Die Alternativen in Keyenberg zu Baustellen sind verbretterte Häuser Grubenrandpiraten bleiben sich treu

Keyenberg (neu) · Die Keyenberger Karnevalisten freuen sich über den ersten Veilchendienstagszug am neuen Ort. Die Jecken feierten ausgelassen, farbenfroh, ideenreich und mit Nachbarschaftshilfe.

 Erster Karnevalsumzug nach dem Umzug – die Keyenberger Grubenrandpiraten schickten ihren ersten Veilchendienstagszug in Keyenberg (neu) auf den Weg.

Erster Karnevalsumzug nach dem Umzug – die Keyenberger Grubenrandpiraten schickten ihren ersten Veilchendienstagszug in Keyenberg (neu) auf den Weg.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

„Ob alt, ob neu, wir blieve us treu!“ Das Motto von Prinz Dennis I. der Keyenberger Grubenrandpiraten traf den Nagel auf dem Kopf. Zum ersten Mal feierten die Keyenberger am Veilchendienstag ihren Karnevalszug im Umsiedlungsort Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie Berverath; ausgelassen, farbenfroh, ideenreich und mit nachbarschaftlicher Unterstützung – so wie schon in der ehemaligen Heimat. „Einmal muss man ja anfangen“, meinte Franz Maibaum, der zwar noch im alten Keyenberg wohnt, sich dennoch nicht den jecken Zug im Umsiedlungsort entgehen lassen wollte. Zwar war es für die Zugteilnehmer befremdlich, an leeren Grundstücken, Baustellen und neuen Häusern über die Straßen zu laufen. „Was wäre denn die Alternative gewesen?“, fragte Maibaum, um dann selbst die Antwort als Frage zu geben: „Sollen die Karnevalisten durch menschenleere Straßen vorbei an verbretterten Häusern laufen?“ Karneval finde da statt, wo die Menschen leben.

Die Entscheidung, diesmal den traditionsreichen Zug, der seinen Ursprung in der Grundschule genommen hatte, erstmals am Umsiedlungsort auszutragen, erwies sich nach Ansicht von Alexander Tetzlaff, Sprecher der Grubenrandpiraten, als richtig. „Wir haben noch nie einen so großen Umzug gehabt wie in diesem Jahr.“ Zehn Gruppen mit weit über 100 Teilnehmern hatten sich angemeldet, spontan sogar eine Gruppe aus dem zukünftigen Nachbarort Rath-Anhoven. Die schwarz-weißen Stinktiere vom Stahlen End sorgten beileibe nicht für Stunk, sondern zeigten, dass sie eine gute Nachbarschaft aufbauen wollten. Aus Kuckum hatten sich die „Glücksbärchis“ auf den Weg gemacht, aus der Erkelenzer Innenstadt hatten sich die Rennfahrer rund um Stephan Muckel mit ihren Bobbycars „verirrt“.

Viele der Zugteilnehmer, die unter anderem reichlich Kamelle und wettermäßig angepasst auch Schnupftücher warfen, trugen große Brillen mit mächtigen gelben Brillengläser, die das triste Grau des Himmels und den Baustellencharakter an vielen Ecken des Zugwegs in ein sommerlich belebendes Licht tauchten. Doch ließen sie sich nicht von der Realität täuschen, die in Keyenberg auch mit der Umsiedlung verbunden ist. Darauf wiesen die Bauarbeiter hin, die als „Weißnix“, Hörnix“ „Machnix“ oder „…nix“ sich selbst und die Arbeiten am neuen Ort auf die Schippe nahmen. Im Wettbewerb der schönsten Kostüme mussten sie mit Asterix und Obelix konkurrieren oder mit der Porree-Truppe, die den Schlachtruf „Porree Helauch“ kreiiert hatte.

Die Abwandlung passte gut zum Schlachtruf der Grubenrandpiraten „Breetloof“, mit dem insbesondere die Kindertollitäten von den Schaulustigen begrüßt wurden. Prinzessin Marina I, die stolz darauf ist, erste Prinzessin im neuen und zugleich letzte Prinzessin im alten Keyenberg zu sein, wurde begleitet von Jungfrau Lana und Prinzessin Marina Wagner und Bäuerin Hannah Kirfel. Zu den Eigenarten des Zugs gehört eine ausgedehnte Pause nach der Hälfte der Wegstrecke. Danach ging es zurück ins Festzelt – oder mit dem Shuttlebus zurück ins alte Keyenberg.

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