Paulsmühler Jecken Ein Karnevalsverein mit eigenem Bunker

Düsseldorf · Ihr Vereinsheim ist nicht nur ein geschichtsträchtiger Ort – es rettete die Karnevalisten sogar vor der Pleite.

 Franz Pint (v.l.), Nicole Horn, Michael Geier und Robert Steiger von den Paulsmühler Jecken

Franz Pint (v.l.), Nicole Horn, Michael Geier und Robert Steiger von den Paulsmühler Jecken

Foto: Anne Orthen

Vor drei Jahren sah es für die Interessengemeinschaft Paulsmühler Jecken düster aus: Die Kassen waren leer, die Mitgliederzahl war auf einem Tiefststand. Doch seit einiger Zeit ist wieder Leben in den Karnevalsverein im Düsseldorfer Süden eingekehrt. Das liegt nicht nur an einem engagierten Vorsitzenden, sondern auch an einem besonderen Vereinsheim: dem Paulsmühler Bunker, in dem die Jecken nicht nur feiern, sondern auch Geschichte vermitteln.

Verein Gegründet wurden die Paulsmühler Jecken 1975, um mehr karnevalistisches Leben in den Stadtsüden zu bringen. „Damals hatten Vereine noch eine große Anziehungskraft“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Geier. So zählte der Verein in seinen Spitzenzeiten 200 Mitglieder und somit einen Großteil der Paulsmühler Anwohner. Größtes Aushängeschild des Vereins ist und war der Veedelszug, der am Karnevalssamstag stattfindet.

Umbruch Vor drei Jahren standen die Paulsmühler Jecken vor dem Aus: Nur noch knapp über 20 Mitglieder und hohe Schulden stellten den neuen Vorsitzenden Michael Geier vor eine große Herausforderung. Doch anstatt den Verein abzuwickeln, entschied sich Geier zusammen mit den Mitgliedern, wieder Leben in das Karnevalstreiben an der Paulsmühle zu bringen. Dazu gehörten auch schmerzhafte Einschnitte. So musste 2017 der berühmte Veedelszug einmalig ausfallen, da die Karnevalisten die Kosten dafür nicht hätten stemmen können.

Bunker Dreh- und Angelpunkt des Umbruchs war die Renovierung des Paulsmühler Bunkers, den der Verein als Liegenschaft vom Bund gemietet hat und der für Veranstaltungen genutzt wird. „Alles in allem haben wir sicher 16.000 Stunden in die Renovierung investiert“, erzählt Geier. Und diese Arbeit hat sich gelohnt. Regelmäßig finden nun Veranstaltungen in dem ehemaligen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg statt – nicht nur an Karneval. So veranstaltet der Verein jährlich eine Feier zum Tanz in den Mai, feiert eine Kinder-Halloweenparty und Nikolaus. Aber die einzigartige Atmosphäre des Orts hat sich bereits herumgesprochen, sodass in diesem Jahr erstmals eine Firmenfeier in dem Bunker stattfand. Für den Verein ein lohnendes Geschäft, da er mit den Einnahmen der Veranstaltungen zum einen die Kosten für die immer wieder anfallenden Renovierungsarbeiten bezahlen kann und zum anderen genug Budget für den Veedelszug oder die Organisation des Kinderkarnevals hat.

Geschichtstouren Der Bunker ist aber nicht nur Veranstaltungsort. Regelmäßig organisiert Michael Geier Führungen für Gruppen wie Schulklassen, in denen es um die Geschichte des Bunkers während des Krieges geht. Drei bis vier Mal pro Jahr finden zudem öffentliche Führungen statt, für die sich jeder Interessierte anmelden kann.

Zukunft Nachdem der Verein wieder auf beiden Beinen steht und schwarze Zahlen schreibt, wollen die Mitglieder präsenter im Karnevalsgeschehen werden. „Spätestens in fünf Jahren wollen wir im  Comitee Düsseldorfer Carneval und im Rosenmontagszug sein“, sagt Geier. Kontakte zum CC seien schon geknüpft. Ebenfalls geplant ist, den Paulsmühler Bunker für eine große Karnevalssitzung zu nutzen.

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