St.-Clemens-Hospital in Geldern Erste Ambulanz für den Kinderschutz

Geldern · Im St.-Clemens-Hospital gibt es seit Anfang des Jahres ein neues Team. Ärzte, Pflegekräfte, Psychiater und Familienberater kümmern sich um Fälle von Misshandlungen und sexueller Gewalt gegen Kinder.

 Das Team der Kinderambulanz: Christoph Weß, Monika Hanßen, Susanne Schade, Katharina Ketteler, Andreas Kohlschreiber und Karsten Thiel (v. l.)

Das Team der Kinderambulanz: Christoph Weß, Monika Hanßen, Susanne Schade, Katharina Ketteler, Andreas Kohlschreiber und Karsten Thiel (v. l.)

Foto: ja/Spütz

Manchmal sind es blaue Flecken an ungewöhnlichen Stellen, manchmal Knochenbrüche und in einigen Fällen sogar Schädigungen am Gehirn. Wenn Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus den Verdacht haben, dass ein Kind misshandelt, vernachlässigt oder sexuell missbraucht wird, haben sie seit Anfang des Jahres eine Anlaufstelle. Im St.-Clemens-Hospital in Geldern gibt es seit einigen Monaten eine Kinderschutzambulanz, die sich um solche Fälle kümmern soll. Das Team besteht aus Ärzten, Pflegern, einer Familienberaterin, einer Psychotherapeutin sowie einer Kinder- und Jugendpsychiaterin.

„Es gibt da durchaus eine Versorgungslücke in der Region“, sagt Krankenhausdirektor Christoph Weß. „Das Thema ist so eklatant und so aktuell, dass wir die Lücke schließen müssen.“ Das Team widmet sich allen Fällen von Kindeswohlgefährdung. Dazu gehören emotionale und körperliche Misshandlung, sexuelle Gewalt und unterlassene Fürsorge. Aber auch Gebiete wie Cybermobbing und Frauenbeschneidung gehörten zu den Aufgaben.

Die betroffenen Kinder können sowohl ambulant als auch stationär behandelt werden. „Die stationäre Behandlung kann medizinisch begründet sein, aber auch um Kinder aus der Schusslinie zu holen“, sagt Kinderärztin Katharina Ketteler, die das Team leitet. „Ambulant geht es häufig darum, ein Kind medizinisch zu sichten, zum Beispiel alte Narben oder Verletzungen.“

Die Kinderschutzambulanz in Geldern ist die einzige im Kreis Kleve und soll vor allem Anlaufstelle sein. So können Ärzte auf Fälle aufmerksam machen, aber auch Polizei, Jugendämter, Kindergärten und Schulen oder auch Privatpersonen. Ziel ist es, so Christoph Weß, alle Ansprechpartner zu vernetzen.

Rein juristisch stehe die Schweigepflicht dem Netzwerk nicht im Weg, sagt Ketteler. „Wenn eine Gefährdung des Kindes vorliegt, ist es Ärzten möglich, das der Polizei oder dem Jugendamt zu melden.“ Diese Kommunikation sei dringend notwendig. „In allen Fällen, in denen es richtig schief gelaufen ist, wurde nicht ausreichend miteinander gesprochen“, sagt Ketteler. Das wolle man mit dem neuen Netzwerk vermeiden. „Meist hat das zunächst die Folge, dass die Zahl von Kindeswohlgefährdungen in die Höhe geht. Weil die Fälle so erst auffallen.“ Seit Jahresbeginn wurden etwa 30 Kinder, die Opfer von Gewalt wurden, von dem Team behandelt.

Um 30 weitere Fälle hat sich Monika Hanßen gekümmert. Die Familienberaterin hat den Schwerpunkt Babys und Kleinkinder und kümmert sich mit der Kinderschrei-Ambulanz um die Prävention. „Die Überforderung von Eltern beginnt manchmal schon sehr früh“, sagt Hanßen. „Zum Beispiel wenn ein Kind kaum schläft, viel schreit oder sehr trotzig ist.“ Um Hilfe zu bekommen, können sich Eltern mit einer Überweisung vom Kinderarzt in der Kinderschrei-Ambulanz melden.

Auf der To-Do-Liste des Kinderschutzteams stehen zudem Schulungen, zum Beispiel in Kindergärten und Schulen. Damit auch dort Gewalt gegen Kinder nicht unentdeckt bleibt.

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