Erkelenzer testen Lebenserhaltungssysteme Schüler-Experiment auf der ISS

Erkelenz · Ein von Erkelenzer Schülern erarbeitetes Experiment läuft an Bord der Internationalen Raumstation (ISS). Im Rahmen eines Wettbewerbs der Europäischen Weltraumorganisation testet es die Sicherheit der Lebenserhaltungssysteme.

 Der italienische Astronaut Paolo Nespoli startet den europäischen Astro-Pi-Wettbewerb. Dazu hatten sich mehr als 2000 Schüler aus vielen europäischen Ländern und Kanada beworben.

Der italienische Astronaut Paolo Nespoli startet den europäischen Astro-Pi-Wettbewerb. Dazu hatten sich mehr als 2000 Schüler aus vielen europäischen Ländern und Kanada beworben.

Foto: Team Cusanus_Astronauts

Eine schöne Nachricht im durch das Coronavirus erzwungenen Unterrichtsgeschehen erreichte das Team Cusanus-Astronauts, eine Arbeitsgemeinschaft am Cusanus-Gymnasium in Erkelenz. Die europäische Weltraumorganisation ESA teilte den Schülerinnen und Schüler der elften Jahrgangsstufe mit, dass ein von ihnen vorgestelltes und erarbeitetes Experiment Anfang April an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) laufen wird.

Im Rahmen des europaweiten ESA-Wettbewerbs „Astro-Pi – Mission Space Lab“ hatten AG-Mitglieder der Oberstufe unter Leitung ihres Lehrers Philipp Jordans ein Computerprogramm geschrieben, mit dem unterschiedliche Sensorik an Bord der ISS ausgelesen und ausgewertet werden kann.

„Ziel des Experiments ist die Untersuchung eines Zusammenhangs zwischen der Stabilität des Orbits und der Lebenserhaltungssysteme an Bord der ISS“, erläutert der Mathematik- und Physiklehrer Jordans. Laienhaft dargestellt: Welche Auswirkungen hat es, wenn die Raumstation unvermittelt ihre Flugbahn durch eine Manöver verlassen muss? „Wichtig für das Leben auf Raumstationen oder auch in Raumschiffen ist die Sicherstellung eines funktionsfähigen Lebenserhaltungssystems. So können bereits kleinste Mängel fatale Folgen haben“, sagt Jordans. Genau diese Auswirkung auf das System wollte das Team Cusanus-Astronauts untersuchen. Mit dieser Problemstellung bewarb sich die AG im September für den ESA-Wettbewerb.

Mehr als 2000 Schüler aus ganz Europa und Kanada hatten sich der Herausforderung gestellt. Bis ein Experiment überhaupt an Bord der ISS durchgeführt werden kann, mussten verschiedene Phasen erfolgreich durchlaufen werden, nachdem die Erkelenzer die Bewerbung eingereicht hatten. Die Cusaner konnten mit ihrem Experiment und dem dazugehörigen Programm die ersten beiden Phasen meistern und haben den begehrten Flight Status als eines von 200 Teams europaweit erhalten, wobei sie zu den 80 Teams gehörten, die sich mit dem Leben im Weltraum beschäftigt haben. Die anderen Gruppen führten derweil Experimente durch, die für das Leben auf der Erde von Belang sein könnten.

Es war ein langer Weg, bis der Versuchsaufbau stand und bis die ESA die Zustimmung zum Programm gab. Immerhin musste ausgeschlossen werden, dass das von den Cusanern erarbeitet Programm sich nachteilig auf das Bordprogramm der Raumstation auswirkt, zum anderen musste es zum Bordprogramm passen. „Unser Experiment wurde auf Herz und Nieren überprüft“, berichtet Jordans. Er ist stolz auf seine Arbeitsgemeinschaft, zu der zehn Mitglieder gehörten, von denen aber nur sechs für den Wettbewerb gemeldet werden konnten. „Die Gruppe ist sehr fit beim Programmieren“, sagt er. Die Qualität überzeugte offensichtlich auch die ESA, die das Experiment aus Erkelenz ins Arbeitsprogramm der Raumstation übernahm.

 Das Experiment der Erkelenzer Cusanus-Gymnasiasten wird auf der internationalen Raumstation ISS durchgeführt.

Das Experiment der Erkelenzer Cusanus-Gymnasiasten wird auf der internationalen Raumstation ISS durchgeführt.

Foto: Team Cusanus_Astronauts

Drei Stunden lang lief das Testprogramm der Cusaner über die Rechner in der ISS. Eine Fülle von Daten wurde gesammelt, die die Schüler im nächsten Schritt auswerten und beurteilen werden. „Und das in Zeiten von Corona und Schulausfall“, sagt Jordans. Der Lehrer spricht mit Hochachtung von seinen AG-Teilnehmern, die zeitgleich zur sukzessiven Wiederaufnahme des Unterrichts und dem Lernen zu Hause die Auswertung ihres Experiments durchführen werden. „Da wird wohl viel digital und über Videokonferenzen laufen“, vermutet der Lehrer.

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