Neustart in Erkelenz, Hückelhoven, Wassenberg, Wegberg Endlich wieder „Glücklichmachersachen“

Erkelenz/Hückelhoven/Wassenberg/Wegberg · Es war kein Run auf die Einzelhandelsgeschäfte, die am Montag wieder öffnen durften. Doch waren Inhaber wie Kunden froh über den Neustart – unter strengen Sicherheitsregeln.

 Bei Herrenmoden Jansen in Hückelhoven berät Verkäuferin Betti Ebert einen Kunden beim Jackenkauf.

Bei Herrenmoden Jansen in Hückelhoven berät Verkäuferin Betti Ebert einen Kunden beim Jackenkauf.

Foto: Gabi Laue

Keine langen Schlangen vor den Geschäften wie beim Schlussverkaufsstart, aber volle Parkplätze in den Innenstädten und Kunden, die froh waren, endlich wieder im Einzelhandel shoppen zu können. Nach wochenlanger Zwangspause öffneten die kleinen Läden wieder, und die Menschen waren froh, endlich etwas anderes einkaufen zu können als die nötigsten Lebensmittel und das meist erfolglos gejagte Toilettenpapier. Im Kassenbereich steht Händedesinfektion, auf Abstände bei den Kaufwegen wird geachtet, das haben auch die Ordnungsämter kontrolliert.

„Die Stimmung ist gut, alle freuen sich mit uns. Die Menschen sind einfach glücklich, dass sie wieder in die Geschäfte dürfen“, brachte es Nadine Forg von Mama & mia in Erkelenz auf den Punkt. Sie weist zwischen ihren „Glücklichmachersachen“ die Kunden charmant auf etwas Wichtiges hin: „Du bist mit Abstand die Schönste im Laden“ sagen Schilder an Tür und Kasse.

 Iris Jansen nutzt vor ihrem "ideen/Reich" in Wassenberg Metallblumen als Abstandsanzeiger.

Iris Jansen nutzt vor ihrem "ideen/Reich" in Wassenberg Metallblumen als Abstandsanzeiger.

Foto: Gabi Laue

Wie einige andere Geschäfte rund um den Erkelenzer Markt hat Forg ihre Öffnungszeiten zunächst verkürzt bis 14 Uhr. Moden Claassen öffnet ab Dienstag, 21. April, dienstags bis samstags von 10 bis 15 Uhr, Imbiss Esser schließt die warme Theke um 15 Uhr, während Very’s Corner ab 15 Uhr öffnet. Hier läuft der Ausverkauf. „Ich ziehe nach Bayern“, informiert Veronika Märtin Kunden auf einem Zettel. „Die schönen Dinge des Lebens“ und der „Lieblingsladen“ ziehen die ersten Kundinnen ins Geschäft, auch das Kaufhaus Martini ist offen. Die Einkaufenden äußern sich beglückt, bekannte Gesichter zu sehen, persönliche Gespräche führen zu können. „Jetzt fehlt die Möglichkeit, eine Tasse Kaffee trinken zu können“, sagt ein Senior.

 Ulrich Kirch hat für seine Buchhandlung in Wegberg einen Rundlauf mit farbigem Herzchen-Band markiert.

Ulrich Kirch hat für seine Buchhandlung in Wegberg einen Rundlauf mit farbigem Herzchen-Band markiert.

Foto: Gabi Laue

In Hückelhoven zählt auch Roller zu den großen Möbelmärkten, die öffnen dürfen. Eine Mitarbeiterin zählt am Eingang die Kunden mit Strichliste. Kommen Käufer heraus, dürfen die nächsten hinein. Bei Intersport Engels bittet ein Schild die Kunden „Bitte haben Sie noch einige Tage Geduld“. Indessen läuft an der Parkhofstraße ein Lagerverkauf des Sportartikelgeschäftes am Hückelhoven Center – alles zum halben Preis. „Wir bieten Rabatte für eine kurze Zeit“, berichtet Betti Ebert bei Herrenmoden Jansen in Hückelhoven. In beratenden Modegeschäften sei es schwierig, Abstand zu halten, doch an der Kasse hilft ein Maßband dabei, den richtig einzuschätzen. Inhaber Dirk Radeke, der auch Geschäfte in Heinsberg und Mülheim an der Ruhr betreibt, findet den Zuspruch unerwartet gut. „Die aktuelle Ware ist liegen geblieben, wir haben über einen Monat nichts mehr verkauft“, sagt er. Jetzt freuen sich die Kunden, wieder etwas Schönes anprobieren zu können. Geärgert hat sich Radeke über die Probleme bei der Corona-Soforthilfe: Sein Antrag sei bewilligt worden, das Geld aber nicht eingetroffen. Und: „Bei der Bezirksregierung oder der IHK ist telefonisch niemand erreichbar, der helfen kann.“

 In seine Räume lud auch das besondere Schuhgeschäft in Hückelhoven wieder ein.

In seine Räume lud auch das besondere Schuhgeschäft in Hückelhoven wieder ein.

Foto: Gabi Laue

In der Wassenberger Park-Apotheke geht Mund-Nasen-Schutz aus kochbarem Baumwollstoff für 7,50 Euro über die Theke, sogar FFP-2-Masken, vor acht Wochen bestellt, sind am Samstag eingetroffen. Das „Gedöns“ an der Graf-Gerhard-Straße ist noch zu, im „ideen/Reich“ hat Inhaberin Iris Jansen durchgehend Kundschaft. Die kann sich an einem Spender die Hände desinfizieren, auch Mundschutz bietet sie an. „Wir haben viel umgeräumt, damit man sich ausweichen kann“, erzählt die Inhaberin, die während der Schließung ideenreich über soziale Medien den Abhol-Verkauf betrieben und so „die Zeit ganz gut überbrückt“ hat. „Warum dürfen die größeren Geschäfte nicht öffnen, da ist doch genug Platz?“, fragt eine Kundin, die einen bunten Schutz Marke Eigennaht trägt.

 Nadine Forg, Inhaberin der Kindersachenboutique Mama  mia in Erkelenz, sagt es charmant: "Du bist mit Abstand die Schönste im Laden".

Nadine Forg, Inhaberin der Kindersachenboutique Mama mia in Erkelenz, sagt es charmant: "Du bist mit Abstand die Schönste im Laden".

Foto: Gabi Laue

„Wir werden am 21. April unser Geschäft mit eingeschränkten Zeiten öffnen, da wir die Lage immer noch sehr ernst nehmen“, informiert in Wegberg Maria Haumann („LebensArt“). Die Parfümerie Becker lotst Wegberger Kunden in ihre Filialen nach Erkelenz oder Hückelhoven. Sehr positiv überrascht vom Kundenzuspruch äußert sich Buchhändler Ulrich Kirch, dessen Rad-Lieferservice 1000 Kilometer zurückgelegt hat. „Die Kunden kommen freudestrahlend rein: Schön, dass Sie wieder da sind“, berichtet Kirch.

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