Mensch & Stadt Drei Könige in luftiger Höhe

Straelen · Mehr als 300 Jahre alt sind bei Familie Brauwers die Figuren von Kaspar, Melchior und Balthasar. Jetzt sind sie restauriert worden.

 Die restaurierten Heiligen Drei Könige und Rudolf Brauwers in luftiger Höhe.

Die restaurierten Heiligen Drei Könige und Rudolf Brauwers in luftiger Höhe.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die drei Männer haben eine gute Sicht. Aus rund fünf Metern Höhe schauen sie in Richtung Geldern. Vielleicht warten sie auf Menschen, die aus dieser Richtung gen Kevelaer pilgern. Unzählige sind an dem Trio schon vorbeigekommen, haben es vielleicht gegrüßt, nach einem Gebet an der benachbarten Marienkapelle. Kaspar, Melchior und Balthasar heißen die Männer, als Heilige Drei Könige von einiger Bedeutung in der biblischen Weihnachtsgeschichte. Rund 350 Jahre sind sie alt. Und erstrahlen jetzt in neuem Glanz.

„Das hat sie einfach super gemacht“, sagt Rudolf Brauwers. Hoch an seinem Haus „wohnen“ die Drei Könige in einer Wandnische. Das Lob des Straeleners gilt Sandra Meinholz. Die Restauratorin aus Düsseldorf hat die drei Figuren kürzlich unter ihre Fittiche genommen. Der Zahn der Zeit hatte an den Statuen doch sehr genagt, von denen jede so schwer ist, dass sie zwei Mann heben müssen.

Das Gewicht liegt auch an dem, so die Expertise der Restauratorin, „nicht gängigen Aufbau“ der Figuren. Deren „Rückgrat“ bildet eine Eisenstange. Drumherum liegt der Kern aus Mörtel mit alten Ziegelstücken. Die Außenschicht wurde mit Kalkputz modelliert.

Als der Pilgerweg auf der heutigen Steinstraße in Straelen-Vorst noch viel häufiger benutzt wurde als heute, standen auch die Heiligen Drei Könige woanders: in einer Außennische der Schenkwirtschaft zu den drei Königen. Sie wurde von Brauwers’ Vorfahren betrieben. „Wir wohnen mit unserer Familie schon seit ewigen Zeiten hier“, sagt der Mann, der mit Champignonkulturen sein Geld verdient. Gerne kehrten die Pilger in der Gaststätte ein, gerade diejenigen aus dem Raum Aachen-Erkelenz. Und auch Napoleons Soldaten sollen nach der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen Gäste gewesen sein.

 Die Gaststätte zu den drei Königen, etwa 1930er Jahre. Links in der Wand ist die Nische der drei Könige zu sehen.

Die Gaststätte zu den drei Königen, etwa 1930er Jahre. Links in der Wand ist die Nische der drei Könige zu sehen.

Foto: Klatt

Zu jener Zeit waren die drei Heiligenfiguren noch unversehrt. Doch schon Ende des 20. Jahrhunderts war eine Restaurierung fällig. Die alte Gaststätte war da seit 25 Jahren abgerissen. 1973 entstand das Haus, in dem jetzt die Familie von Rudolf Brauwers wohnt, an ungefähr der selben Stelle. „Dort, wo früher die Bögelbahn des Lokals war“, beschreibt der Hausherr und kommt damit auf einen einst am Niederrhein beliebten Zeitvertreib zu sprechen. Dabei geht es darum, mit einer Holzkelle eine vier Kilo schwere Holzkugel durch einen Bügel zu schieben.

Jetzt also wieder eine Restaurierung, denn die drei Weisen aus dem Morgenland waren mittlerweile wieder sehr ramponiert. Über die Internetseite des Landeskonservators in Bonn machte Brauwers Sandra Meinholz ausfindig. Sie nahm die Figuren mit und stimmte sich vor jedem unter Umständen auch kostspieligen Schritt mit dem Besitzer ab. „Wir wollten es richtig so, wie es früher war“, erklärt Brauwers. Stück für Stück trug die Restauratorin die Farbschichten ab und trug die Originalfarben wieder auf. Dabei wurden auch die alten Vergoldungen an den Kronen und den Gefäßen mit den Geschenken für das Jesuskind aufgefrischt.

 Die restaurierten Heiligen Drei Könige.

Die restaurierten Heiligen Drei Könige.

Foto: Evers, Gottfried (eve)
 Rudolf Brauwers an der Marienkapelle. Im Hintergrund das Haus mit der Nische der Heiligen Drei Könige.

Rudolf Brauwers an der Marienkapelle. Im Hintergrund das Haus mit der Nische der Heiligen Drei Könige.

Foto: Klatt

Jetzt sehen die Heiligen Drei Könige von Vorst wieder aus wie nach ihrem Entstehen wie vor rund 350 Jahren. Sie stehen wieder in ihrer Nische am Brauwers-Haus. Jetzt allerdings noch besser geschützt durch eine neue Glasscheibe. Und sie blicken nach Pont. Dorthin, von wo sich vielleicht der eine oder andere Pilger auf dem Weg nach Kevelaer nähert.

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