Alligatoah und 257ers Ein Rap-Konzert für 500 Autos in Düsseldorf

Düsseldorf · Der Rapper Alligatoah und das Rap-Duo 257ers waren im Düsseldorfer Autokino zu Gast und gaben ein ungewöhnliches Konzert voller kleiner Überraschungen und kreativer Ideen für die Besucher.

 Alligatoah beim Autokino-Konzert.

Alligatoah beim Autokino-Konzert.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Es ist ein wirklich außergewöhnlicher Anblick, als sich Lukas Strobel alias Alligatoah nach seinem zweistündigen Konzert vor dem Publikum verbeugt. Scheinwerfer und Blinker von 500 Autos leuchten ihm entgegen und verwandeln das Autokino Düsseldorf auf dem Messeparkplatz P1 in eine Mischung aus Sternenhimmel und Freilicht-Disco. Gleichzeitig geben die Zuschauer ein lautstarkes Hupkonzert. Es ist das eindrückliche Ende eines außergewöhnlichen Auftritts in Zeiten von weltweiten Konzertabsagen und Kontaktverboten.

Vier Stunden vorher sitzen Alex und Wiebke in ihrem VW Caddy und spielen Uno. Die jungen Frauen aus Duisburg sind nach Düsseldorf gekommen, um beim ersten Autokino-Konzert von Rapper Alligatoah mit dabei zu sein. „Es wird bestimmt gut. Echte Konzertstimmung kommt aber, fürchte ich, nicht auf“, sagt Alex, die den deutschen Rapper bereits mehrmals live gesehen hat. Sie ist es gewohnt, dicht an dicht mit anderen Konzertbesuchern vor der Bühne zu stehen und mit ihnen gemeinsam zu tanzen.

Um sie herum warten auch die anderen Konzertbesucher darauf, dass sich die Tore des Autokinos öffnen. Sie sitzen zu zweit in ihren Fahrzeugen, hören Musik, trinken alkoholfreies Bier, und manche haben sich Pizza oder Brötchen und Kaffee mitgebracht. Die Nummernschilder verraten, dass sie aus allen Ecken von NRW und auch anderen Bundesländern wie Niedersachsen und Hessen angereist sind. Strobel selbst war vor der Show unsicher, wie das Konzert laufen würde: „Man kann den Leuten nicht ins Gesicht gucken und bekommt kein direktes Feedback,“ sagt der Musiker.

Autokino Düsseldorf - Bühne für Brings, Sido & Co. wird aufgebaut
6 Bilder

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Foto: Wolfgang Harste

Am Eingang werden die Besucher dazu aufgefordert, ihr Autoradio einzuschalten und auf einer eigens eingerichteten Frequenz von der städtischen Veranstaltungstochter D.Live begrüßt. Ein Sprecher informiert darüber, dass man die Fahrzeuge nur verlassen darf, um auf die Toilette zu gehen oder Essen und Trinken zu kaufen. Die Einhaltung der Regeln wird streng kontrolliert: Immer wieder gehen Ordner durch die Reihen und halten nach möglichen Verstößen Ausschau. Doch auch der Spaß kommt nicht zu kurz: So ruft die Stimme im Radio dazu auf, sich schon einmal kollektiv für die anstehenden Auftritte warm zu hupen. Die Zuschauer haben das schnell begriffen und begrüßen das Rap-Duo 257ers, das als Vorgruppe von Alligatoah auftritt, wild hupend auf der Bühne. Die beziehen das Publikum ihrerseits mit ein: Beim Abschlusssong „Macarena“ wird im Auto mitgetanzt – so wild es eben geht.

Dann kommt Alligatoah auf die Bühne. Er wird von einem senfgelben Wagen abgesetzt, betritt mit einer Gitarre in der Hand die Bühne und beginnt mit dem Song „Wissen schützt vor Dummheit nicht“. Seine fünfköpfige Band hat sich mit weitem Abstand zueinander auf der Bühne verteilt. Seine Show setzt sich aus einer Mischung aus eingängigen Popsongs, hartem Rock und einer guten Portion Witz zusammen. Und er schöpft alle Möglichkeiten aus, die das Autokino bietet. Beim Lied „I need a face“ schalten die Zuschauer ihre Innenraumbeleuchtung an, damit Alligatoah sie sehen kann. Statt die Arme zu schwenken, wird abwechselnd links und rechts geblinkt. Unter den gegebenen Umständen eine Show auf die Beine zu stellen, war für den Künstler eine Herausforderung, die er jedoch gerne annahm: „Verrückte Konzerte sind quasi mein Markenzeichen. Ich versuche immer, ungewöhnliche und neue Ansätze zu finden“, berichtet der 30-Jährige.

Die Meinung der Konzertbesucher über den Auftritt fällt eindeutig aus: „Ich fand es wirklich überragend“, erzählt Christian, der mit seiner Freundin für das Konzert über zwei Stunden nach Düsseldorf gefahren ist. Ähnlich sehen es auch andere Zuhörer: „Es war sehr seltsam, aber sehr schön“, kommentiert Malte die vergangenen Stunden.

Dann machen sich alle auf den Weg nach Hause, fast alle. Einige Zuschauer müssen gezwungenermaßen noch etwas länger auf dem Gelände bleiben, denn durch den stundenlangen Stromverbrauch im Stand springt ihr Fahrzeug nicht mehr an. Dafür hatte D.Live allerdings extra ein Team im Autokino, das Starthilfe gab.

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