Niederrheinerin macht Freiwilligendienst Die Arbeit für den Frieden

Straelen · Greta Küppers aus Straelen geht für einen Freiwilligendienst nach Bolivien. Das Motto lautet: „Brücken der Menschlichkeit“. Initiator war nach dem Zweiten Weltkrieg der junge Jesuitenpater Theobald Rieth.

 Greta Küppers macht einen Freiwilligendienst in Bolivien. Zu Hause in Straelen hat sie alles geplant. Am Sonntag ging es los.

Greta Küppers macht einen Freiwilligendienst in Bolivien. Zu Hause in Straelen hat sie alles geplant. Am Sonntag ging es los.

Foto: Bianca Mokwa

Vor der Straelenerin Greta Küppers liegen spannende Zeiten. Am Sonntag stieg sie in einen Flieger und machte sich auf den Weg nach Bolivien. Bis September wird sie einen Freiwilligendienst in einem Schwesternheim absolvieren, dem ein Kinderheim angeschlossen ist. Schwestern und Freiwillige kümmern sich um Sozialwaisen. Das sind Kinder, deren Eltern finanziell oder psychisch die Erziehung ihrer Kinder nicht leisten können. Sie wolle mit anpacken, sagt die 18-Jährige. „Die Welt verändern, ja vielleicht, im Kleinen vielleicht“, sagt sie motiviert. Die Welt, die sie dort antrifft, wird chaotisch sein, durchgerüttelt von der aktuellen Politik. Unruhen sind in Bolivien an der Tagesordnung. Greta verfolgte das Geschehen bisher vom heimischen Straelen aus. „Die politische Lage ist gerade schwierig. Der Präsident hat die Verfassung geändert, um für eine weitere Amtszeit anzutreten.“ In den Medien ist von „Unregelmäßigkeiten“ bei der Wahl die Rede. Präsident Evo Morales flüchtete ins Exil. „Viele sind auf die Straße gegangen. Es gibt Demonstranten und paramilitärische Gruppen“, beschreibt Greta das, was die Fernsehbilder zeigen. „In der inoffiziellen Hauptstadt, La Paz, wurden Straßenbarrikaden errichtet und das Wasser gekappt.“ Das Schwesternheim, wo sie für den Freiwilligendienst unterkommt, liegt eine Stunde von Santa Cruz entfernt. „Es liegt eher ländlich“, sagt die 18-Jährige. Aber auch dort habe es Demonstrationen gegeben, sechs Menschen seien erschossen worden, sechs Wochen durfte keiner mehr vom Gelände des Schwesternheims, die Kinder durften nicht zur Schule. Angst hat Greta nicht. Sie habe sich vor anderthalb Jahren auf die Stelle beworben. Da war die Lage noch nicht angespannt. Sie fühle sich dadurch sicher, dass das Schwesternwohnheim ein eigener Komplex sei, der nicht jedem Zugang gewähre. Außerdem seien Schwestern in dem südamerikanischem Land angesehen. Die Organisation, die sie in den Freiwilligendienst sendet, hat ebenfalls christliche Wurzeln. Träger des Freiwilligendienstes ist die Initiative Christen für Europa. Initiator war der junge Jesuitenpater Theobald Rieth. Im Zweiten Weltkrieg war er als Soldat an der Westfront und in russischer Gefangenschaft. Nach den Schrecken des Krieges wurde er zum „Brückenbauer“. Das sollen auch die jungen Freiwilligen. „Mitanpacken“ nennt es Greta. Das konnte sie schon bei den Vorbereitungstreffen. Dabei ging es nicht nur darum, was vor so einer Reise alles erledigt werden muss, zum Beispiel der Besuch beim Tropeninstitut für die G 35-Untersuchung. Ganz praktisch wurden Hecke geschnitten und ein neues Gehege für Ziegen gebaut. „Ich finde es gut, dass christliche Werte dahinterstecken“, sagt Greta zur Initiative Christen in Europa. Aber nicht bei jedem kommt die Weltoffenheit gut an. Es habe Schmiereien am Haus der Initiative Christen für Europa in Dresden gegeben. Die Freiwilligen posteten daraufhin ein Foto, auf dem sie sich herzförmig aufstellen. Brücken bauen, das wollen sie nicht nur in den Ländern, in die sie geschickt werden, sondern auch in Deutschland. Greta aus Straelen ist eine von ihnen.

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