Karnevalsauftakt in Erkelenz Von Prinzen, Prinzessinnen und Prinzinnen

Erkelenz · In Erkelenz hat der Karneval am vergangenen Wochenende so richtig begonnen – und im Fokus standen dabei die Frauen. Bei der EKG um „Prinz“ Uschi Skibba bedeutete das gleich eine doppelte Premiere.

 Im Konfettiregen bei der EKG: Uschi Skibba als Prinz, Bozena Smyczek als Jungfrau und Maren Müller-Keufgens als Bauer.

Im Konfettiregen bei der EKG: Uschi Skibba als Prinz, Bozena Smyczek als Jungfrau und Maren Müller-Keufgens als Bauer.

Foto: Ruth Klapproth

Dreimal tief durchatmen, dann war er da, der große, unvergessliche Augenblick, auf den Uschi Skibba so lange gewartet hatte. „Jetzt bin ich der Prinz von Erkelenz“, rief die 61-Jährige überglücklich ins Mikrofon. Mit Maren Müller-Keufgens als Bauer und Bozena Smyczek als Jungfrau sorgte die temperamentvolle Anführerin der Erkelenzer Möhneleut für eine doppelte Premiere in der gut gefüllten Stadthalle. Zum ersten Mal in der Geschichte der 1832 gegründeten Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG) wurde ein Frauen-Dreigestirn proklamiert, zum ersten Mal stellen die Möhneleut die offiziellen Repräsentanten für das wichtigste Amt in der fünften Jahreszeit. Gegendert wird bei der EKG übrigens nicht – das hatte der Stellvertretende Vorsitzende Helmut Jopen bereits bei der Vorstellung des Dreigestirns im Sommer augenzwinkernd angekündigt – somit gibt es also einen Prinz und einen Bauern, nur sind beide genau wie die Jungfrau eben weiblich.

Vor dem lang ersehnten Bühnenauftritt kam das Bad in der Menge. Mit ihren schwarz gekleideten Möhneleuten als Hofstaat, Marketenderinnen, Elferrat, Prinzengarde, Funkengarde, Hausgarde sowie dem Reitercorps Gerichhausen, das für die passenden feierlichen Klänge sorgte, zog das fidele Trio durch die Stadthalle, die Prinzengarde-Kommandant Sascha Wesel kurzerhand zum „Gürzenich von Erkelenz“ erklärte.

Dabei verteilte das neue Dreigestirn der blau-weißen Traditionsgesellschaft unermüdlich kleine Päckchen mit einem geheimnisvollen Pulver – und sorgte so für ein neues, angesagtes Rezept, das nun Einzug hält in die Küchen der Erka-Stadt: Erkelenzer Möhnendip. Auf die begehrten Päckchen hatten Prinz Uschi, Jungfrau Bozena und Bauer Maren ihr aktuelles Sessionsmotto drucken lassen: „Ejal wat kütt – von Hätze Möhn Mött“ in Anlehnung an „Maak Mött“, den bekannten Schlachtruf der Erkelenzer Karnevalisten.

Prinzessin Helga Mann, Bäuerin Barbara Schläger und Jungfrau Birgit Heimanns führen die Lövenicher Hoppesäck mit dem Motto „Jetzt erst recht“ an. Lena Minkenberg, Abby und Madeleine Heinen sind das erste weibliche Kinder-Dreigestirn in der Vereinsgeschichte.

Prinzessin Helga Mann, Bäuerin Barbara Schläger und Jungfrau Birgit Heimanns führen die Lövenicher Hoppesäck mit dem Motto „Jetzt erst recht“ an. Lena Minkenberg, Abby und Madeleine Heinen sind das erste weibliche Kinder-Dreigestirn in der Vereinsgeschichte.

Foto: Ruth Klapproth

Den symbolischen Rathausschlüssel überreichte Bürgermeister Stephan Muckel, der zugab, die Macht nicht gerne abzugeben. So ganz lässt sich der Erste Bürger aber nicht verdrängen. Er verriet: „Die Schlösser für Rathaus und Stadtkasse wurden ausgetauscht.“ Den riesigen Schlüssel dürfen die drei Frauen nach Ablauf der Session als Erinnerungsstück behalten. „Endlich sehen wir uns wieder“, bekräftigte der Erkelenzer Verwaltungschef. „Das sage ich zurzeit allen Gesellschaften.“ Den neuen Narrenherrschern der EKG gab Muckel eins mit auf den Weg: „Bringt allen Leuten Spaß, vertretet die EKG und die Stadt Erkelenz würdig.“ Als jüngste Aktive stahl die kleine Mayla (sechs Monate) den Erwachsenen vorübergehend die Show. Das EKG-Tanzpaar Larissa und Patrick Weigt hat Nachwuchs bekommen. Den ersten Bühnenauftritt im maßgeschneiderten blau-weißen Kostüm mit Röckchen absolvierte das kleine Mädchen quietschvergnügt – schließlich sind die Eltern langjährige Karnevalisten. Auch für Solo-Tanzmariechen Elena Stenten war die feierliche Proklamation eine Premiere. Die 13-jährige Schülerin hat mitten in der schwierigen Corona-Zeit bei der EKG angefangen, hatte nun zum ersten Mal die Gelegenheit, ihren Sessionstanz zu zeigen. Stimmungssänger Markus Forg stimmte „Hee kütt d‘r Prinz“ an. Vorher hatte der Erkelenzer Bestatter schon mit „Dreemol Maak Mött“ und „Blau-Weiß sind unsere Farben“ für ausgelassene Stimmung im Narrentempel der Erka-Stadt gesorgt.

