Anbau vor 30 Jahren Der erste grüne Spargel kam aus Erkelenz

Erkelenz · Heute gilt er längst als knackige Delikatesse: Die Lövenicher Klaus und Birgit Heimanns waren vor 30 Jahren aber die ersten weit und breit, die bereits die grüne Variante anbauten.

 Birgit Heimanns (r.) und Erntehelfer beim Sortieren und Portionieren des frisch geernteten grünen Spargels.

Birgit Heimanns (r.) und Erntehelfer beim Sortieren und Portionieren des frisch geernteten grünen Spargels.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

Wenn von Spargel die Rede ist, wird meistens an die weißen Stangen gedacht, die als „königliches Gemüse“ vornehmlich in Westeuropa als Delikatesse gelten. Für Klaus und Birgit Heimanns, die in Lövenich einen Spargelhof betreiben, ist die weiße Köstlichkeit allenfalls ein Nebenprodukt ihrer Beschäftigung mit dem Spargel. Sie haben den Schwerpunkt auf den grünen Spargel gesetzt. „In den angloamerikanischen Ländern ist der grüne Spargel absolut dominierend, nur hierzulande tun sich die Freunde guten Essens etwas schwer damit“, meint der Landwirt, der dennoch weit davon entfernt ist, über mangelnden Umsatz zu klagen. Er hat sich in seinem landwirtschaftlichen Betrieb auf die grüne Variante des Spargels konzentriert.

„Wir feiern ein kleines Jubiläum“, verrät seine Frau schmunzelnd. „Vor genau 30 Jahren waren wir die Ersten weit und breit, die auf den Anbau von grünem Spargel gesetzt haben.“ Damals hatten sie eine weitreichende Entscheidung getroffen und die nicht mehr rentable Milchvieh-Haltung aufgegeben. Aber irgendwie musste es weitergehen auf dem Hof an der Hauptstraße. Die Produktion von Gurken wurde ein Standbein, das zweite der grüne Spargel. „Angefangen haben wir mit einem Feld von der Größe eines halben Hektars“, erinnert sich Heimanns. Bei einem Freund hatte er damals die erste Bekanntschaft mit dem grünen Spargel gemacht.

Zwei Aspekte sprachen für diesen Spargel: Er kann oberflächlich geerntet werden und er liebt Lehmboden, so wie er auf den Feldern von Heimanns vorhanden ist. „Die erste Ernte hatte noch Platz in einem kleinen Kühlschrank, den wir auf dem Hof stehen hatten“, erzählt Birgit Heimanns. Doch Umfang der Ernte und die Anbaufläche wuchsen stetig, zumal der Landwirt auf eine Züchtung des grünen Spargels stieß, die speziell für den deutschen Markt entwickelt wurde und die nicht tiefgrün wie der amerikanische ist, sondern heller.

Im Laufe der Jahrzehnte wuchs die Anbaufläche auf 20 Hektar an. Ein geringer Teil der Ernte wird im eigenen Hofladen, der zur Spargelzeit geöffnet ist, verkauft, für den weitaus größten Teil hat der Spargelhof Abnehmer aus dem Handel. „In Restaurants ist der grüne Spargel noch nicht so angekommen“, so eine Erfahrung. Dort setzte man lieber auf den weißen „Bruder“.

Dank vieler Rezepte wird der grüne Spargel gerne bei Familienessenoder beim Grillen verwendet. „Er hat nicht nur bei der Ernte einen großen Vorteil, weil das Suchen und Stechen in den angehäuften Hügeln entfällt“, bemerkt Heimanns, „man kann auch größtenteils auf das Schälen verzichten.“ Ihm schmeckt das grüne Gemüse besser als die weiße Verwandtschaft. „Aber das ist Geschmackssache.“ Den Irrglauben, der grüne Spargel sei nur weißer Spargel, der ans Licht gelangt, weist er zurück. „Das sind zwei verschiedene Sorten.“ Das bedeutet nicht, dass er den weißen Spargel ablehnt. Mitnichten. Inzwischen baut er ihn an, wenn auch in einem kleinen Ausmaß.

„Dank der Folientechnik ist das auf unseren lehmhaltigen Feldern seit einigen Jahren möglich.“ Drei Hektar hat er mit diesem Produkt bepflanzt. Hinzu kommen noch 0,25 Hektar des violetten Spargels – eine Unterart des grünen, die etwas nussiger im Geschmack sei, wie Heimanns verrät. In der Spargelzeit von April bis Juni sind rund 30 Mitarbeiter mit der Ernte der leckeren Stangen beschäftigt. „Aber nicht nur damit“, sagt Heimanns. Sie kommen auch an anderen Stellen zum Einsatz. Der Betrieb ist nicht ausschließlich auf Spargel ausgerichtet. Die auf 35 Hektar angepflanzten Gurken, die 25 Hektar mit Zucchini und die sechs Hektar mit Speisekürbissen müssen ebenfalls bearbeitet werden.

Als Klaus und Birgit Heimanns vor 30 Jahren mit dem Anpflanzen, Ernten und Vermarkten von grünem Spargel begannen, waren sie skeptisch beäugte Exoten. Inzwischen gehören sie zu den größten – und zu den wenigen – Spargelbauern der Region. Heimanns muss lange überlegen, um herauszufinden, wo es noch Spargelbauern im Kreis Heinsberg gibt. Viele sind es nicht mehr – egal, ob mit violettem, grünem oder weißem Spargel.

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