Stromausfall RWE richtet Härtefonds für Betroffene ein

Münster (rpo). Fünf Tage nach dem Schneechaos hat sich die Stromversorgung im Münsterland am Mittwochabend langsam wieder dem Normalmaß genähert. Der Energieversorger RWE Energy erklärte, am Abend werde auch Ochtrup wieder an das Netz angeschlossen sein. Der Stromkonzern kündigte die Einrichtung eines Härtefallfonds mit fünf Millionen Euro für die Geschädigten an.

Schneechaos in NRW
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Foto: AP

Der Vorstandsvorsitzende von RWE Energy, Berthold Bonekamp, erklärte in Dortmund, der Hilfsfonds werde unabhängig von jeder rechtlichen Verpflichtung eingerichtet. Dem Unternehmen sei bewusst, dass "die durch eine Naturkatastrophe ausgelösten Stromausfälle unsere Kunden zum Teil stark belastet haben". Mit den Bürgermeistern solle erörtert werden, wie die Hilfe rasch und unbürokratisch anlaufen könne.

Zugleich beginne RWE mit einer umfangreichen Schadens- und Ursachenanalyse, erklärte der Vorstandschef. Nach Gesprächen mit der Bundesnetzagentur werde RWE die Analyse mit unabhängigen, externen Gutachtern vorantreiben. Den eigenen Schaden für RWE bezifferte Bonekamp nach ersten Schätzungen auf eine zweistellige Millionensumme, die wegen höherer Gewalt nicht versichert sei.

Noch 1.200 Helfer im Einsatz

Der Sprecher der Bezirksregierung Münster, Stefan Bergmann, sagte am Mittwochabend, noch immer seien etwa 1.200 Hilfskräfte im Einsatz. Zwar sei der Katastrophenalarm für den Kreis Borken inzwischen aufgehoben worden. Die Krisenstäbe blieben aber bestehen. Zwischen Metelen und Borghorst hätten sich die Spitzen zweier Strommaste verdreht.

Unter Umständen müsse für mehr als 10.000 Einwohner der Strom erneut unterbrochen werden. Das werde aber noch geprüft. Bei den noch 1.500 Unversorgten handele es sich um verstreute Höfe, die reihum von Notstromaggregaten angefahren würden. RWE Energy betonte dagegen, mit dem Wiederanschluss der restlichen Teile von Ochtrup werde nahezu die gesamte Stromversorgung im Münsterland wiederhergestellt sein.

Unterdessen werden Fragen nach Ursache und Verantwortung für die Stromausfälle immer lauter, die zeitweilig 250.000 Menschen in Kälte und Dunkelheit ließen. Die Düsseldorfer Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) verlangte in einem Treffen mit RWE-Energy-Vorstandschef Bonekamp detaillierte Auskunft. In der "Bild"-Zeitung wies Bonekamp jegliche Schadenersatzforderung zurück, da es sich bei der Wetterkatastrophe um höhere Gewalt gehandelt habe. Er wies zugleich Kritik zurück, der Konzern habe nicht genug in die Wartung der Strommasten und Netze investiert: "Wir stecken jedes Jahr rund zwei Milliarden Euro in unsere deutschen Leitungen. Ansonsten hätte Deutschland ja auch nicht den Ruf, über das zuverlässigste Netz in Europa zu verfügen."

Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Münster, Wieland Pieper, erklärte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP, rund 10.000 Unternehmen im westliche Münsterland seien von dem Stromausfall in Mitleidenschaft gezogen worden.

(ap)
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