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Debatte nach Flugzeug-Katastrophe Europa stoppt alle Flüge mit Boeing 737 Max 8

Düsseldorf/Köln · Immer mehr Länder stoppen Flüge mit der Boeing 737 Max, weil die Ursachen zweier Abstürze unklar sind. Nachdem Großbritannien ein Flugverbot verhängte, ziehen Deutschland und die europäische Flugaufsicht nach. Auch Düsseldorf und Köln sind betroffen.

 Januar 2018: Die erste Boeing 737 Max 8 wird am Brüsseler Flughafen der Tui übergeben (Archivfoto).

Januar 2018: Die erste Boeing 737 Max 8 wird am Brüsseler Flughafen der Tui übergeben (Archivfoto).

Foto: dpa/Dirk Waem

Nach dem Absturz eines Boeing-Jets des Modells 737 Max in Äthiopien am vergangenen Sonntag verhängen immer mehr Staaten zeitweise Flugverbote. Nach China und Singapur erlitt der US-Konzern auch in Europa einen schweren Schlag: Am frühen Dienstagnachmittag sprach die britische Regierung ein vorläufiges Flugverbot aus. Kurz darauf wurden Flüge auch in Deutschland erst einmal verboten. Das sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage. Die Ursache für das Unglück in Äthiopien stehe derzeit nicht fest. Zurzeit gebe es mehr Zweifel als Erkenntnisse.

Auch die europäische Flugaufsicht EASA hat am Dienstagabend den Luftraum für praktisch alle Flugzeuge des Typs gesperrt. Es geht konkret um die 737 Max 8 und die 737 Max 9, die zwei entscheidenden Flugzeuge der Baureihe.

Zuvor hatte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) schon dem Sender n-tv gesagt: „Sicherheit geht absolut vor. Bis alle Zweifel ausgeräumt sind, habe ich veranlasst, dass der deutsche Luftraum für die Boeing 737 Max ab sofort gesperrt wird.“ Dies begrüßt Thomas Jarzombek, Bundestagsabgeordneter aus Düsseldorf und Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt: „Die Sicherheit der Passagiere hat oberste Priorität. Das ist eine vernünftige Entscheidung.“

Die Sperre des deutschen Luftraums für das Boeing-Modell gilt für drei Monate. Bis einschließlich 12. Juni dürfe kein Flugzeug des Typs Boeing 737 Max 8 und Max 9 über der Bundesrepublik fliegen, erklärte die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt am Dienstagabend.

In NRW sind die Flughäfen vom Flugverbot mehrfach betroffen. Nach Düsseldorf fliegen mit einer Boeing 737 Max die polnische Airline Lot sowie Smart Wings aus Tschechien und Turkish Airlines sowie Corendon aus der Türkei. Nach Köln fliegt Turkish Airlines mit dem Problemflugzeug.

Der Hannoveraner Reisekonzern Tui muss seine 15 Max-Flugzeuge vorerst am Boden lassen. Betroffen sind nicht nur die Jets der britischen Airline des Konzerns. Auch die in Belgien fliegenden Maschinen werden geparkt, „um mehr Zeit zu haben, die Situation mit dem Hersteller und den Behörden zu diskutieren“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.

„Wir haben unter dem Eindruck von zwei Abstürzen mit der gleichen Maschine einen enormen Druck in der Öffentlichkeit“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Nun gebe es eine Umkehr der Beweislast: „Normalerweise wird ein einmal zugelassener Jet erst aus dem Verkehr genommen, wenn es einen Beweis gibt für ein hohes Risiko. Jetzt ist es praktisch umgekehrt: Boeing muss beweisen, dass es kein Risiko mit der 737 Max gibt.“

Es geht um zwei Katastrophen: Am Sonntag fanden 157 Menschen den Tod, nachdem ein 737-Max-Jet von Ethiopian Airlines abgestützt war. Bereits im Oktober war eine Maschine des gleichen Typs in Indonesien abgestürzt. Es gab 189 Tote. Und während bei dem Unglück 2018 sicher scheint, dass der Pilot Fehler gemacht hat, ist die Ursache des Absturzes am Sonntag noch völlig offen. „Auffällig ist, dass es erneut um einen Absturz während des Starts ging“, sagt Großbongardt.

Der frühere Mitarbeiter von Boeing weist darauf hin, dass es offensichtlich Schwierigkeiten mit einer Stabilisierungssoftware des Flugzeuges gebe: Weil die sehr schweren Turbinen weit vorne hängen, zieht die Spitze des Jets stark nach unten. Um dies auszugleichen, sorgt eine Software dafür, dass der Jet nach dem Start relativ steil aufsteigt. Genau dies kann dann wiederum dazu führen, dass die Maschine instabil wird. Indirekt räumte Boeing ein, dass es ein Problem mit dem Computerprogramm geben könnte. Der US-Flugzeugbauer will ein verbessertes Kontrollprogramm einführen, um „ein bereits sicheres Flugzeug noch sicherer zu machen“. Einen direkten Bezug zu dem in Äthiopien abgestürzten Flugzeug stellte Boeing nicht her. Der Konzern sprach den Angehörigen der 157 Todesopfer seine Anteilnahme aus.

Für Boeing ist das Ganze auch wirtschaftlich ein schwerer Schlag. Die Boeing 737 in ihrer früheren Version war mit mehr als 10.000 verkauften Stück eines der meistverkauften Flugzeuge. Nun sollte die Boeing 737 Max dafür sorgen, dass der Markt  für mittelgroße Flugzeuge mit einer sehr spritsparenden und weitfliegenden Version erobert wird. Bisher hat Boeing 350 Stück der Maschine ausgeliefert, mehr als 5000 Bestellungen gesammelt. Weil viele davon storniert werden könnten, rutschte die Aktie des US-Konzerns am Dienstag um weitere sieben Prozent ab.

Das Unternehmen ist aber immer noch 200 Milliarden Euro wert, die Airbus-Gruppe aus Europa nur 90 Milliarden Euro.

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