Station in Neuseeland Auf Welt-Tour für Demokratie

Dinslaken · Peter Keup befindet sich auf Weltreise. Zusammen mit Harald Korff wirbt der ehemalige Inhaber der gleichnamigen Dinslakener Tanzschule für Demokratie und macht sich für die Aufarbeitung von Diktatur-Erfahrungen stark. Gegenwärtig hält er sich Neuseeland auf.

 Peter Keup (2.v.l) im Gespräch mit Studenten bei einer Festveranstaltung in Venezuela auf Einladung der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts.

Peter Keup (2.v.l) im Gespräch mit Studenten bei einer Festveranstaltung in Venezuela auf Einladung der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts.

Foto: Keup

Im November brach Peter Keup zu seiner Weltreise auf. Erstes Ziel war Bogotá (Kolumbien). Auf Einladung von Botschaften, Universitäten, deutschen Auslandsschulen, Goethe-Gesellschaften und Bildungseinrichtungen spricht er als Historiker und DDR-Zeitzeuge in den verschiedenen Ländern mit den Menschen über Diktatur-Erfahrungen sowie über die Zukunft der Demokratie. Stationen waren bislang Venezuela, Brasilien, die USA, Chile und Argentinien.

Peter Keup, 1958 in Radebeul bei Dresden geboren, war erfolgreicher Turniertänzer und gehörte dem Nationalteam der DDR an. Als er 1981 einen Fluchtversuch unternahm, um in den Westen zu kommen, wurde er verhaftet, kam in Untersuchungshaft und wurde wegen Vorbereitung zur Republikflucht zu zehn Monaten Haftstrafe verurteilt. Im März 1982 wurde er freigekauft und kam in die Bundesrepublik. In Dinslaken betrieb er von 1989 bis 2013 seine Tanzschule. Heute arbeitet er als Historiker und ist seit vielen Jahren als Zeitzeuge im In- und Ausland unterwegs.

Gegenwärtig hält Peter Keup sich während seiner Welt-Tour, bei der er die Halbzeit erreicht hat, in Neuseeland auf. „Der Aufenthalt hier ist länger als geplant, weil unsere Reiseplanung durch den Coronavirus doch deutlich beeinträchtigt wurde und wird“, wie er berichtet. Die längere Aufenthaltszeit in Neuseeland hat er für zusätzliche Veranstaltungen genutzt, beispielsweise bei der Goethe-Gesellschaft in Auckland, dem Goethe-Institut in Wellington und bei etlichen öffentlichen und privaten Schulen sowie bei der Universität von Auckland. „Alle Veranstaltungen waren überraschend gut besucht, sind auf breites Interesse gestoßen und haben zu interessanten Diskussionen geführt. Deutschland mit seiner Kultur, die deutsch-deutsche Geschichte und die aktuellen Entwicklungen in Deutschland beziehungsweise Europa sowie die Themen Diktatur und Demokratie finden also auch in diesem entlegenen Teil der Erde große Aufmerksamkeit“, berichtet Peter Keup.

 Peter Keup während der der Festveranstaltung in Caracas (Venezuela)  auf Einladung der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls. Das Foto zeigt ihn (links) mit Botschafter Daniel Kriener und Bürgermeister Gustavo Adolfo Duque Sáez.

Peter Keup während der der Festveranstaltung in Caracas (Venezuela) auf Einladung der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls. Das Foto zeigt ihn (links) mit Botschafter Daniel Kriener und Bürgermeister Gustavo Adolfo Duque Sáez.

Foto: Keup

Zudem hat er erfahren, wie intensiv und nachhaltig der Austausch zwischen Deutschland und Neuseeland ist. Das zeigte sich bei einer „schönen Begegnung mit einem Austauschschüler aus Dinslaken, der die Veranstaltung an der University of Auckland besuchte – und ein ehemaliger Schüler der Tanzschule Keup war“.

Bald geht es für Keup nach Australien und weiter nach Südostasien. Bedingt durch den Coronavirus sind dort geplante Veranstaltungen entweder ausgefallen oder verschoben worden. Das erfordert, flexibel auf die neue Terminsituation zu reagieren und sich den Verhältnissen anzupassen. „Zu den Stationen zählen Australien, Thailand, Korea und Japan, gegebenenfalls auch Nepal. Lediglich Hongkong und Taiwan werden wir wohl definitiv nicht ansteuern können“, berichtet Keup.

 Peter Keup (2.v.l)  und Harald Korff im Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Goethe-Instituts in Caracas: Rebeca Tineo (links) und Institutsleiterin Stephanie Maiwald.

Peter Keup (2.v.l) und Harald Korff im Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Goethe-Instituts in Caracas: Rebeca Tineo (links) und Institutsleiterin Stephanie Maiwald.

Foto: Keup

Auf der bisherigen Reise haben er und Harald Korff etliche Länder bereist, „in denen die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse äußerst prekär, instabil und gefährdet sind“. Anders die Situation in Neuseeland. „Manchmal erscheint uns dieses Land mit seinen freundlichen Menschen, seiner intakten Infrastruktur und seiner beeindruckenden Natur wie ein Paradies, obwohl auch hier, wenn man genauer hinschaut, Armut und Ungerechtigkeit anzutreffen ist“, schildert Keup seine Eindrücke. Steigende Mieten und hohe Bildungskosten bereiteten den Menschen erhebliche Probleme. Zwar seien die Maori, die Ureinwohner, in Neuseeland rechtlich gleichgestellt, „allerdings ist ihre soziale Lage schwierig und von vielen Benachteiligungen gekennzeichnet“. Neuseeland, so Keup, ist ein Land mit einer hohen Einwanderungsrate, das damit sehr offen umgeht und an seiner Willkommenskultur festhält. Das Verhältnis der unterschiedlichen Nationen bezeichnet Keup als relativ entspannt. So wie in Deutschland sei allerdings auch in Neuseeland in den Veranstaltungen und Begegnungen immer wieder eine Haltung anzutreffen, die die im Durchschnitt guten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse als selbstverständlich ansehe. „Freiheit und Wohlstand sind aus unserer Sicht allerdings keine Selbstläufer“, so Keup, „für beides muss gearbeitet und gekämpft werden. Beides muss immer wieder neu erstritten werden. Das gilt auch für Deutschland.“

Keup sieht die demokratischen Verhältnisse in Deutschland und anderen Ländern als gefährdet an. „Wenn antidemokratische, nationalistische und sogar rassistische Haltungen immer lauter werden, erschreckt uns das in besonderem Maße. Uns erschreckt auch, dass immer wieder in Diskussionen, die wir führen, darüber gesprochen wird, dass autoritäre Systeme für Menschen Vorteile bringen würden, die eine Demokratie nicht in der Lage ist zu bieten.“ So werde China als Beispiel genannt, als normales kapitalistisches Land bezeichnet und nicht als Diktatur wahrgenommen.

Solche oder ähnliche Haltungen ermöglichen es nach Einschätzung von Keup politischen und sozialen Strömungen, eine Stimmung zu erzeugen oder darauf aufzubauen, die Menschen- und Freiheitsrechte einschränken will – und gegen die er mit seiner Arbeit der Aufklärung über Diktatur und Demokratie kämpft, nicht nur im Ausland, sondern nach Beendigung seine Weltreise wieder an der „ Heimatfront“.

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