Bauvorhaben Paulsmühler kritisieren Bauvorhaben

Benrath · Die Stadtplanung diskutiert über eines der großen Bauprojekte im Stadtteil gesprochen. Aktuell sind 500 Wohnungen geplant – viel zu viel, finden die Anwohner, die um den Charakter der Paulsmühle fürchten.

 Maike Liess , Jens Weiner, Elke Nowak und Manfred Krüll (v.l.) wehren sich mit ihrer Bürgerinitiative gegen die geplanten Neubauten.

Maike Liess , Jens Weiner, Elke Nowak und Manfred Krüll (v.l.) wehren sich mit ihrer Bürgerinitiative gegen die geplanten Neubauten.

Foto: Günter von Ameln (vam)/Günter von Ameln (vam)

Ein riesiges Loch klafft im Boden in der Paulsmühle zwischen Albrecht-Dürer-Kolleg, Paulsmühlenstraße und Telleringstraße. Am Bauzaun stehen die Mitglieder der Bürgerinitiative Lebenswerte Paulsmühle und blicken mit Sorge und Argwohn auf das weitläufige Areal aus Sand und Schotter. Denn hier, auf einem ehemaligen Industriegelände, sollen Wohnungen entstehen. 500 Einheiten sind aktuell geplant – zumindest lässt sich dies aus der angedachten Geschossfläche ableiten, genaue Zahlen für die Wohnungen nennt die Stadtverwaltung nicht. Deutlich zu viel, finden die Bewohner der Paulsmühle, die etwas abseits des Benrather Ortskerns fürchten, dass ihre Wohngegend den Preis für die planerischen Fehler der gesamten Stadt zahlen muss.

Immer wieder wurden die Zahlen, wie viele neue Wohnungen in der Paulsmühle entstehen sollen, korrigiert – sowohl nach oben wie auch nach unten. Zunächst war von 300 die Rede, dann von 580, nun sollen es „gut 500“ werden. „Das kann natürlich alles heißen“, sagt Initiativen-Mitglied Elke Nowak unzufrieden. Auf ihrer vergangenen Sitzung im April hat die zuständige Bezirksvertretung 9 die aktuellen Pläne mit nur zwei Gegenstimmen abgenickt – heute wird der Fall auch im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung behandelt. Die Bürgerinitiative Lebenswerte Paulsmühle hofft, das Thema noch einmal zur Diskussion zu stellen.

Unterstützt wird sie dabei von Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf, der in der BV-Sitzung gegen die Bebauungspläne, wie sie im Augenblick vorliegen, gestimmt hat. „Mit 350 Wohnungen könnten wir leben, 500 sind eindeutig zu viel“, sagt der Bezirkspolitiker. „Hier wird mit dem städteplanerischen Willen argumentiert, darunter kann ich mir nichts vorstellen“, so Graf. Wenn die Pläne, so wie sie jetzt sind, umgesetzt werden, fürchtet der Bürgermeister eine „katastrophale Situation“.

Die größte Sorge der Anwohner ist, dass ihr Viertel mit Wohntürmen zugebaut wird, um die steigende Nachfrage in Düsseldorf zu decken: In direkter Nachbarschaft zu der Baugrube stehen bereits südlich der Paulsmühlenstraße fünfstöckige Mehrparteienhäuser im Rohbau. Aber nicht nur das: Auch an anderen Stellen in der Paulsmühle wird gebaut – oder zumindest geplant. „Wenn alles so realisiert wird, wird sich die Einwohnerzahl unseres Orts in den nächsten Jahren annähernd verdoppeln“, sagt Jens Weiner von der Bürgerinitiative. Viel zu viel, viel zu schnell, finden er und seine Mitstreiter – zumal keine Begleitung, etwa in Form eines Ausbaus der Infrastruktur oder der Freizeitangebote, geplant ist. „Ein Ghetto, das wird hier gebaut“, klagt Elke Nowak.

Maike Liess ist erst vor Kurzem in die Paulsmühle gezogen, um „der Enge der Innenstadt zu entgehen“, wie sie sagt. Nun fürchtet sie, dass die Paulsmühle ihren familiären Charakter verlieren wird. „Die Menschen hier identifizieren sich mit ihrer Wohngegend, wir sind hier etwas ab vom Schuss und eine echte Gemeinschaft“, erzählt sie. Wie auch ihre Mitstreiter begrüßt Liess, dass mehr Leben in die Paulsmühle kommt. Doch das Ausmaß, in dem im Viertel geplant und gebaut wird, erschreckt sie. „Die Eissporthalle fällt weg, der Bunker steht auch in der Diskussion – was soll man hier dann noch machen, außer zu wohnen?“, sorgt sich der alteingesesse Paulsmühler Manfred Krüll.

Gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Bürgerinitiative hat er die Pläne für das noch freie Areal studiert. „Ursprünglich sollten die Gebäude offen gebaut werden, jetzt sind geschlossene Komplexe mit kleinen, schattigen Innenhöfen geplant“, erklärt Jens Weiner. Dies trage noch mehr dazu bei, die Gemeinschaft der Paulsmühler aufzulösen, da so kein zentraler Treffpunkt gegeben sei.

„Man versucht, uns mit kleinen Zugeständnissen zufriedenzustellen, aber das genügt uns nicht“, gibt sich Weiner kämpferisch. Die Bürgerinitiative Lebenswerte Paulsmühle will weiterhin versuchen zu erreichen, dass die aktuellen Pläne der Stadt noch einmal geändert werden – unabhängig davon, was der Planungsausschuss heute beschließen wird.

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