Flüchtlingshilfe in Erkelenz Jugendtreff gibt Geflüchteten Halt

Erkelenz · Das Programm von „Spaß und Kultur“ von der Flüchtlingshilfe Ankommen ist für mehr als 20 junge Menschen mit Fluchthintergrund in Erkelenz Woche für Woche da.

Die Sonderpädagogin Maria Reinfarth trifft sich einmal pro Woche im Erkelenzer Pfarrzentrum mit den Jugendlichen, die aus verschiedensten Ländern der Erde nach Deutschland geflüchtet sind.

Die Sonderpädagogin Maria Reinfarth trifft sich einmal pro Woche im Erkelenzer Pfarrzentrum mit den Jugendlichen, die aus verschiedensten Ländern der Erde nach Deutschland geflüchtet sind.

Foto: Ruth Klapproth

Wenn es um die Flüchtlingshilfe geht, gibt es in Erkelenz mehrere Träger, die wichtige Aufgaben übernehmen. In Sachen ehrenamtliches Engagement steht aber der Verein Ankommen im Fokus: Mit dutzenden Angeboten und Aktionen sorgt er seit mehr als sieben Jahren dafür, dass die Integration der vielen Menschen funktioniert, die seit der Krise im Jahr 2015 nach Erkelenz gekommen sind.

Eine besondere Rolle spielt dabei der Jugendtreff „Spaß und Kultur“: Seit sieben Jahren ist er jede Woche ein fester Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Pfarrei Christkönig stellt für den Jugendtreff seitdem ihre Räume im Erkelenzer Pfarrheim zur Verfügung.

Ob gemeinsam kochen und essen, spielen und basteln oder einfach nur miteinander reden und zuhören – stets kommen hier dienstags nach der Schule mehr als 20 Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 18 Jahren zusammen. Die bunte Truppe stammt aus Syrien und dem Irak, dem Iran und Afghanistan, aber auch aus Ghana, Somalia oder dem Kosovo. „Die Kinder sind christlichen, muslimischen und jesidischen Glaubens und erfahren im Treff ganz nebenbei, dass jeder und jede den gleichen Respekt verdient“, sagt die Vorsitzende, Andrea Ludwigs-Spalink.

Gegründet vom Ehepaar Schulte-Nover, wird „Spaß und Kultur“ seit Jahren von der ehemaligen Sonderpädagogin Maria Reinfarth und einem Team aus ehrenamtlichen Helferinnen geleitet, das immer offen für neue engagierte Mithelfer ist. „Viele Betreuerinnen sind für die Kinder, die sie zum Teil von der Kindheit bis über die Pubertät hinaus begleiten, wichtige Vertrauenspersonen geworden“, sagt Maria Reinfarth. „Wir versuchen stets, für diejenigen ein offenes Ohr zu haben, die sich zerrissen fühlen zwischen der familiären Situation und den schulischen Anforderungen.“

Man wisse, dass nicht wenige Kinder früh Verantwortung für jüngere Geschwister übernehmen oder als Dolmetscher für ihre Eltern bei Behördengängen und im Alltag einspringen müssten. In der Gruppe von „Spaß und Kultur“ sollen die Jungen und Mädchen Zuwendung und ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der neuen Wahlheimat erfahren, aber auch mit den kulturellen Besonderheiten in Deutschland vertraut gemacht werden und vor allem Spaß haben, einfach nur Kind sein.

Besonders gut trägt dazu das Ausflugsprogramm bei. Organisiert werden Fahrten zum Trampolinpark und zum Reiterhof, zum Zirkus, Theater, Minigolf und in die Natur. Spielerisch erwerben die Kinder dabei Team- und Kommunikationsfähigkeit, Rücksichtnahme auf andere und auch den Mut, sich auszuprobieren. Das sei besonders für die Mädchen aus Ländern, in denen Frauenrechte wenig zählen, wichtig.

Maria Reinfarth erklärt: „Ein weiterer Aspekt unserer Ausflüge ist, dass unsere Kinder ihren Klassenkameraden davon erzählen können. Es stärkt das Selbstbewusstsein, wenn man auch einmal etwas Tolles erlebt.“ Höhepunkte im vergangenen Jahr seien gleich zwei Besuche im Wunderland in Kalkar gewesen. Der Andrang war so groß, dass die Kleintransporter beider Kirchen und ein Privatauto genutzt werden mussten.

Finanziert werden die Ausflüge, aber auch das Mittagessen und alle Materialien von der Flüchtlingshilfe Ankommen e.V. „Wir betrachten ,Spaß und Kultur‘ als erfolgreiches Integrations- und Präventionsprojekt in der Kinder- und Jugendarbeit“, sagt Andrea Ludwigs-Spalink. „Wer den Treff über Jahre besucht, erlebt eine Gemeinschaft, in der jeder gleich viel wert ist, und findet in diesem geschützten Raum auch Halt bei Problemen in der Familie und Schule.“ Die Vorsitzende wisse, „dass es für viele Betreuerinnen nach dem Treff noch weitergeht und sie sich auch privat um so manches Kind kümmern.“

Gerade die Arbeit mit der jungen Generation der Einwanderer, so Ludwigs-Spalink, biete doch alle Chancen auf eine Integration, die nicht Anpassung, sondern selbstbewusste Teilhabe und selbstbewusstes Mitstreiten in der Demokratie bedeute.

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