 Proklamation bei der KG Katzeköpp in Katzem mit Prinzin Melanie Rautenberg, Jungfrau Simone Hertel und Bäuerin Tanja Klein.

Proklamation bei der KG Katzeköpp in Katzem mit Prinzin Melanie Rautenberg, Jungfrau Simone Hertel und Bäuerin Tanja Klein.

Foto: Ruth Klapproth

Die Erkelenzer Formation Hätzblatt sowie Loat jonn aus Gangelt traten ebenfalls auf. Dass Frauen-Dreigestirne im gesamten Erkelenzer Land ab sofort keine Seltenheit mehr sind, wissen Uschi, Bozena und Maren längst. Sie baten eine Abordnung der befreundeten Lövenicher Hoppesäck auf die Bühne, deren Frauen-Dreigestirn die herzlichsten Grüße aus dem Nysterbachtal überbrachte. Und auch in Bad Windsheim (seit 1994 besteht die Städtefreundschaft) scheint das Beispiel Schule gemacht zu haben, wenn auch „nur“ mit Männern. „Wir sind heute Abend, wenn man so will, auch ein Dreigestirn“, lachte Bürgermeister Jürgen Heckel, der mit zwei Begleitern mit Narrenkappen zur Proklamation angereist war. Für Ex-Prinz Franz Bocks war es der unwiderruflich letzte Auftritt. Zusammen mit Ex-Prinzessin Bernadett übergab er die Insignien der Macht, überreichte seiner Nachfolgerin die schwere Prinzenkette.

Volker und Ramona Willms sind das neue Prinzenpaar der KG Japstöck in Kückhoven.

Volker und Ramona Willms sind das neue Prinzenpaar der KG Japstöck in Kückhoven.

Foto: Ruth Klapproth

Bei der EKG regiert in Uschi Skibba fortan also ein weiblicher „Prinz“, mit Jungfrau und Bauer. Bei den Hoppesäck in Lövenich hält man es ein wenig anders: Hier heißt das Dreigestirn aus Helga Mann, Barbara Schläger und Birgit Heimanns Prinzessin, Bäuerin und Jungfrau. In der Nysterbachhalle ging es bereits am Freitagabend rund, für Helga Mann war es bereits die dritte Proklamation nach 1972/73 und 1993/94. Damit ist sie in den Reihen der Hoppesäck gemeinsam mit Präsident Hans Jürgen Drews die zweite Karnevalistin, die bereits zum dritten Mal die Regentschaft über das närrische Volk übernehmen darf. Mann ist als erste Vorsitzende der „Motor“ der Hoppesäck.

Wieder eine andere Bezeichnung hat man übrigens in Katzem für sein Dreigestirn gefunden, das ebenfalls aus Frauen besteht: Melanie Rautenberg wurde bei den Katzeköpp als „Prinzin“ betitelt. Mit ihr regieren nun Simone Hertel als Jungfrau und Tanja Klein als Bäuerin.

Bei der KüKaGe in Kückhoven standen am Samstag Volker und Ramona Willms im Vordergrund. Beide gehören bei den Kückhovener Karnevalisten bereits seit Jahrzehnten zum Inventar und setzen dem Ganzen nun die Krone auf: Sie sind das neue Prinzenpaar bei den Japstöck. Nach dem traditionellen „Japstockerwachen“ wurde kräftig gefeiert.

Im Nachbarort konnte man den Elften im Elften hingegen gar nicht abwarten: Die Immeroder Seckschürger feierten daher schon eine Woche zuvor im Kaisersaal. Sitzungspräsident Arno Lemmen hatte nicht nur das Vergnügen, ein Zweigestirn, sondern auch gleichzeitig seinen eigenen Sohn zu proklamieren. Bürgermeister Stephan Muckel merkte an, dass dies vermutlich auch das erste Zweigestirn überhaupt im Erkelenzer Land sein dürfte. Somit wird die KG angeführt von den Tollitäten Prinz Maximilian I. (Maximilian Lemmen) und Jungfrau Antonia (Thomas Jansen).

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