Weihnachtssterne Henkel greift nach den Sternen

Holthausen · Raumfahrzeuge kommen ohne Industrieklebstoffe nicht aus.

 Das Material der Ariane-Rakete muss höchsten Belastungen standhalten und dabei möglichst leicht sein. Klebstoffe von Henkel sorgen dabei auch dafür, dass kleinste elektronische Bauteile geschützt werden.

Das Material der Ariane-Rakete muss höchsten Belastungen standhalten und dabei möglichst leicht sein. Klebstoffe von Henkel sorgen dabei auch dafür, dass kleinste elektronische Bauteile geschützt werden.

Foto: RP/Airbus

Wenn in den Kitas und Grundschulen in der Vorweihnachtszeit Mädchen und Jungen bunte Weihnachtssterne basteln, dann kann man sicher sein, dass ein guter Teil davon dank Pattex oder Pritt zusammenhält, den Klebern von Henkel. Was nur Eingeweihte wissen: Es gibt Unternehmen, die nutzen Industrieklebstoffe von Henkel, damit ihre Raumfahrzeuge zu den echten Sternen fliegen können. Welche Unternehmen das sind, darüber spricht Henkel nicht. So wollen es die Gepflogenheiten der Raumfahrt. Die Klebstoffe, die sie nutzen, sind natürlich andere als Pritt oder Pattex. Sie firmieren zumeist unter dem Namen Loctite, der umsatzstärksten Marke von Henkel.

Man kann sich vorstellen, wie wichtig es ist, dass der Klebstoff hält. Zum Beispiel bei der Marssonde Curiosity Rover. Das Weltraumlabor wurde 2011 von einem Himmelskran auf den Mars herunter gelassen. Mit einem Arm, bei dem Rohre mit Titan verbunden sind – durch Klebstoffe von Henkel. Hätte er nicht gehalten, wäre das Labor ungebremst auf den Mars geknallt. Ausrüstung im Wert von 2,5 Milliarden Dollar wäre innerhalb von Sekunden vernichtet worden. Alles ging gut, die Curiosity landete im August 2012 sicher auf dem roten Planeten.

„Anders als in der Luftfahrt können die Unternehmen in der Raumfahrt nichts reparieren. Dabei sind Satelliten etwa 30 bis 40 Jahre im Einsatz. Die Belastungen, denen das Material standhalten muss, sind unglaublich hoch“, sagt Guido Adolph, der bei Henkel einen großen Kunden aus der Luft- und Raumfahrt betreut. So muss beispielsweise der Klebstoff Temperaturschwankungen von -100 bis +100 Grad Celsius aushalten.

Doch die Klebstoffe leisten noch viel mehr. Sie schützen auch kleinste Bauteile wie elektronische Schaltungen – vor Vibration, vor Druck, Feuchtigkeit und extremen Temperaturschwankungen. Das ist deshalb wichtig, weil Trägerraketen künftig mehrmals wiederverwendet werden sollen. Auf diese Weise ist es möglich, die Kosten drastisch zu senken. Das ist dringend nötig, denn die Zahl der Satelliten im All wird in Zukunft stark steigen. Experten rechnen damit, dass mehrere Tausend unterwegs sein werden. „Es gibt einen Boom in der Raumfahrt“, sagt Adolph. Eine Folge davon, dass die Zahl der Anwendungen von mobiler Datenkommunikation weiter stark wachsen wird, man denke nur an das Autonome Fahren.

Henkels Superkleber kommen nicht nur bei der Raumfahrt zum Einsatz, sondern sorgen auch im Urlaubsflieger dafür, dass das Material stabil bleibt. Je leichter die Flugzeuge sind, umso weniger Kerosin benötigen sie. Also setzen die Flugzeugbauer alles daran, leichte Materialien wie Kunststoffe zu verwenden. Diese miteinander zu verbinden, gelingt nur mit Klebstoff. Dass der Klebstoff hält, muss absolut sicher sein. Davon überzeugen sich Henkel und die Flugzeughersteller durch langwierige und aufwändige Tests. Adolph sagt: „Seitdem ich hier arbeite, habe ich immer ein gutes Gefühl, wenn ich ins Flugzeug steige.“

Was würde passieren, wenn man so einen Superkleber zum Adventsbasteln nimmt? „Er würde sehr gut und sehr lange halten. Aber ich würde lieber Pritt nehmen, das ist zum Kleben von Papier besser.“

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