Schneechaos RWE weist Berichte zurück

Berlin (rpo). Nach den massiven Stromausfällen im Münsterland, bei denen durch Eis und Schnee belastete Strommasten abknickten, ist der Energieversorger RWE in die Kritik geraten. Berichte, nach denen das Unternehmen bereits 1994 über die erhöhte Bruchgefahr der Masten Bescheid wusste, wiesen RWE und Ministerium jetzt zurück.

Schneechaos in NRW
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Foto: AP

Laut "Berliner Zeitung" hatte das Staatliche Materialprüfungsamt in Dortmund 1994 im Auftrag des RWE Stahlproben untersucht. Das Institut sei seinerzeit im Wesentlichen vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert worden, das mit dem Wirtschaftsministerium auch die Fachaufsicht stellte. Relevante Erkenntnisse der Materialprüfer seien dem Ministerium gemeldet worden, das auch für die Aufsicht über die Stromversorger verantwortlich sei.

Ein Sprecher von RWE erläuterte, dass 1992 insgesamt 19 Masten während eines ungewöhnlich starken Sturms in Bayern beschädigt worden seien. Daraufhin habe der Konzern das Gutachten beim Materialprüfungsamt in Auftrag gegeben. Diese Studie habe aber ergeben, dass der Sicherheitsgrad des für die Herstellung der Masten verwendeten Werkstoffes "oberhalb der gültigen EU-Norm" gelegen habe.

Das Ministerium teilte mit, dass es 1994 nicht über mögliche Schäden an RWE-Strommasten informiert worden sei. Dies gehe aus einer Stellungnahme des Materialprüfungsamtes hervor, um die die Behörde am Dienstag gebeten hatte. Den weiteren Angaben des Amtes zufolge sei damals die Standsicherheit der Hochspannungsmasten gar nicht überprüft worden.

Vielmehr seien 15 Winkelprofile eines Strommastes getestet worden, nachdem es im Juli 1992 in Vöhringen-Füssen in Bayern eine Leitungsstörung gegeben hatte. Das NRW-Wirtschaftsministerium sei über den Vorgang nicht informiert worden, weil es sich um eine von RWE in Auftrag gegebene Prüfung gehandelt habe. Die Untersuchung sei eine Reaktion auf einen Schaden im süddeutschen Raum und nicht Gegenstand irgendeines in NRW anhängigen energieaufsichtsrechtlichen Verfahrens gewesen, hieß es weiter.

Nach heftigen Schneefällen waren Ende November im westlichen Münsterland mehr als 250 000 Menschen zum Teil mehrere Tage lang ohne Stromversorgung gewesen. 82 Hochspannungsmasten waren zuvor wegen starker Vereisung zusammengeknickt. 52 davon waren aus dem heute nicht mehr verwendeten Thomasstahl gebaut.

(afp)
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