Erkelenzer schreibt ersten Roman Mit 67 Jahren einen Jugendtraum verwirklicht

Erkelenz · Der Erkelenzer Wolfgang Strauch hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Die Idee dazu hatte er schon in jungen Jahren. „Entflechtung“ heißt das Erstlingswerk.

 Wolfgang Strauch hat seinen Debütroman „Entflechtung“ geschrieben.

Wolfgang Strauch hat seinen Debütroman „Entflechtung“ geschrieben.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Der Titel „Entflechtung“ komprimiert den Roman von Wolfgang Strauch auf ein einziges Wort und macht damit zugleich deutlich, wo die schriftstellerischen Wurzeln des Autors aus Erkelenz liegen: in der Lyrik. Mit lyrischen Texten, oft untermalt von Musik oder als sprachliche Basis von poetischen Kurzfilmen ist Strauch an die Öffentlichkeit getreten. 2011 entstand sein Gedichtband „Beim Wenden der Zeit“.

Mit „Entflechtung“ hat der 67-Jährige sein selbst gestecktes Ziel erreicht, einen Roman zu schreiben. Die Idee zu diesem epischen Erstling hatte er schon in jungen Jahren, als er in der Oberstufe des Gymnasiums vom spontanen Wunsch eines Mitschülers erfuhr, der unbedingt Priester werden wollte und der sich nach dem Abitur voll und ganz der Theologie verschrieb.

Was wohl aus dem ehemaligen Klassenkameraden geworden ist? Was wurde aus dem Freund, mit dem er um ein Mädchen gebuhlt hatte? Die Gedanken daran ließen Strauch nicht los. Er zeichnete die Lebenswege auf, dachte über die individuelle Entwicklung der Personen nach, stellte Verbindungen dar – Verbindungen zwischen Jakob, dem Priester, Josef, dessen Freund, und Hanna, beider Freundin, oder Ruth, die später ins Leben der Männer tritt. Jede Figur entwickelt ihren eigenen Lebensweg mit Irrungen und Wirrungen, Brüchen und Sackgassen. Man entfremdet sich und begegnet sich wieder, man ist sich nah und fremd. „Es ist eine Geschichte, in der Gegenwart und Vergangenheit ineinanderfließen“, sagt der Autor. „Jeder begibt sich, losgerissen aus der stabilen Verankerung, auf den Weg und gerät auf eine neu, unbekannte Bahn mit völlig ungewissem Ausgang.“

Die Entflechtung ist der Versuch, die Verflechtungen aufzulösen, die Verknotungen zu öffnen, die einzelnen Lebenswege, die sich in einem Knäuel verwirkt haben, voneinander zu trennen. „Es muss beim Versuch bleiben“, sagt Strauch, „zumal der Lebensweg weitergeht, wenn man einzelne Stränge aufgedröselt hat, weil die Zukunft neue Irrungen und Wirrungen mit sich bringt.“ Es gibt – auch in dem Roman – Gewinner und Verlierer. Ein Verlierer ist sicherlich Josef, der nach einer Liebesnacht eines Mordes an der Frau beschuldigt wird und der sich in seiner Not an den Priester Jakob wendet. Wird Jakob dadurch zum Sieger, dass er neue Erkenntnisse über sein eigenes Leben erfährt? Oder ist es die materiell erfolgreiche Hannah, die ihm die Augen öffnet? Es kommt, wie so oft, auf den Standpunkt des Betrachters an. Welten brechen ein, es öffnen sich neue Wege, von denen man nicht weiß, ob sie nicht doch noch zu Sackgassen oder Umwegen werden.

Viele Jahre ist Strauch mit dem Projekt schwanger gegangen. „Doch dann musste es raus!“, sagt Strauch. „Irgendwann ist ein Buch reif.“ Er quittierte vorzeitig den Schuldienst und verschrieb sich vollkommen seiner Leidenschaft. „Ich liebe den Umgang mit Sprache“, sagt er. Er zog sich zurück und schrieb das nieder, was sich so lange in seiner Gedankenwelt aufgestaut hatte. Entstanden ist ein umfangreiches Werk, das durch ein konstruktives Lektorat um 60 Seiten verschlankt wurde.

Das Buch ist keine leichte Sommerlektüre für den Liegestuhl, was nicht wundert bei dem Autor, der Germanistik und Philosophie studiert hat und der als ausgebildeter Rundfunkjournalist und als Lehrer tätig war. Es enthält keine biografischen Züge, wie der Autor betont, der 1954 in Aachen zur Welt kam, in Oidtweiler aufwuchs und nunmehr in Kaulhausen seine Heimat gefunden hat. Neben der alten Grundidee finden sich allenfalls Orte des Geschehens in der Realität: Ischia, die Sehnsuchtsinsel von Strauch, die Hauptstadt Berlin, zu der er eine Beziehung aufgebaut hat, oder Lissabon, „eine faszinierende Stadt“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort