Zwei Milliarden Euro Verlust Deutsche Bahn erwartet 2023 weitere Verschuldung

Berlin · Hohe Investitionskosten sorgen für immer größere Schulden bei der Deutschen Bahn. Nachdem Schenker während der Corona-Pandemie die Bilanz dämpfen konnte, sind die Verluste jetzt wieder im Milliardenbereich.

 Trotz hoher Passagierzahlen fährt die Deutsche Bahn in diesem Jahr wohl wieder Milliardenverluste ein.

Trotz hoher Passagierzahlen fährt die Deutsche Bahn in diesem Jahr wohl wieder Milliardenverluste ein.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Die Deutsche Bahn kommt nicht aus der Krise und fährt in diesem Jahr wieder tief in die roten Zahlen. Zwar konnte im vergangenen Jahr der Verlust unter dem Strich zwar auf rund 300 Millionen Euro begrenzt werden, wie Konzernzahlen zeigen, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen. 2021 hatte das Minus noch bei 911 Millionen Euro gelegen. 2023 wird der Konzernverlust demnach aber wieder auf um die zwei Milliarden Euro steigen.

Da die Bahn massiv in Netz und Fahrzeuge investieren muss, steigen die Netto-Schulden 2023 den Papieren zufolge von jetzt rund 33 Milliarden Euro auf 41,5 Milliarden, die Netto-Finanzschulden auf 37 Milliarden Euro. Eine Bahn-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf die Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.

Jeder dritte Fernzug hat Verspätung

Besonders das marode Schienennetz macht der Bahn zu schaffen und sorgt für Verspätungen. Fast jeder dritte Fernzug war 2022 zu spät. Bis 2027 brauche die Bahn 45 Milliarden Euro zur Deckung des Investitionsbedarfs, hatte der Koalitionsausschuss der Ampel festgestellt. Die Regierung will der Bahn nun über Einnahmen aus einer höheren Lkw-Maut ab 2024 helfen. Dies könnten etwa 20 Milliarden Euro sein.

„Der Beschluss des Koalitionsausschusses ist für uns viel Rückenstärkung“, sagte Verkehrsminister Volker Wissing. „Wir werden unser Programm für die Schiene zum Ausbau eines Hochleistungsnetzes jetzt finanzieren können.“ Bahn-Chef Richard Lutz zeigte sich erfreut und sagte, jetzt könne man die veraltete und störanfällige Schieneninfrastruktur konsequent modernisieren und digitalisieren.

Logistik-Tochter Schenker mit Gewinnverlust

Dass der Konzern 2022 mit einem vergleichsweise geringen Minus abgeschlossen hat, ist in erster Linie der internationalen Logistik-Tochter Schenker zu verdanken. Sie fuhr einen Rekordgewinn von über zwei Milliarden Euro ein, da die Frachtraten infolge der Corona-Krise rasant gestiegen waren. Zuletzt hatte sich der Boom jedoch abgeflacht, sodass der Schenker-Gewinn den Unterlagen zufolge 2023 deutlich sinkt – von 1,8 Milliarden Euro auf gut 1,1 Milliarden Euro. Da auch das marode Schienennetz einen Verlust von einer halben Milliarde verzeichnen wird, stürzt der Gesamtkonzern wieder in die tiefroten Zahlen und die Schulden steigen entsprechend.

Auch der Fernverkehr mit IC und ICE konnte trotz neuer Reisefreude nach Corona und hoher Passagierzahlen nichts ändern. Die Einnahmen der Sparte steigen zwar, auf der anderen Seite wirken sich aber die Abschreibungen auf die zahlreichen neuen ICE aus, die dringend gebraucht wurden.

Mittelfristig Besserung erwartet

Die Mittelfristplanung des Konzerns zeigt für die kommenden Jahre eine Besserung, wenn die Bahn unter dem Strich auch 2024 in den roten Zahlen bleiben sollte. Die Netto-Schulden bleiben den Unterlagen zufolge bei um die 40 Milliarden Euro. Die Netto-Finanzschulden, bei denen sogenannte Hybrid-Anleihen und Pensionspflichten teilweise nicht angerechnet werden, betragen danach 2023 rund 37 Milliarden Euro. In Bahn-Kreisen hieß es daraufhin, die Schulden könnten aufgrund neuerer Einschätzungen deutlich niedriger ausfallen als in den Planzahlen.

Der erwartete Einbruch beim Schenker-Gewinn trübt auch die Verkaufsaussichten für die Tochter. Der Konzern-Aufsichtsrat hatte Ende 2022 dem Vorstand weitgehend freie Hand gegeben, um eine Veräußerung von Schenker an Konkurrenten, Finanzinvestoren oder auch einen Börsengang vorzubereiten.

Schenker gilt nicht mehr als Kerngeschäft der Bahn, die sich auf die Schiene in Deutschland konzentrieren soll. In Finanzmarktkreisen war für Schenker zuletzt ein Wert von etwa 15 Milliarden Euro genannt worden. Der Schenker-Verkauf soll nicht vor September gestartet werden und sich über mehrere Monate hinziehen. Das heißt, ein Abschluss vor 2024 ist nicht denkbar.

(csch/Reuters)
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