Karnevalsgesellschaft Paulsmühler Jecken von 1975 OB Thomas Geisel besucht den Bunker

Die Paulsmühler Jecken haben in den vergangenen Jahren viel Geld und Zeit in die gepachtete Weltkriegsimmobilie gesteckt. Der Bund will den Bunker nun verkaufen. Die Stadt sucht nach einer Lösung.

 Seit 1975 nutzen die Paulsmühler Jecken den Bunker für ihre Aktivitäten. Dort finden nun regelmäßig Partys statt, um den Bauunterhalt, den Veedelszug und die Kinderveranstaltungen zu refinanzieren. 

Seit 1975 nutzen die Paulsmühler Jecken den Bunker für ihre Aktivitäten. Dort finden nun regelmäßig Partys statt, um den Bauunterhalt, den Veedelszug und die Kinderveranstaltungen zu refinanzieren. 

Foto: Günter von Ameln (vam)

Dass die Paulsmühler Jecken mit ihrem Bunker im Viertel eng vernetzt sind, das ist in Benrath kein Geheimnis: Derzeit werkeln dort die Schlossnarren an ihrem Rosenmontagswagen und der Kindersachentrödelmarkt am Sonntag (12 bis 17 Uhr) wird in Kombination mit dem Adventsbasar der Gemeinschaftsgrundschule Einsiedelstraße veranstaltet – um nur einige Beispiele zu nennen. Die nächste Party, mit deren Erlös unter anderem der Veedelszug am Karnevalssamstag finanziert wird, steht am Samstag, 7. Dezember, an.

Inzwischen hat sich das Engagement des 1975 gegründeten Karnevalsvereins bis ins Düsseldorfer Rathaus herumgesprochen. Oberbürgermeister Thomas Geisel stattete dem Verein am Montag deswegen einen informellen Besuch ab. Auf seiner Facebook-Seite hinterließ Geisel hinterher folgenden Kommentar: „Der Bunker ist ein wichtiger Standort für das Brauchtum, aber auch eine kleine historische Bildungsstätte für die örtlichen Schulklassen.“ In Kooperation mit dem Benrather Heimatarchiv wird es jetzt schon Schulklassen möglich gemacht, Informationen zum Dritten Reich bei einer Führung durch den auch beklemmend wirkenden Weltkriegsbau zu erhalten.

 Michael Geier (l.) und Robert Steiger vom Vorstand der Paulsmühler Jecken. 

Michael Geier (l.) und Robert Steiger vom Vorstand der Paulsmühler Jecken. 

Foto: Anne Orthen

Udo Skalnik, stellvertretender Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 9, hat seinen Parteifreund Thomas Geisel zum Termin begleitet. Hintergrund des Zusammentreffens ist, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die unter Denkmalschutz stehende Liegenschaft veräußern möchte. Der Stadt, die Vorkaufsrecht hat, hat die Bundesbehörde die Immobilie im Frühjahr angeboten. Die Paulsmühler Jecken haben den Bunker seit 1975 gepachtet. Vor allem, seit 2016 im Verein ein Wechsel in der Führung stattgefunden hat, wurde das Haus an der Paulsmühlenstraße mit neuem Leben gefüllt.

Mit den Verkaufswünschen der Bundesanstalt geht bei den Vereinsmitgliedern nun die Sorge um die Zukunft des Bunkers um. „Wir können und wollen derzeit kein weiteres Geld investieren, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt Jecken-Vorsitzender Michael Geier. „Wir haben beispielsweise für 2020 zwei Anfragen für Hochzeitsfeiern und eine für einen Abiball. Ich kann aber nichts zusagen, weil ich nicht weiß, ob und wie es bei uns mit dem Bunker weitergeht.“ Geier und seine Vereinskollegen haben in den vergangenen drei Jahren viel Zeit und Geld investiert, unter anderem wurden die Sanitäreinrichtungen neu gemacht. Mit einer Finanzspritze hatte hier auch die Bezirksvertretung 9 ausgeholfen. Jetzt wäre eigentlich die Restaurierung der alten Bunkertechnik durch die Vereinsmitglieder an der Reihe. Und auch der Verein will weiter wachsen. Für 2021 ist das Ziel die Teilnahme am Rosenmontagszug.

Aktuell hat das bundeseigene Immobilienunternehmen zwei Weltkriegsbunker zum Verkauf: einen in Oberhausen für 180.000 Euro. Ein zweiter in Bochum soll am 7. Dezember an den Meistbietenden versteigert werden, die Startsumme beläuft sich auf 65.000 Euro. Beide stehen anders als der in Benrath allerdings nicht unter Denkmalschutz. Eine öffentliche Versteigerung des Paulsmühler Bunkers ist für Geier das Horrorszenario schlechthin. Er erhofft sich vom Besuch des Oberbürgermeisters, dass nun Zug in die Angelegenheit kommt.

Ob es so schnell geht, kann Skalnik nicht abschätzen. „Der OB wird jetzt die Verwaltung beauftragen, Gespräche mit dem Bundesamt zu führen.“ Aus seiner Sicht sei es dabei wichtig, der Bundesanstalt ein Konzept vorzulegen, aus dem die Gemeinnützigkeit des Projektes hervorgehe. Skalnik: „Aus meiner Sicht hat der Bunker ein enormes Potenzial.“ Er kann sich eine Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte vorstellen. So gut erhaltene Zeugnisse aus der Schreckenszeit des Zweiten Weltkrieges gibt es in Düsseldorf kaum. Skalnik ist zuversichtlich, dass auch Geisel am Erhalt der vielseitig nutzbaren Veranstaltungsstätte in der Paulsmühle gelegen ist – vor allem vor dem Hintergrund der ganzen Bauaktivitäten im und um das Viertel. Doch sieht der stellvertretende Bezirksbürgermeister die Stadt aktuell noch nicht in der Pflicht, den Bunker zu kaufen.

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