Kultur aus der Issumer Musenmühle Dagmar Gaßdorf präsentiert ihren ersten Roman

Issum · Dagmar Gaßdorf schreibt über eine Aufsteigerfamilie. Vom Ruhrgebiet mit seinen Eigenheiten geht es in die weite Welt – ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Ein literarisches Werk, das Mut macht, auch mal etwas zu wagen.

 Mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans lehnt sich Dagmar Gaßdorf nicht einfach zurück. Sie hat schon ein neues Projekt am Start.

Mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans lehnt sich Dagmar Gaßdorf nicht einfach zurück. Sie hat schon ein neues Projekt am Start.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ruhrgebiet in den 60er Jahren. Deutschlands erster Fernsehkoch Clemens Wilmenroth wird für sein Toast Hawaii gefeiert und zwei Mädchen sind aufgeregt, weil ihre Kommunion als wichtiges gesellschaftliches Ereignis bevorsteht. Eine davon ist Barbara. Sie trägt den Namen der Schutzpatronin der Bergleute und ist Hoffnungsträgerin ihrer Familie.

Als „Geschichte einer Aufsteigerfamilie“ bezeichnet Dagmar Gaßdorf ihren ersten Roman. Den Eltern der Protagonistin  stecken noch die Schrecken und das Entbehren des Zweiten Weltkrieges in den Knochen, die Kinder „sollen es mal besser haben“. „Die Taube auf dem Dach“ lautet der Titel des Romans. Angelehnt ist der an das Sprichwort „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. „Das sieht die Protagonistin genau so nicht“, sagt Autorin Dagmar Gassdorf. Sie widersetzt sich ziemlich vielen gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit, wird schwanger bevor sie heiratet, lässt sich später scheiden und strebt nach Unabhängigkeit. „Es ist ein Buch gegen den Kleinmut“, sagt sie. „Denn ohne diesen Mut gegen den Strich gebürstet zu sein, geschieht ja keine Veränderung.“ Und so findet sich die Protagonistin bald als einzige Frau in Männerkonferenzen wieder, weil sie mutig ist und den Mund aufmacht.

Das Pfund, das ihre Eltern ihr mitgegeben haben, ist die Sprache. „Die Sprache ist das A und O, der Schlüssel zu allem Erfolg“, sagt Dagmar Gaßdorf, die in der Medien- und Marketingbranche zu Hause ist und 30 Jahre Agenturchefin war. Vom Ruhrgebiet hat es sie an den Niederrhein verschlagen. In der Musenmühle findet sie Zeit zum Schreiben. Es ist ihr erster Roman. Vorher hat sie Fachbücher geschrieben. In ihrem aktuellen Roman kann sie ihre Leidenschaft für Sprache gleich auf mehreren Ebenen bespielen. Gedichte haben in dem Buch genauso Raum bekommen wie kleine Anekdoten, die die Herkunft von Wörtern erklären.

Ihr Anspruch sei, dass die Leute sich nicht nur gut unterhalten fühlen sollen, sondern ganz nebenbei auch noch was lernen. Was ebenfalls nicht zu kurz kommen darf: der Humor. Die Mail eines Mannes, er habe an vielen Stellen schallend gelacht, bestätigt ihr, dass sie vieles richtig gemacht hat. „Wirklich erfrischend“ nennt Schauspieler Henning Baum die Wirkung des Buches.

Das sei im übrigen keine Autobiografie, betont die Autorin. „Viele unterscheiden ja nicht zwischen Autor und Protagonisten, gerade wenn die geschlechtsidentisch sind und es authentisch klingt“, sagt Dagmar Gaßdorf.

Klar sei allerdings auch, dass man bei einem Roman auch viel seiner eigenen Persönlichkeit preisgebe. „Man kann das überhaupt nicht trennen. Wenn man authentisch schreiben will, schöpft man aus dem eigenen Erfahrungsschatz.“ Was allerdings ihre eigene Geschichte und was Fiktion ist, das möchte sie offen lassen. „Dies ist eine spannende Geschichte und die bleibt auch spannend, wenn auch nicht alle Fragen beantwortet werden.“

Der Leser begleitet Barbara auf ihrem Weg von der Kindheit hin zu einer Frau, die ihren Weg geht und ihre große Liebe an den Tod abgeben wird. „Es ist nicht alles glatt, es sind auch herbe Schicksalsschläge dabei“, sagt Dagmar Gaßdorf. Der Verlag verkauft es als „Kraftfutter für alle, die bereit sind, für ihre Träume zu kämpfen.“

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