Fußball "An Abstieg denke ich noch nicht"

Duisburg · Der Trainer des FCR 2001 Duisburg glaubt an den Klassenerhalt der "Löwinnen" in der Frauenfußball-Bundesliga.

 Ein Bild aus besseren Tagen. Derzeit bleibt FCR-Trainer Sven Kahlert nur wenig Grund zur Zuversicht.

Ein Bild aus besseren Tagen. Derzeit bleibt FCR-Trainer Sven Kahlert nur wenig Grund zur Zuversicht.

Foto: christoph reichwein

Nach dem peinlichen 0:6-Pokalaus gegen den Zweitligisten SC Sand haben wir mit dem 43-Jährigen über die aktuelle Situation beim massiv abstiegsbedrohten Tabellenvorletzten gesprochen.

Herr Kahlert, nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal ist der FCR am vorläufigen Tiefpunkt angelangt. Sie sind nach der Niederlage hart mit sich ins Gericht gegangen und haben sogar öffentlich über einen Rücktritt nachgedacht.

Kahlert Wenn man ein Spiel gegen einen unterklassigen Gegner in dieser Art und Weise verliert, müssen sich alle Beteiligten Gedanken machen. Dazu gehört allen voran die Mannschaft, aber auch die Vereinsführung und schließlich der Trainer. Es wäre fahrlässig, sich als Verantwortlicher nach solch einer Leistung nicht selbst zu hinterfragen.

Nach unseren Informationen gab es schon am Montag ein klärendes Gespräch zwischen Ihnen und dem Vorstand. Bleiben Sie im Amt?

Kahlert Wir haben uns zusammengesetzt und die Fakten auf den Tisch gelegt. Wir wollen gemeinsam weitermachen und den FCR 2001 Duisburg schnellstmöglich zurück in die Erfolgsspur führen.

Gilt dieses Bekenntnis auch über Weihnachten hinaus?

Kahlert Ja. Gedankenspiele erst einmal bis zur Winterpause weiterzumachen und dann erneut über die weitere Zukunft zu diskutieren gibt es nicht. Wir wollen die Saison gemeinsam zu Ende spielen.

Auch in der Liga ist ihre Mannschaft mit nur vier Punkten aus acht Saisonspielen vollkommen neben der Spur. Was können Sie verändern?

Kahlert Wir haben uns nach der Niederlage auch mit der Mannschaft zusammengesetzt und gemeinsam einige Änderungen beschlossen. Wir als Trainerteam werden natürlich nicht unsere ganze Arbeitsweise ändern, hier und da müssen wir aber dennoch Konsequenzen ziehen.

Wie sehen die aus?

Kahlert Zum Beispiel werden wir die Anforderungen an das Team in den kommenden Tagen etwas einfacher gestalten. Das soll aber nicht bedeuten, dass wir das Trainingsniveau herabsetzten werden. Vielleicht haben wir bei der Mannschaft in den vergangenen Wochen zu viel vorausgesetzt, was die jungen Spielerinnen angesichts der aktuellen Tabellensituation momentan einfach nicht umsetzen können.

Worauf kommt es jetzt an?

Kahlert Wir müssen mit dem selben Engagement wie in den vergangenen Wochen weiterarbeiten, auch wenn unsere Mühen bislang nicht mit den gewünschten Erfolgserlebnissen belohnt wurden. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen weiter für den Erfolg arbeiten. Das betrifft sowohl die tägliche Trainingsarbeit als auch das Scouting. Wir werden unsere Gegner von nun an noch intensiver beobachten.

Sie sprechen es an. Vor der Winterpause warten auf ihre Mannschaft noch der FC Bayern München und Jena. Keine leichten Aufgaben.

Kahlert Dennoch haben wir bereits im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir in München bestehen können. Mit viel Engagement ist uns damals ein 2:2 gelungen. Jena haben wir in der Vorsaison sogar besiegt. Damals war die Situation ähnlich.

Welches Zwischenziel ist punktetechnisch bis zur Winterpause realistisch?

Kahlert Drei Punkte aus den beiden Spielen wären unser Wunschziel. Dafür muss sich die Mannschaft im Vergleich zum Pokalspiel aber um 180 Grad drehen. Das wird nicht leicht.

Sind personelle Wechsel im Winter auszuschließen?

Kahlert Alle Spielerinnen haben über den Winter hinaus gültige Verträge. Außerdem sehe ich keinen Grund, eine Spielerin wegzuschicken, auch wenn die eine oder andere sicher noch nicht die Leistung gezeigt hat, die wir uns erhofft haben. Das gilt aber nicht nur für die ausländischen Spielerinnen. Wir wollen gemeinsam mit dem Team arbeiten und stand jetzt wird niemand den Verein verlassen.

Sind externe Verstärkungen in der Winterpause aufgrund der prekären finanziellen Situation gänzlich ausgeschlossen? Im Vorjahr stimmte Insolvenzverwalter Dr. Andreas Röpke ihrer Verpflichtung zu, weil ein Abstieg aus der ersten Liga wohl das wirtschaftliche Ende des FCR Duisburg bedeutet hätte. In diesem Jahr ist es ähnlich.

Kahlert Zunächst einmal denke ich noch nicht an den Abstieg, auch wenn die Gefahr natürlich nicht wegdiskutiert werden kann. Aber es sind noch 14 Spiele zu spielen, zusätzlich kehren mit Laura Neboli und Laura Luis bald zwei verletzte Spielerinnen zurück, die wieder mehr Qualität in den Kader bringen.

Also wird es beim FCR keine "Blutauffrischung" geben?

Kahlert Wir haben vollstes Vertrauen in den aktuellen Kader, allerdings ist es doch klar, dass ich als Trainer zu einer Verstärkung nicht nein sagen würde. Natürlich halten wir Augen und Ohren offen. Sollte dann tatsächlich eine Kandidatin auf dem Markt sein, die uns weiterbringt und die auch zu bezahlen wäre, möchte ich nicht ausschließen, dass wir personell noch einmal nachlegen. Nach wie vor bin ich aber davon überzeugt, dass wir mit unserem jetzigen Kader die Klasse halten können.

SEBASTIAN FUHRMANN STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort