Rees Was die Waldorf-Eltern wollen

Rees · Kommende Woche trifft die in Grietherort gegründete Waldorf-Initiative mit Bürgermeister Christoph Gerwers zusammen. Bei dem Gespräch geht es auch um einen möglichen Standort der Schule, die nächstes Jahr starten will.

 Schulfest in der Waldorfschule Dinslaken: Viele Eltern aus dem Kreis Kleve, deren Kinder dort unterrichtet werden, wünschen sich eine Schule in ihrer Nähe. Die soll kommendes Jahr gegründet werden.

Schulfest in der Waldorfschule Dinslaken: Viele Eltern aus dem Kreis Kleve, deren Kinder dort unterrichtet werden, wünschen sich eine Schule in ihrer Nähe. Die soll kommendes Jahr gegründet werden.

Foto: Martin Büttner

Vor gut einem Jahr haben sich in Grietherort Eltern zusammengefunden, die im Kreis Kleve eine Waldorfschule zum Schuljahr 2019/20 gründen möchten. Hintergrund ist, dass die nächste Waldorfschule am Niederrhein erst in Dinslaken zu finden ist. Rees könnte ein möglicher Standort sein. Was die Eltern der Initiative wollen, fasst die RP hier zusammen:

Was genau ist eine Waldorfschule?

Die Freien Waldorfschulen gehen auf Rudolf Steiner zurück, der Anfang des 20. Jahrhunderts ein anthroposophisches Menschenbild und die so genannte Waldorfpädagogik entwickelte. In dem davon abgeleiteten Unterricht steht die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes im Mittelpunkt. Natur, Kunst und Handwerk spielen im Unterricht eine große Rolle. Der Hauptunterschied zu einer Regelschule: Bis zur Klasse 10 gibt es keine Noten, auch können Kinder nicht sitzenbleiben. An einer voll ausgebauten Waldorfschule findet in Klasse 11 die zentrale Abschlussprüfung statt, die zum Abitur berechtigt. Die Abiturprüfung, die mit der anderer Schulen identisch ist, kann auch dort abgelegt werden.

Welches Unterrichts-Konzept haben die Eltern der Initiative Niederrhein-Aue?

Die Schule soll eine Gesamtschule von Klasse eins bis zwölf mit anschließender Möglichkeit zum Abitur (Klasse 13) werden. Vorgesehen ist der sogenannte Blockunterricht. Das heißt, in den ersten zwei Stunden am Morgen erteilt der Lehrer den Hauptunterricht in Epochen von mehreren Wochen pro Fach. Dazu gehören unter anderem Erzählungen aus Natur und Jahreszeiten, Umwelt und Heimat des Kindes, Rechnen, Schreiben und Lesen, später dann neben anderen Fächern Erdkunde, Tierkunde, Menschenkunde, Pflanzenkunde, Gesteinskunde, Physik, Chemie, Geschichte und Geometrie. Ab dem ersten Schuljahr sind zudem zwei Fremdsprachen vorgesehen. Weil die Nähe zur Natur angestrebt wird, soll es auch Flächen für Gartenbau und Tierhaltung geben.

Mit wie vielen Kindern wird die Waldorfschule starten?

Die Eltern der Waldorf-Initiative haben bereits etliche unverbindliche Anmeldungen vorliegen. Sie rechnen zum Schulstart im kommenden Jahr mit 40 bis 60 Kindern. Begonnen wird mit der Klasse eins und - je nach Bedarf - den Klassen zwei bis vier sowie dem Waldorf-Kindergarten, der aus pädagogischen Gründen in der Nähe zur Schule liegen soll. Da die Schule nach und nach bis zur Klasse 13 wachsen will, könnte so - in etwa 15 Jahren - eine Schule für 400 bis 500 Kinder und Jugendliche plus 30 bis 60 Kindergartenkinder entstanden sein.

Wo wird die Waldorfschule stehen? Das ist noch nicht klar. Die Waldorf-Eltern haben bereits Gespräche mit verschiedenen Kommunen geführt - auch auf der linken Rheinseite, weil etliche der Eltern nicht nur aus Rees und Emmerich, sondern auch aus Kalkar, Uedem, Xanten und Kleve kommen. Die ursprüngliche Idee, mit der Schule für den Anfang in Grietherort zu starten, ist vom Tisch.

Könnte die alte Grundschule in Rees ein geeigneter Standort sein?

Unter anderem darum wird es auch bei dem Gespräch der Eltern mit Bürgermeister Christoph Gerwers gehen, das kommende Woche stattfinden soll. Wie berichtet, gibt es für das Gelände der ehemaligen Grundschule auch andere Pläne. Die liegen nun erst einmal auf Eis, denn der Bürgermeister möchte zunächst einmal das Gespräch mit den Eltern abwarten.

Wie wird die Schule finanziert?

Eine Waldorfschule wird zu 87 Prozent aus Landesmitteln finanziert. Die restlichen 13 Prozent kommen von der Elternschaft. Bei den Überlegungen der Waldorf-Initative Niederrhein-Aue für den Start ihrer Schule gibt es mehrere Modelle: Das Gebäude/Gelände wird über den Förderverein der Schule gekauft und vom Trägerverein gemietet. Alternativ kann eine Stadt der Schule ein Gelände oder Gebäude in Erbbaurecht überlassen. Zudem gibt es auch Stiftungen, die Schulgründungen finanziell unterstützen.

(RP)
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