr in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Theologisches“ Homosexuelle unter anderem als „Parasiten“ bezeichnete und sie mit einem „Krebsgeschwür“ verglich. Die Zeitschrift wird in Köln herausgegeben – auch der Chefredakteur, der Theologe Johannes Stöhr, sitzt auf der Anklagebank. Er ist 91 Jahre alt und vor allem mit seinem Mobiltelefon beschäftigt, während die Amtsrichterin Okos zweiteiligen Artikel mit der Überschrift „Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der katholischen Kirche zu begrenzen“ vorliest. Es dauert drei Stunden.

Oko fordert in dem wirren, verächtlichen und menschenverachtenden Text unter anderem, dass homosexuelle Männer nicht zur Priesterweihe zugelassen werden dürften. Er spricht von „Todsünde“ und seiner Angst vor einer „Infiltration der Kirche durch die Schwulen-Lobby“. Jesus habe die Kirche nicht als „Schwulen-Club“ gegründet. Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn wirft dem Angeklagten vor, zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufgerufen zu haben.

Der Münchner Priester Wolfgang Rothe hatte Anzeige gegen die beiden Theologen erstattet und das Ermittlungsverfahren so ins Rollen gebracht. Das Amtsgericht Köln hatte bereits im vergangenen Juli Strafbefehle über mehrere tausend Euro erlassen. Die beiden Priester legten Einspruch ein, deshalb kam es nun zum Prozess. Rothe sagte am Freitag: „Für Hass und Hetze darf es in einer demokratischen Gesellschaft keine Nische geben.“ Er habe sich moralisch verpflichtet gefühlt, etwas gegen die Verunglimpfung Homosexueller zu unternehmen.

Theologe Oko, der an einer katholischen Universität in Krakau lehrt, verteidigt seinen Text im Prozess. Er habe nicht alle Homosexuellen angegriffen, sondern lediglich homosexuelle Missbrauchstäter in der Kirche gemeint. „Als katholischer Priester respektiere ich jeden Menschen – unabhängig von seiner sexuellen Orientierung“, sagt er. Er bedauere, wenn sein Artikel von einzelnen Menschen anders verstanden worden sei. Seine Anhänger sehen Oko offenbar von der Justiz verunglimpft und missverstanden. Sie klatschen lange, nachdem die Richterin den Artikel vorgelesen hat.

Am Ende helfen alle Gebete nichts und die Priester müssen zahlen: Das Verfahren wird zwar eingestellt, aber nur gegen Geldauflagen von 3000 und 4000 Euro. Johannes Stöhr muss wegen seines höheren Einkommens mehr bezahlen. Er wolle künftig besser auf die Wortwahl in den Artikeln der Zeitschrift achten, sagt er. Die Zahlungen fließen an den Opferschutzbund Weißer Ring.

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