Ungewisse Zukunft für das Erkrather Jugendprojekt Neuer Schirmherr für Zündstoff
Erkrath · Nach 15 Jahren als Schirmherrin gibt Michaela Noll ihr Amt an Klaus Wiener ab. Im Sommer 2022 läuft die ESF-Unterstützung für das Projekt aus.
Grün und violett leuchtet der Stab mit der Aufschrift „Zündstoff“, den die Jugendlichen für die symbolische Staffelübergabe vorbereitet hatten. Nach mehr als 15 Jahren als Schirmherrin des Projekts Zündstoff/Die 2. Chance des SKFM Erkrath gab die Politikerin Michaela Noll (CDU) am vergangenen Freitag das Amt an ihren Nachfolger Klaus Wiener (CDU) ab. Er gehört als Direktkandidat für den südlichen Kreis Mettmann dem neuen Bundestag an.
„Es war mir immer eine Herzensangelegenheit. Aber es ist wichtig, dass ein gewählter Abgeordneter die Schirmherrschaft innehat, weil er an der Quelle der Fördermöglichkeiten sitzt“, sagte die langjährige Familienpolitikerin. Noll hat den SKFM in den vergangenen Jahren immer wieder bei Finanzierungsfragen für das Projekt, das Schulverweigerern dabei helfen soll, einen Schulabschluss machen zu können, unterstützt. So schaffte sie etwa ein größeres Bewusstsein für das Thema, indem sie die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen nach Erkrath holte oder erfolgreich die Teilnahme am Bundesmodellprogramm des europäischen Sozialfonds (ESF) „Die 2. Chance“ anregte, nannte SKFM-Geschäftsführer Norbert Baumgarten Beispiele für ihr Engagement.
„Wir konnten immer offen miteinander reden, Sie waren ein verlässlicher Ansprechpartner und waren immer nah dran an den Jugendlichen“, bedankte sich Baumgarten bei Noll. Ähnliche Erwartungen gibt es nun an ihren Nachfolger. Das Interesse am Projekt ist bei dem gelernten Energieanlagenelektroniker und promovierten Volkswirt mit dem politischen Schwerpunkt Wirtschaft vorhanden. Denn gut ausgebildete Jugendliche sind wichtige zukünftige Fachkräfte für Industrie und Unternehmen. In den vergangenen Jahren seien die Voraussetzungen für den Zugang zu einer Ausbildung immer höher gesetzt worden. „Ich bin mir sicher, da wird es auch ein Umdenken in der Wirtschaft und Industrie geben müssen, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken“, sagte Wiener.
Voraussetzung bleibt jedoch ein Schulabschluss. „Die Zahlen zeigen, dass es ein deutlich höheres Risiko für Armut und Arbeitslosigkeit gibt, wenn man keine Ausbildung hat“, sagte Wiener. Deshalb setzt er genau wie seine Vorgängerin auf den präventiven Einsatz. Damit das gelingt, wartet in Berlin direkt die erste Herausforderung auf ihn. Denn das ESF-Nachfolgerprogramm „Jugend Stärken im Quartier“ verlagert ab Juli 2022 seinen Förderschwerpunkt von schulmüden Jugendlichen auf obdachlose Jugendliche.
Damit fällt für den SKFM ab nächsten Sommer eine jährliche Fördersumme von rund 51.000 Euro weg. Michaela Noll hat bereits Kontakt zu Kollegen in der NRW-Landesregierung aufgenommen, um Fördermöglichkeiten aus NRW zu prüfen. „Eventuell wird auch der neue Koalitionsvertrag auf Bundesebene grundsätzliche Hinweise auf Fördermöglichkeiten enthalten“, sagte Noll.
Zusätzlich sah eine Vorlage für den Jugendhilfeausschuss in Erkrath vor, dass die Stadt aufgrund der auslaufenden ESF-Finanzierung auch ihre eigene Förderung in Höhe von 65.000 Euro auf Basis der ESF-Finanzierung zum Ende 2022 kündigen sollte. Stattdessen empfiehlt der Ausschuss nun dem Rat der Stadt, den ESF-Anteil vorerst zu übernehmen. „Wir freuen uns sehr, dass der Ausschuss das so sieht“, sagte Norbert Baumgarten erleichtert.