Klage gegen Tesla-Chef Der tiefe Fall des Elon Musk

New York · Die amerikanische Börsenaufsicht hat nicht nur Klage gegen den Tesla-Chef eingereicht. Sie will auch, dass er den Chefposten beim Elektroautobauer aufgeben muss. Ein weiterer Rückschlag für den visionären Unternehmer.

 Tesla-Chef Elon Muskauf dem Fabrikgelände in Fremont neben einem Tesla Model 3. Foto: dpa

Tesla-Chef Elon Muskauf dem Fabrikgelände in Fremont neben einem Tesla Model 3. Foto: dpa

Foto: dpa/Andrej Sokolow

Ohne Zweifel sind die Werke, die Elon Musk bisher geschaffen hat, visionär. Sein erstes Internetunternehmen verkauft er in jungem Alter für mehr als 300 Millionen Dollar an einen Computerproduzenten. Es ist der bis dahin höchste Preis, der je für ein Internet-Unternehmen bezahlt wurde. Als nächstes stampft er x.com aus dem Boden. Nie gehört? Aus diesem Projekt entsteht später der weltweit mit Abstand führende Online-Bezahldienst PayPal.

Für die meisten Menschen würde allein das schon für ein stattliches Lebenswerk reichen. Doch Musk will weiter, will die Welt verändern, will der Menschheit das Tor zur elektromobilen Zukunft aufstoßen. Das Ergebnis: Tesla. Dem geben Anleger nicht zuletzt wegen seines visionären Chefs an der Börse jahrelang einen ungeheuren Vertrauensvorschuss. Doch die Ära scheint zu Ende zu gehen. Musks Ankündigung, Tesla von der Börse zu nehmen, versehen mit dem Zusatz, die Finanzierung sei gesichert, hat die Welt alarmiert. Und die US-Börsenaufsicht auf den Plan gerufen, als Musk zwei Wochen später alles zurücknahm. Die SEC hat jetzt nicht nur Klage gegen Musk eingereicht, sie will ihn auch von einem Gericht aus dem Tesla-Chefsessel entfernen lassen. Im zweistelligen Prozentbereich sind die Tesla-Aktien deswegen in die Knie gegangen.

Ein weiterer Rückschlag für Musk. Dessen Absturz hat sich angekündigt. Auf kritische Fragen von Analysten zu Lieferverzögerungen bei Tesla reagierte Musk pampig. Er bezeichnete die Fragesteller als blöd und langweilig. In einem Interview erklärte er kürzlich, am Rande seiner Kräfte zu stehen. 120 Stunden arbeite er pro Woche, schlafe kaum, dafür brauche er Schlaftabletten. Und bisweilen Marihuana. Die Aufsichtsbehörde berichtet, Musk habe bei der Kalkulation des Preises für den angeblichen Börsenrückzug gerundet: Die Zahl 420 aber steht in der US-Popkultur für regelmäßigen Marihuana-Konsum und den Welt-Kiffertag am 20. April. Musk habe gedacht, der kleine Scherz würde seiner Freundin gefallen. In der Tat hat er dann Anfang September in einem anderen per Video aufgezeichneten Interview das Angebot des Moderators angenommen, an einem Joint zu ziehen - und das war nach seinem 420-Börsen-Tweet.

Dazu kommt die Geschichte mit dem Höhelntaucher, der in Thailand an der Rettung von 13 Menschen beteiligt war. Musk nannte ihn „pädophil“, nachdem der Taucher Musks öffentlichkeitswirksames Angebot eines Mini-Tauchboots zurückgewieisen hatte. Musks hässliche Seite.

Es spricht vieles dafür, dass Elon Musk gerade an die Grenzen seiner eigenen Realität stößt. Dabei darf man bei aller Kritik sagen, dass seine Visionen die Welt verändert haben. Tesla ist ein Erfolg, egal ob der Konzern den Sprung in die Massenfertigung schafft oder nicht: Der Elektro-Pionier hat die klassischen Hersteller gezwungen, rasch in den Autokorso der Elektromobilität einzulenken. Und auch sein 2002 gegründetes Raumfahrtunternehmen SpaceX hat Geschichte geschrieben. Es beliefert zu weitaus geringeren Kosten, als das in der Vergangenheit möglich war, die Raumstation ISS. Das Unternehmen hat es auch als erstes geschafft, die Raketen wieder zurückzubringen und auf der Erde landen zu lassen.

Egal, wie die Geschichte mit der US-Börsenaufsicht ausgehen wird: Vermutlich wird sich Musk im Falles eines Scheiterns einfach dem nächsten Projekt zuwenden. Das wäre der Hyperloop. Die Mission: Schieße mit Menschen besetzte Reisekapseln durch eine Vakuumröhre und mache die Luftfahrt - soweit es geht - überflüssig. Ein Neuanfang für Musk?

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