Zustimmung zu Sanierungsplan Bei Galeria stehen die Zeichen wieder auf Zukunft

Essen · Die Zerschlagung der Essener Warenhauskette ist vermieden worden. Erneut verzichten die Geldgeber dafür auf Milliardensummen. Jetzt soll schnell umgebaut, mehr digitalisiert und mehr regionalisiert werden.

Kaufhof NRW - Schließungsliste: Diese Filialen machen zu
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Diese Kaufhof-Filialen in der Region stehen auf der Schließungsliste

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Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Vor rund zweieinhalb Jahren haben die Gläubiger des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof bereits auf mehr als zwei Milliarden Euro verzichtet und so ihren Beitrag dazu geleistet, dass der Konzern nach dem ersten Schutzschirmverfahren fortbestehen konnte. Danach sollte bei dem Essener Konzern, der schon seit Jahren in einer schweren Krise steckt, alles besser werden, der überlebensfähige Teil binnen einiger Jahre eine Umsatzrendite von zumindest fünf Prozent abliefern.

Das ist Wunschdenken geblieben. Statt ambitionierte Ziele zu erfüllen, ist Galeria ein weiteres Mal an den Abgrund geraten, und auch diesmal wäre der Warenhausbetreiber ohne das Einlenken seiner Geldgeber und deren am Montag erteilte Zustimmung zum Sanierungsplan zusammengebrochen. Auch jetzt verzichten die Gläubiger auf Forderungen in Milliardenhöhe. „Der Insolvenzplan bedarf zu seiner Wirksamkeit noch der formellen Bestätigung durch das Amtsgericht Essen. Zur Befriedigung der Gläubiger stehen anschließend 50 Millionen Euro zur Verfügung“, teilte das Unternehmen am Montag mit. Und es ergänzte: „Auch wird der Galeria-Gesellschafter dann seine Zusage einlösen, die Sanierung des Unternehmens mit Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro zu unterstützen.“ Hätte die Signa-Gruppe mit ihrem Miteigentümer René Benko das nicht zugesagt, hätten die Gläubiger ihren Segen wohl nicht gegeben. Und Benko hätte wohl auch den letzten Rest an Vertrauen verspielt.

Jetzt stehen die Zeichen erst mal wieder auf Zukunft: „Die große Zustimmung der Gläubiger zeigt das Vertrauen in das neue Warenhauskonzept. Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur. Entscheidend ist, dass es gleichermaßen zügig wie konsequent durch das Management und den Eigentümer umgesetzt wird“, erklärte der Generalbevollmächtigte Arnd Geiwitz.

Das neue Konzept: Fokussierung auf chancenreiche Standorte und sinnvolle Flächen, ein schneller Umbau aller Filialen in drei Jahren, Investitionen in Digitalisierung, so effiziente wie schnelle Prozessabläufe, mehr Shop-in-Shop-Prinzip, ergänzende Angebote sowie vor allem eine größere Lokalisierung mit mehr Verantwortung in den Regionen. Letzteres klingt ein bisschen anders als früher (und war auch ein Reizthema bei der Diskussion mit Teilen des alten Managements), aber ansonsten erinnern die Schlagworte vom Montag an vieles, was schon in der Vergangenheit angekündigt und nicht erfolgreich umgesetzt wurde.

So oder ähnlich denken vermutlich auch Teile der Belegschaft, die am Montag vor der Messe Essen demonstrieren wollten. Mit markigen Vorwürfen gegen Miteigentümer Benko, mit Appellen an die soziale Verantwortung des Eigners, mit der Beschreibung „Warenhaus als Armenhaus“. So mancher glaubt nicht an den Erfolg der neuerlichen Rettungsaktion – auch wenn die meisten einsehen, dass sie in dieser Form wohl mal wieder alternativlos war. Eine Ablehnung wäre katastrophal gewesen, sagt Sachwalter Frank Kebekus. Die Folgen wären gewesen: „Stilllegung des Geschäftsbetriebs, die Schließung aller Filialen, die Kündigung aller Mitarbeitenden“, wie Kebekus sagte. Der Sanierungsplan sieht bekanntlich weitere tiefe Einschnitte vor. Dazu gehören die Schließung von 47 Filialen, davon aktuell 15 in Nordrhein-Westfalen, und der Abbau weiterer Tausender Arbeitsplätze in den Niederlassungen und in der Essener Hauptverwaltung. Von mehr als 4000 Stellen, die wegfallen sollten, war die Rede gewesen.

Galeria-Beschäftigte am Montag vor der Gläubigerversammlung in Essen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Galeria-Karstadt-Kaufhof hatte Ende des vergangenen Jahres zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Als Gründe hatte die Konzernspitze seinerzeit nicht nur die Folgen der Pandemie genannt, sondern auch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, die dadurch bedingten Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln und den Konsumverzicht von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Das erste Schutzschirmverfahren 2020 hat damals nur vorübergehend geholfen, obwohl schon da mehr als 40 Häuser geschlossen sowie 4000 Jobs abgebaut worden und dem Unternehmen rund zwei Milliarden Euro an Schulden erlassen worden waren. Zu denen, die große Teile ihrer Forderungen abschreiben müssen, gehört auch der Bund, der insgesamt 680 Millionen Euro Hilfe geleistet hat.