Wiedersehen im Düsseldorfer Süden Zu Besuch bei der Austauschschülerin

Vor 50 Jahren ging die damals 16-Jährige Urdenbacherin Gisa Arnold in die USA. Jetzt besuchte sie Julie Norman.

 Gisa Arnold aus Urdenbach (re.) und die Amerikanerin Julie Norman haben sich viel zu erzählen. 1997 haben sie sich zum letzten Mal gesehen – in den USA.

Gisa Arnold aus Urdenbach (re.) und die Amerikanerin Julie Norman haben sich viel zu erzählen. 1997 haben sie sich zum letzten Mal gesehen – in den USA.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Gisa Arnold und Julie Norman strahlen im Benrather Schlosscafé um die Wette, und manchmal setzen beide gleichzeitig an, um aus ihrer Jugendzeit zu erzählen.1969, also vor 50 Jahren, lernten sie sich in Montana kennen. Gisa Arnold lebte damals ein Jahre lang als Austauschschülerin in Julies Familie, teilte das Zimmer mit der US-Amerikanerin sowie wunderbare Erlebnisse, an die sich beide noch heute temperamentvoll erinnern. „Wir haben uns von Anfang an gut verstanden; Gisa ist für mich wie eine richtige Schwester“, erzählt die 67-jährige Amerikanerin. Sie besuchten damals eine katholische Klosterschule. „Sonst hätten meine Eltern mich gar nicht in die USA gelassen“, meint Gisa Arnold amüsiert.

Ihr Bruder war damals mit gutem Beispiel vorangegangen, und das machte ihr Lust auf ein Auslands-Schuljahr. Bevor die Reise losging, tauschten die Familien sich über Briefe und Bilder aus. Als Gisa Arnold im Alter von 16 Jahren nach Flug und zwei Tagen Zugreise in der nur 40.000 Einwohner großen Stadt ankam, war sie total aufgeregt – allerdings nur kurz. Denn sie fühlte sich ganz schnell zu Hause. „Meine Gasteltern waren großartige, aufgeschlossene Menschen“, erinnert sie sich. Die Wellenlänge war perfekt; wie sollte es anders sein, wenn der Kontakt über 50 Jahre Bestand hat. 1970, als Gisa Arnold abreiste, dachten alle, sie sehen sich nicht wieder. „Oh my God“, sagt Julie Norman und schlägt die Hände zusammen. „Sie war ein Teil unserer Familie. Als sie ging, war es, als ob ein Stück von meinem Herzen geht.“

Vorzeigeschülerinnen seien sie beide gewesen. „Nur ein einziges Mal nicht“, meint Gisa Arnold. „Wir haben einmal die Schule geschwänzt, aber nur eine Stunde“, erklärt sie. „Dafür wurden wir drei Tage vom Unterricht ausgesperrt, und meine Eltern wurden einbestellt“, ergänzt Julie Norman die einzige gemeinsame Schulsünde. Das sei damals allerdings gar nicht lustig gewesen.

 Gisa Arnold und Julie Norman verstanden sich schon vor 50 Jahren blendend.

Gisa Arnold und Julie Norman verstanden sich schon vor 50 Jahren blendend.

Foto: Arnold

Gisa Arnold hält einen Schatz in den Händen: das Jahrbuch ihrer Klasse, Zeugnis des Schulalltags und unvergessener Erlebnisse. An ihrer amerikanischen Schule haben ihr die Wertschätzung für besondere Leistungen und der Einsatz für die Schulgemeinschaft gefallen. „Das Fach Mathematik habe ich damals abgewählt“, erzählt die pensionierte Lehrerin verschmitzt.

Den Kontakt pflegten Gisa und Julie – mal locker, mal intensiver, mal per Brief oder E-Mail, später über Skype. Zwischendurch traf Familie Arnold einmal Julies Kinder in Deutschland. 1997 reiste Gisa Arnold mit Ehemann und ihren beiden Kindern nach Montana. „Meine Gasteltern nahmen meinen Mann sehr kritisch unter die Lupe“, erinnert sie sich lachend. Ein Tag in Montanas unerschöpflichen Wäldern brachte Jochen Arnold dem Gastvater näher: Prüfung bestanden. Seinerzeit sahen sich Gisa Arnold und Julie Norman das letzte Mal persönlich. Der aktuelle Besuch ist für Julie Norman, die jetzt in South Carolina lebt, ihre erste Reise nach Deutschland. „Ich hatte vorher keine Zeit“, sagt die 67-Jährige Professorin und pensionierte Ingenieurin für Umwelttechnik nüchtern. Fünf Tage verbrachten die einstige Gastschülerin und ihre amerikanische „Schwester“ jetzt gemeinsam. „Jetzt haben wir ein Wiedersehen in South Carolina im Blick“, verrät Gisa Arnold – und das soll zeitlich nicht in allzu weiter Ferne liegen.

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