Haldern-Countdown Die Bands im RP-Check: von tanzbar bis extravagant

Emmerich · Am 8. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands bereits angehört, die beim Open Air auftreten werden. Hier sein Urteil:

 Besondere Musik mit Bart und Brille: Ben Caplan.

Besondere Musik mit Bart und Brille: Ben Caplan.

Foto: NN

Brandt Brauer Frick (Miami): Die Idee klingt wie ein Widerspruch in sich: Elektronische Musik fast ohne Einsatz von Elektronik. Das um Mitmusiker ergänzte Trio Brandt Brauer Frick realisiert mit dem Zweitwerk "Miami" die coole Idee, Techno mit dem Einsatz klassischer Instrumente Violine, Cello, Posaune, Schlagwerk und Tuba zu kreieren. Mit diesem handgeklöppelten Entwurf eroberten sie seit 2008 erst den Berliner Szeneclub Berghain, und danach auch die Festivalbühnen dieser Welt. Das klackernde und flatternde "Miami" gerät allerdings stellenweise zu monoton – Wiederholung als Prinzip kann man leider auch mit einfältig übersetzen. 3/5 Punkte Klingt nach: Jacques Palminger, Nils Petter Molvaer.

The Strypes (Blue Collar Jane, EP) Im September 2013 soll das Debüt der irischen Band The Strypes erscheinen. Eine drei Tracks umfassende EP macht aber schon jetzt unmissverständlich deutlich, um was es den drei Herren hier geht: Beatrock in Reinform, bis zum Zerbersten aufgeladen mit Kraft, Tiger im Tank. Auftritte beim Glastonbury-Festival und Rock am Ring folgten. Man versteht schnell, warum Noel Gallagher (Oasis) und Paul Weller jetzt schon zu ihren Verehrern gehören. 4/5 Punkte Klingt nach: The Rolling Stones, The Beatles, Sex Pistols.

Balthazar (Rats): Die belgische Band Balthazar passt nicht in jene Schublade, in die man Musiker unseres Nachbarlandes zu packen verführt ist. Die tanzbare Popmusik des Quintetts – mal Funk, mal Easy Listening - erinnert bisweilen an Phoenix, fühlt sich aber häufiger der Rocktradition verpflichtet. Der sonor-schnoddrige Gesang gefällt hier ebenso wie die cleveren Bläserparts. Sollte man auf dem Schirm haben. 4/5 Punkte Klingt nach: Phoenix, dEUS, Mintzkov.

Anna Von Hausswolff (Anna von Hausswolff): Die Schwedin Anna von Hausswolff reizt auf ihrem Debütalbum die Grenzen dessen aus, was noch Pop genannt werden darf – dass sie auf einer Kirchenorgel spielt, verleiht ihren an und für sich eher dezenten Songs eine monumentale Wucht und barocke Schwere. Zusammen mit ihrer an Kate Bush erinnernden Stimme gerät dieses Album zu einem genresprengenden Gesamtkunstwerk. 4,5/5 Klingt nach: Kate Bush, Genesis.

Ben Caplan & The Casual Smokers (In The Time Of The Great Remembering): Wenn man Ben Caplan sieht, ist da erst einmal erstaunlich viel Bart und eine gewaltige Brille – seine optisch extravagante Präsenz korrespondiert trefflich mit seiner besonderen Musik: Auf "In The Time..." hört man Americana mit Folk-, Gipsy- und Jazzelementen. Stimmlich erinnert hier vieles an Tom Waits, optisch an Waldschrat. 5/5 Punkte Klingt nach: Tom Waits, Johnny Cash, Beirut.

(RP)
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