Tagebau in Erkelenz Ein Landstrich, wo Orte verschwinden

Erkelenz · Matthias Jung ist Fotograf und stellt demnächst seine Arbeiten im Begas Haus in Heinsberg aus. Unter dem Titel „Revier“ geht es um den Braunkohlentagebau. Mit dabei sind auch Erkelenzer Fotos.

 „Revier“, so der Titel der Ausstellung von Matthias Jung, die im Heinsberger Begas Haus gezeigt wird. Im Mittelpunkt stehen Fotos aus dem Tagebaugebiet. Auf dem Bild zu sehen ist Borschemich im Jahr 2016.

„Revier“, so der Titel der Ausstellung von Matthias Jung, die im Heinsberger Begas Haus gezeigt wird. Im Mittelpunkt stehen Fotos aus dem Tagebaugebiet. Auf dem Bild zu sehen ist Borschemich im Jahr 2016.

Foto: Matthias Jung

Die Dunkelheit dokumentiert die gespenstische Szene sehr eindrucksvoll. Der Straßenzug ist menschenleer, die Häuser verlassen. Nur noch die Straßenlaterne schickt ihr Licht ins Dunkel.

Das, was auf diesem Foto zu sehen ist, gibt es in der Realität nicht mehr. Matthias Jung hat das Motiv im Jahr 2016 in Borschemich fotografisch festgehalten. Ein Ort, der an ursprünglicher Stelle den riesigen Braunkohlebaggern gewichen ist. Dieses und noch mehr seiner Arbeiten zeigt Jung in seiner Ausstellung mit dem Titel „Revier“. Zu sehen ist die Ausstellung ab dem 22. November im Begas Haus, dem Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg. Mit seinen Werken zeigt Jung den Braunkohlentagebau im Rheinischen Revier, auch Motive aus Erkelenz sind darunter. Die Ausstellung dauert bis zum 10. Januar.

In seinem Projekt „Revier“ fotografiert Matthias Jung seit einigen Jahren den Landstrich, der sich zwischen den beiden größten Tagebauen im rheinischen Braunkohlerevier westlich von Köln befindet. Seit Jahrzehnten werden hier Orte und Städte demontiert und deren Bewohner umgesiedelt. Mehr als 40.000 Menschen haben hier seit den 1950er Jahren ihre Heimat verloren. Seit Jahren kehrt der Fotograf an die gleichen Orte zurück, um immer wieder Neues zu entdecken.

Das Ziel ist aber nie die reine Dokumentation. Entstanden ist vielmehr eine Langzeitdokumentation über die Themen Verlust und Heimat. Die Arbeit umfasst mehrere Themenschwerpunkte: Im Zentrum stehen Nachtansichten zerstörter Orte und Landschaften. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Porträts von Menschen, die in dem Gebiet arbeiten, leben oder gelebt haben. Die Serie der Fundstücke beinhaltet Studiofotografien von Dingen und Alltagsgegenständen, die Menschen hier zurückgelassen haben.

Eine weitere Serie befasst sich mit dem Widerstand gegen die Braunkohleförderung. Einen „reflektierten und zum Nachdenken anregenden Blick“ bescheinigte Der Standard aus Wien. Die FAZ fand seine Fotos, die 2016 im Fotografie Forum Frankfurt gezeigt wurden, „ästhetisch bestechend“, und in der Laudatio zum „Europäischen Architekturfotografie Preis 2017“ sah Celina Lunsford in den Bildern eine „geheimnisvolle Geisterstadt, die die Komplexität des Daseins und den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt veranschaulicht“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort