Standort Bremen wird nach Streiks ganz geschlossen Ryanair zieht Jets aus Weeze ab

Weeze/Dublin · Europas größter Billigflieger steckt in der Krise. Nun schließt er für den Winter die Standorte in Bremen und Eindhoven – und hat in Weeze nur noch drei Jets.

 Zwei Flugzeuge von Ryanair stehen auf dem Flughafen Weeze.

Zwei Flugzeuge von Ryanair stehen auf dem Flughafen Weeze.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Europas größter Billigflieger Ryanair fährt seine Kapazität am Standort Weeze ab dem 5. November auf nur noch drei Maschinen herunter. Früher waren es zeitweise sechs Jets und mehr, zuletzt noch fünf. Ryanair schließt auch die Basen in Bremen sowie in Eindhoven in den Niederlanden. Dies hat Peter Bellow, Chief Operating Officer von Ryanair, in einer internen Mail am Montag an die Piloten und Cabin-Crews verkündet. Die Mail liegt unserer Redaktion vor.

Als Ursache für das Herunterfahren wird genannt, dass die Gewinne von Ryanair deutlich niedriger sind als erwartet. Darum gab das Unternehmen auch eine Gewinnwarnung am Montagvormittag heraus, derzufolge die Gewinne im aktuellen Geschäftsjahr zwölf Prozent niedriger sein werden als bisher prognostiziert. In dieser Meldung wurde auch beklagt, dass Ryanair unter den europaweiten Streiks von Piloten und Stewardessen leidet. Dies würde das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen schwächen – also müsse Ryanair die Ticketpreise senken. Der Aktienkurs der Airline stürzte um rund zehn Prozent ab.

Tatsächlich reagiert der Billigflieger mit dem Herunterfahren der Traditionsbasis in Weeze wohl auch darauf, dass dort am vergangenen Freitag unerwartet viele Flüge ausgefallen waren. Am Donnerstag war der Flughafen davon ausgegangen, dass neun von 17 Abflügen ausfallen, tatsächlich kamen zwei weitere gestrichene Verbindungen nach Chania (Griechenland) und Palermo in Italien hinzu. „Da standen Leute enttäuscht am Abflugschalter“, heißt es. „Jetzt schlägt Ryanair gegen die Belegschaft zurück“, sagt ein Brancheninsider. Tatsächlich hatte Ryanair angekündigt, kleinere Basen zu schließen oder herunterzufahren, falls die europaweiten Streiks andauern.

Die Gewerkschaft Verdi warf der Airline vor, die Verlegung sei "ein Vergeltungsschlag" für die jüngsten Streiks. "Wir fordern Ryanair auf, diese Entscheidung sofort zurückzunehmen und nicht die Existenz der Beschäftigten zu bedrohen", teilte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle mit. An beiden Standorten hätten sich viele Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt.

Außerdem leidet Weeze darunter, dass Ryanair immer mehr Flugzeuge in Köln und Düsseldorf stationiert, ein Schritt, der früher undenkbar gewesen wäre. So hat Ryanair den österreichischen Flieger Laudamotion in diesem Sommer nur gekauft, um sich Start- und Landerechte ab Düsseldorf zu sichern. Dadurch operiert die Airline ab der NRW-Hauptstadt nun mit acht Airbus-Jets. Die Tickets werden alle über Ryanair verkauft.

Ryanair erklärte, die Passagiere über den Wegfall von Flügen zu informieren. Ein Passagier, dessen Flug nach Fuerteventura wegfällt, rief unsere Redaktion an. Er habe angeboten bekommen, für einen Aufpreis ab Düsseldorf nach Fuerteventura zu fliegen. Doch dann fiel auch dieser Flug weg. Der Passagier will nun einen Anwalt einschalten, um Schadenersatz zu erhalten. Doch die Chance dafür ist niedrig, weil Ryanair die Flüge sehr früh abgesagt hat. Den bezahlten Flugpreis gibt es allerdings wohl schon zurück.

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