Umsatz zehn Prozent höher als 2021 Rewe macht mehr Geld mit Veganem

Köln/Düsseldorf · Dafür kaufte die Kundschaft weniger Fleisch und Obst. Vor allem Spargel war so unbeliebt wie nie. Insgesamt ging die Inflation nicht spurlos an dem Konzern dabei.

 Die Rewe-Gruppe macht zwar mehr Umsatz, aber der Gewinn war rückläufig.

Die Rewe-Gruppe macht zwar mehr Umsatz, aber der Gewinn war rückläufig.

Foto: dpa/Oliver Berg

Rewe kommt augenscheinlich gut durch die Krisen: Trotz Inflation, Krieg und steigender Energie- und Rohstoffpreise erwirtschaftete der Lebensmitteleinzelhändler aus Köln im vergangenen Jahr 85 Milliarden Euro Umsatz. Das sind rund zehn Prozent mehr als 2021. Doch laut Rewe-Chef Lionel Souque hängt das vor allem mit den Umständen zusammen: „Es sind sehr gute Zahlen, ja, aber klar ist: Ein Großteil des Mehrumsatzes kommt von der Inflation“, sagte er bei der Jahreskonferenz am Dienstag. Gestiegene Preise bedeuteten auch mehr Umsatz. Der Gewinn des Konzerns dagegen sei geringer ausgefallen als 2021. Das liege unter anderem daran, dass Rewe seine steigenden Kosten nicht an die Kundschaft habe weitergeben wollen, so Souque. Dafür investierte der Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland sogar einen dreistelligen Millionenbetrag.

Ganz habe es sich am Ende zwar nicht vermeiden lassen, doch immerhin seien die Preise in den Rewe-Märkten nur um rund acht Prozent gestiegen – ein großer Unterschied zu den rund 13,4 Prozent, die Lebensmittel laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich teurer geworden sind. Doch obwohl beispielsweise Obst laut Souque keiner großen Preissteigerung unterlag, hätten sich die Menschen in dem Segment zurückgehalten. Spargel sei sogar rund 15 Prozent günstiger gewesen, und dennoch blieben viele Stangen im Regal liegen. „Daran sieht man, dass nicht unbedingt die besonders teuren Produkte unbeliebter wurden“, sagt Souque. Manchmal seien es eben auch die gewesen, auf die die Kundschaft am ehesten hätte verzichten können.

Auch die Nachfrage nach Fleisch und Wurst ist gesunken, während Rewe nach eigenen Angaben weiterhin einen „ungebrochenen Trend“ zu vegetarischen und veganen Ersatzprodukten beobachtet. Beim Lebensmittel-Discounter Penny, der zur Rewe-Gruppe gehört, stieg man zwar erst später mit Fleischalternativen ein, doch diese seien hier ebenso beliebt. Außerdem greife die Kundschaft immer häufiger zu Eigenmarken. „Daran merkt man, wie preissensibel sie ist und wie bewusst die meisten einkaufen“, sagte Finanzchef Telerik Schischmanow.

Kurz war auch der Streit mit verschiedenen Herstellern Thema auf der Jahrespressekonferenz. Rewe hatte im Herbst 2022 die Cornflakes von Kellogg’s und alle Produkte des Mars-Konzerns ausgelistet. Die Preiskämpfe sind laut Souque nach wie vor aktuell, aber immerhin seien jetzt wieder Gespräche mit den Herstellern möglich. „Zeitweise haben manche ja gar nicht geliefert, aber wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass das die schlechteste Lösung für alle ist“, sagte Souque. Der Rewe-Chef geht trotzdem davon aus, dass die Verbraucherpreise 2023 hoch bleiben und der Lebensmitteleinzelhändler nicht dauerhaft vermeiden kann, Preissteigerungen weiterzugeben.

Profitieren wird der Konzern aber wohl weiterhin vom Tourismus. In diesem Bereich machte er 2022 einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro – und damit doppelt so viel wie mitten in der Pandemie, im Jahr 2021. Zur Rewe-Gruppe gehören die Marken Jahn-Reisen, ITS, Dertour und Kuoni. Spekulationen über einen Kauf von Konkurrent FTI erteilte Souque eine Absage.

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